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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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unnötig dieser Gefahr aussetzen?«
    »Ja, warum sollte ich? Ich bin genau das, was ich zu sein behaupte.«
    »Jede kann sagen, sie sei eine Dame, und ihr Benehmen straft sie Lügen. Ich weiß, daß Sie mir nicht weh tun wollen, wenn Sie mich beleidigen, sondern daß Sie dadurch Ihre Angst bemänteln. Ich kenne Sie lange genug, um diese Wahrheit entdeckt zu haben. Hamid Sharif wird Sie nicht lange genug kennen, um entsprechende Schlüsse zu ziehen. Verstehen Sie mich jetzt, Lalla?«
    Chantelle nickte einsichtig. Sie schenkte Hakeem sogar ein kleines Lächeln, weil er so besorgt war, sie, wenn auch überflüssig, zu warnen. Sie hatte sich an den schmächtigen Türken gewöhnt und scheute sich nicht, ihm ihre Ängste zu offenbaren, denn sie wußte, daß er ihr Vertrauen nicht mißbrauchte.
    »Wie soll ich es schaffen, keine Angst zu haben, Hakeem?« fragte sie beinahe flüsternd.
    Er hätte ihr das nächstliegende geantwortet, nämlich, daß derjenige, der sie kaufte, bestrebt sein würde, ihr zu gefallen, so daß sie ihrerseits sich ebenfalls bemühen würde, doch er kannte sie gut genug, um zu wissen, daß er ihr das nicht sagen konnte. Er wußte, daß eine ihrer Hauptängste darin bestand, einem Herrn gefallen zu müssen. Er konnte nur hoffen, daß sie zu gegebener Zeit anders darüber dachte. Aber was konnte er ihr erzählen, was er ihr noch nicht klargemacht hatte?
    »Niemand erwartet, daß Sie furchtlos sind, Lalla. Doch wenn Sie daran denken, daß man Sie nicht verletzen wird, daß Sie wertvoll sind – können Sie daraus nicht Mut schöpfen? Und Sie sind vorbereitet, Sie wissen, was Sie erwartet. Sie verstehen nun auch ein wenig die Sprache und werden sie immer besser zu beherrschen lernen. Nur wenige Gefangene können das von sich behaupten, denn die meisten Kapitäne kümmern sich nicht darum, ob die Eingewöhnung für die Sklaven leicht sein wird; noch weniger, ob sie sich im gleichen Zustand befinden wie bei ihrer Gefangennahme. Rais Mehmed hielt es für weise, Sie unserem Arbeitgeber ohne Tränen oder Widerstand zuzuführen – und mit Wissen über unsere Sitten ausgestattet, was für alle Beteiligten nur von Vorteil sein kann. Hamid Sharif wird erfreut sein, und davon werden der Kapitän und Sie profitieren. Sie haben wirklich keinen Grund, sich vor Ihrer Ankunft hier zu fürchten, Lalla. Alles wird gut werden.«
    »Bis ich verkauft bin«, fügte sie hinzu, ohne die Worte zurückhalten zu können.
    Hakeem betrachtete sie mit gefurchter Stirn, doch es gab nichts mehr, was er zu diesem Thema hätte sagen mögen. »Hier sind die Kleider, die der Kapitän für Sie bestimmt hat, die Sie beim Verlassen des Schiffes tragen sollen. Bitte seien Sie drei Stunden nach Sonnenuntergang bereit.«
    Er hielt jedes Stück zu ihrer Begutachtung hoch. Alle waren von fader, unbestimmbarer Farbe und aus strapazierfähiger Baumwolle, außer dem Yashmak, dem Schleier, den die Frauen in der Öffentlichkeit trugen. Dieser bestand aus dunklem Mull. Es gab Pantalons, die wie lange Unterhosen aussahen, eine langärmelige Tunika, von der Chantelle nicht ahnen konnte, daß Hakeem sie wegen Chantelles Schamhaftigkeit ausgesucht hatte, ein kurzes, boleroartiges Westchen, das mit einem Knopf über der Brust zu schließen war, einen breiten Schärpengürtel und einen voluminösen Kaftan, das lange, mantelähnliche Gewand, das im Nahen Osten von Männern wie Frauen getragen wird. Dieser hier war weit genug, um die junge Frau von den Schultern bis zu den Füßen völlig zu verhüllen. Schuhe waren nicht vorhanden, denn ihre eigenen taten die Dienste noch, obwohl sie nach Chantelles kurzem Ausflug in die Freiheit durchnäßt worden waren.
    Die junge Frau war überhaupt nicht begeistert von den Pantalons, die nach ihrer Meinung nicht besser als schmucklose Unterwäsche wirkten. »Könnte ich nicht den Mantel und Schleier über meine eigenen Sachen anziehen?«
    Hakeem schüttelte den Kopf, doch er lächelte leicht über ihr Mißfallen. Was all seine Worte nicht erreicht hatten, hatte die Kleidung bewerkstelligt – Chantelle von ihrer Angst abzulenken.
    »Ihr Kleid ist zu fremdländisch gemustert. Der weite Rock würde trotz der Länge des Kaftans hervorschimmern. Wir möchten, daß Sie beim Verlassen des Schiffes wie eine Moslime aussehen, die vielleicht mit uns gereist ist, und daß Sie kein Aufsehen erregen. Hamid Sharif wird Ihre Gegenwart geheimhalten, bis er bereit ist, Ihre Versteigerung anzukündigen – und diese wird privat sein, nur

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