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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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Freier, Menschenhändler, Polizei und Gesellschaft haben einige Frauen derart gezeichnet, dass sie nach ihrer Flucht aus der Zwangsprostitution zu mutigen und erfolgreichen Kämpferinnen gegen die Sklaverei wurden. Eine dieser Frauen war Norma Hotaling, Gründerin von Standing Against Global Exploitation ( SAGE ) in San Francisco, die ich einige Jahre vor ihrem Tod kennenlernen durfte. Der Arbeit von Norma ist es zu verdanken, dass Zuhälter von Minderjährigen als Sexualstraftäter verurteilt wurden. Außerdem richtete sie das erste Aufklärungsprogramm für inhaftierte Klienten der Prostitution ein. Andererseits beklagen sich Prostituierte oft zu Recht, dass diese Organisationen zur Abschaffung der Sklaverei ihnen das Leben schwerer machen, als es ohnehin schon ist, indem sie dafür sorgen, dass sie in Razzien verhaftet und von der Polizei misshandelt, kriminalisiert, ausgewiesen und nicht selten vergewaltigt und inhaftiert werden.
    In den Fällen der häuslichen Gewalt verhaftet die Polizei den Aggressor und nicht die misshandelte Frau (vorausgesetzt natürlich, ein Land hat entsprechende Gesetze). Warum werden also Prostituierte verhaftet, und warum bleiben die Zuhälter und Klienten in 90  Prozent der Fälle unbehelligt? Der Grund ist, dass die Diskriminierung der Frauen in weiten Teilen der Welt unverändert fortbesteht, ebenso wie die Vorstellung, dass Männer sich alle sexuellen Freiheiten nehmen dürfen. Beides schlägt sich in den Gesetzen gegen den Menschenhandel und die Zwangsprostitution genauso nieder wie in der Doppelmoral des politischen Diskurses.

Ein Kreuzzug
    Als die damalige Außenministerin der Vereinigten Staaten, Condoleezza Rice, in ihrem Rechenschaftsbericht des Jahres 2008 die Abschaffung der Sklaverei als »das größte moralische Gebot unserer Zeit« bezeichnete, löste sie eine heftige Diskussion zwischen den Gegnern der Prostitution und den Befürwortern einer Reglementierung aus. Es war eine Auseinandersetzung zwischen verhärteten Fronten, die keinerlei Kompromiss zuließ. Nach Ansicht der Bush-Regierung hielt man es in dieser Frage »entweder mit Gott oder mit dem Teufel«. Als Hillary Clinton im Jahr 2009 das Außenministerium übernahm, milderte sie die Rhetorik etwas ab. Die Regierung Obama erkannte an, dass es sich beim Menschenhandel um ein komplexes Thema handelt und dass der Diskurs, den Washington dem Rest der Welt nahezu im Alleingang aufzwang, einer Revision bedurfte.
    In Zeiten der afrikanischen Sklaverei wurde die Frage erörtert, ob Sklaven wirklich im juristischen Sinne Menschen waren, während die Sklavenhändler, -halter und -ausbeuter genauso unsichtbar blieben wie die Gesetze, die sie zu ihren eigenen Gunsten verabschiedet hatten. Der gegenwärtige politische Diskurs zeichnet sich durch eine ganz ähnliche Doppelmoral aus. In den Vereinigten Staaten steht beispielsweise der Konsum der Prostitution unter Strafe; trotzdem gibt es Tausende Nachtclubs, Massagesalons und Escort-Services, die in den renommierten Tageszeitungen inserieren, mit staatlicher Genehmigung ihre Dienstleistungen anbieten und sogar Kreditkarten akzeptieren.
    Es ist eine traurige Wahrheit, dass viele, die sich an der internationalen Debatte um Menschenhandel und Zwangsprostitution beteiligen, die bestehenden internationalen Gesetze und Übereinkommen nicht kennen und keine Ahnung haben, was und wen diese schützen. Aus diesem Grund verläuft diese Diskussion häufig unsachlich und wird durch religiös-moralische Einstellungen zur sexuellen Freiheit geprägt, statt durch eine ernsthafte Analyse beispielsweise der Verwestlichung mit ihren Folgen, der nationalen Gesetzgebungen oder der internationalen Verträge, die von der großen Mehrheit der Staatengemeinschaft unterzeichnet wurden.
    Wenn die Diskussion häufig unsachlich geführt wird, dann liegt das auch daran, dass viele der Beteiligten den Zusammenhang zwischen Menschenhandel und Prostitution nicht erkennen können oder wollen. Von dieser Verwirrung und der daraus resultierenden Untätigkeit profitieren jedoch nur die Menschenhändler und Zuhälter: Solange so getan wird, als handele es sich bei der Prostitution um einen Ausdruck der sexuellen Freiheit, und solange das Thema losgelöst vom Menschenhandel betrachtet wird, verdienen die Sklavenhalter Jahr für Jahr Abermillionen. Ein gutes Beispiel für diese Ironie ist eine Gruppe von Unternehmern, die im kolumbianischen Cartagena eine lukrative Kette von Sexshops unterhielt und Kampagnen zum

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