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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Was für ein blinder Narr war er doch! Diese Frau konnte der Grund sein, warum der Großwesir ihn, Rahmet, so oft zum Hafen geschickt hatte. Sicher hatte Omar auf eine Nachricht von der Engländerin gewartet und nicht gewollt, daß Rahmet das wußte. Es war auch nicht nötig gewesen, ihm den Anlaß mitzuteilen. Omar Hassan war überzeugt, daß Rahmet von der Anwesenheit einer Britin berichten würde.
    Nachdem Rahmet diese Schlüsse gezogen hatte, die ihm viel besser gefielen als der Gedanke an eine Bestrafung, näherte er sich dem Marinetor. Er blieb bei den Wächtern stehen, behielt Hamid Sharifs Schiff im Blickfeld und versuchte von den Wachtposten etwas Neues zu erfahren. Sie wußten nicht viel, denn sie hatten ihren Dienst erst kurz nach dem Ruf zum Abendgebet angetreten.
    Rahmet mußte nicht lange warten, bis er selbst Zeuge gewisser Aktivitäten auf dem Schiff wurde. Die Frau erschien an Bord und ging, flankiert von zwei Männern, an Land. Doch es war kein Klirren von Ketten zu hören. Sie wurde in keiner Weise behindert. Von der Erscheinung her wirkte sie wie eine Moslime in ihrer Straßenkleidung. Obwohl Rahmet nicht weit von ihr entfernt stand, während ihre Begleiter den Wächtern etwas erklärten, konnte er nichts Fremdartiges an ihr erkennen, nicht einmal die Farbe ihrer Augen, denn sie hielt den Blick gesenkt, wie es sich gehörte.
    Rahmet war enttäuscht, doch er hatte eigentlich nichts anderes erwarten dürfen. Es war der Fluch aller Männer, daß die Frauen auf der Straße sich zum Verwechseln glichen. Eine Prinzessin konnte unbemerkt den Basar besuchen. Eine Frau konnte mit ihrem Liebhaber Spazierengehen, und wenn ihr Mann ihr begegnete, würde er sie nicht erkennen. Und eine Sklavin konnte völlig diskret durch die Straßen geführt werden, da man ihr den Status nicht ansah.
    Die beiden Männer gaben der Frau irgendeinen üblichen Namen und behaupteten, sie wohne in Algerien und sei mit dem Kapitän befreundet. Er habe eingewilligt, sie auf seinem Schiff mitzunehmen, weil sie eine Cousine hier in Barka besuchen wolle.
    Die Wächter akzeptierten diese Auskunft, ohne zu fragen. Rahmet glaubte kein Wort von der Geschichte, doch er mischte sich nicht ein. Wenn er Näheres erfahren wollte, mußte er den dreien unbemerkt folgen. Es interessierte ihn brennend, wieso man sich wegen der Engländerin soviel Mühe gab. Er konnte sich nur einen Grund dafür denken: daß die Frau zu kostbar war, als daß man sie nachmittags durch die gaffende Menge hatte geleiten mögen, als die übrigen Sklaven ausgeladen wurden. Falls er recht hatte, würde man sie zu Hamid Sharif bringen – falls nicht, würde er weiter nachforschen müssen.
    Wäre Hamid Sharif dem Herrscher nicht treu ergeben und zusätzlich noch ein Sklavenhändler, hätte Rahmet bei dieser Heimlichtuerei auch noch andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen müssen, wie zum Beispiel die Verwicklung in das Komplott gegen den Herrscher. Frauen waren nicht über jeden Verdacht erhaben. Allerdings sprach dagegen, daß sie Engländerin war. Bekanntermaßen schätzten die Briten Jamil Reshids Regierung und würden nichts tun, um sie zu gefährden. Zudem wäre es nicht das erstemal, daß eine hübsche Sklavin für eine private Versteigerung in die Stadt geschmuggelt wurde, ein Mädchen, das der Sklavenhändler von der Öffentlichkeit fernhalten wollte. Im allgemeinen wurden solche Frauen zuerst dem Herrscher angeboten, demnach würde man über diese eine im Palast bald Bescheid wissen, und somit würden Rahmets Berichte über den heutigen Abend auf die eine oder andere Weise eine Bestätigung finden.
    Er folgte den dreien, und die Frau wurde tatsächlich bei Hamid Sharif abgeliefert. Rahmet kehrte zum Palast zurück und überließ es Omar Hassan, was er mit dieser Information anfangen wollte, in der Hoffnung, daß der Großwesir darauf gewartet hatte und ihn nun nicht mehr zum Hafen schicken würde. Aus Omar Hassans Reaktion konnte er allerdings nichts schließen, und in den nächsten fünf Tagen legten keine fremden Schiffe mehr im Hafen an. Dann lief ein englisches Kriegsschiff ein, um Proviant aufzunehmen, und Rahmets Vermutungen wurden bekräftigt. Er wurde nicht in den Hafen beordert.

11

    Am nächsten Morgen traf Omar Hassan den Herrscher in der Halle vor dem Audienzraum, in dem sich schon eine Menge versammelt hatte, um die täglichen Geschäfte abzuwickeln. Diese Halle, zu der Jamils Wohnbereich führte, war leer, abgesehen von zwei nubischen

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