Sklavin der Hölle
»Neidisch...?« Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Neid ist etwas anderes. Aber ich merkte, dass mir selbst etwas fehlte.«
»Ja«, sagte Maxwell, » so etwas gibt es. Hat Lina Ihnen gesagt, was sie beruflich macht?«
»Nein. Außerdem ist es schon lange her, dass ich sie gesehen habe. Gestern fiel sie mir wieder ein, als ich in den Spiegel schaute und daran dachte, mir ein neues Outfit zuzulegen, wobei ich denke, dass ich hier richtig bin.«
»Das sind Sie, Glenda. Sie sind sogar sehr richtig«, fügte er zweideutig hinzu und kümmerte sich wieder um Glenda’s Frisur. »Es wäre schade, wenn man zu viel abschneiden würde. Das muss ich Ihnen ehrlich sagen. Man kann trotzdem einiges tun. Darüber werde ich mit Jennifer reden, falls Sie nichts dagegen haben.«
»Was sollte ich denn dagegen haben? Sie ist die Fachfrau. Und wenn Sie meinen, dass sie mit mir gut zurechtkommt, dann stimme ich zu. Das ist perfekt.«
»Danke.« Miro wühlte noch mal ihre Haar hoch und nickte Glenda im Spiegel zu. »Ich werde mich kurz mit ihr beraten und schaue dann später noch mal vorbei.«
»Danke, Miro.«
Er tänzelte weg. Glenda konnte sich wieder ihren Gedanken widmen. Sie war sich nicht sicher, ob sie alles richtig gemacht hatte. Möglicherweise hatte sie sich durch ihre Rederei auch zu weit vorgewagt, aber sie hatte auch einen Köder legen müssen. Wenn Miro Maxwell etwas mit dem Verschwinden der Leiche zu tun hatte – wobei Glenda die Frauen mit einschloss – musste er reagieren. Darauf war sie gespannt.
Jennifer als auch ihr Chef ließen sich Zeit. So konnte sich Glenda kurz umschauen. Der Salon hatte sich gut gefüllt. Alles spielte sich ein paar Meter von ihr entfernt ab. Da standen die Sitze auch dichter zusammen. Sie kam sich vor wie auf einer Insel. Nur weg von den anderen Kunden, damit sie ja nichts mit denen zu tun bekam.
Bewusst oder Zufall?
An einen Zufall wollte Glenda nicht glauben. Wer hier arbeitete, der wusste schon, was er tat.
Der Spiegel bot ihr auf Grund seiner Größe einen guten Überblick. So sah sie, dass sich der Chef und seine Mitarbeiterin noch immer zurückhielten, und Glenda wollte die Chance nutzen, um eine erste Meldung los zu werden.
Sie klaubte ihr Handy aus der dunkelblauen Blazer-Jacke, die sie zur Jeanshose trug, wählte und hoffte darauf, dass sich der Teilnehmer auch meldete.
Das geschah sogar recht schnell.
»Ich bin es, John«, sagte sie.
»Sehr gut. Wo steckst du jetzt?«
»Beim Friseur.«
»Und?«
»Nicht schlecht, würde ich sagen. Ich habe einen Köder ausgelegt. Jetzt muss ich warten, ob auch jemand anbeißt.«
»Aber du bist dabei vorsichtig?«
»Das versteht sich. Ich habe auch diesen Miro Maxwell kennen gelernt«, berichtete sie. »Ein Wahnsinn, sage ich dir. Dieser Typ wäre perfekt für eine Doku-Soap. Er macht viel Schau, und das kann man bei seinem Aussehen auch verlangen.«
»Sonst hast du keine Hinweise gefunden?«
»Nein, John. Ich habe nur den Namen Lina Davies erwähnt.«
»Oh... Und?«
»Nichts. Es gab nur, das kann man wirklich so sagen, verhaltene Reaktionen.«
»Es deutete nichts auf einen Sinneswandel hin?«
Obwohl Glenda telefonierte, behielt sie ihre Umgebung im Auge. »Nein, gar nichts.«
»Das ist schon verwunderlich.«
»Sieh es, wie du willst, John. Ich muss Schluss machen. Es geht gleich los.«
»Womit?«
»Mit den Haaren.«
»Okay. Wenn du dich in einer bestimmten Zeitspanne noch nicht gemeldet hast, werden wir eingreifen und...«
Glenda konnte nicht mehr zuhören, denn Jennifer war bereits zu nahe gekommen. Sie schob einen Wagen vor sich her. In einem Korb lagen die Arbeitsutensilien, die sie benötigte, um eine neue Frisur zu schaffen. Ob sie etwas gehört hatte, konnte Glenda nicht sagen. Jedenfalls war ihr Handy verschwunden, als Jennifer einen hellgrünen Umhang ausbreitete und ihn über Glenda’s Körper legte. Am Hals wurde er befestigt.
Glenda trank einen Schluck Wasser. Sie konnte normal schlucken. Das Band schnitt nicht zu scharf in die dünne Haut an der Kehle.
»Wie fangen Sie an?«, fragte sie.
»Waschen.«
»Sehr gut. Und weiter?«
»Da müssen wir dann noch darüber reden.«
»Klar.«
Glenda musste der Frau im sanft roten Overall vertrauen. Er bestand aus einem dünnen Stoff und konnte durch einen langen Reißverschluss geöffnet werden. Momentan war er nur ein Stück nach unten gezogen worden. So waren gerade mal die Ansätze der Brüste zu erkennen.
Jenny berührte mit dem Fuß eine bestimmte
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