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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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für diejenigen, die den hohen Preis bezahlen können, den er für Sie ansetzt. Und außerdem …«, er zögerte, » … dürfen Sie in Zukunft Ihre eigenen Kleider nicht mehr tragen. In Barka werden Sie gekleidet sein, wie es Ihr neuer …«
    »Neuer Status erfordert«, ergänzte Chantelle bitter.
    Hakeem errötete, doch er meinte: »Haben Sie etwas anderes erwartet, nach allem, was ich Ihnen erzählt habe?«
    Sie senkte den Blick. »Nein, aber kann ich nicht mein persönliches Eigentum behalten, meine Haarbürste, mein …«
    »Nichts, Lalla. Eine Sklavin geht ohne alles zu ihrem neuen Herrn, damit sie für das dankbar ist, was er ihr zu schenken geruht.«
    Sie hob den Kopf. Da ihr der Verlust ihrer einzigen Erinnerungsstücke an die Heimat bevorstand, kehrte ihr früherer Zorn mit voller Wucht zurück.
    »Eine Tradition, die dazu dient, das Selbstvertrauen und die Selbstachtung, ganz zu schweigen von dem Selbstwertgefühl, zu unterminieren«, stieß sie voller Verachtung hervor. »Werde ich auch um mein Essen oder das Wechseln meiner Kleidung bitten müssen? Das werde ich nicht tun, das wissen Sie. Auf keinen Fall werde ich betteln!«
    »Was Sie brauchen, bekommen Sie, ohne danach zu fragen«, entgegnete er geduldig. »Warum bestehen Sie darauf, alles außer acht zu lassen, was ich Ihnen erzählt habe?«
    »Weil ich es hasse! Ihre Traditionen sind dazu geschaffen, mich zu vernichten.«
    »Es wird Ihnen leichter gelingen, Ihr früheres Leben zu vergessen, wenn Sie nichts mehr besitzen, was Sie daran erinnert. Sie werden akzeptieren …«
    »Niemals!«
    »Doch, Lalla.« Hakeem seufzte. »Es ist unvermeidlich.«

10

    Rahmet Zadeh hörte die Engländerin. Er war zum Hafen geschickt worden, um den englischen Händler, der morgens mit seinem Schiff angekommen war, über seine Passagiere zu befragen. Es war nicht das erstemal, daß er nach Einbruch der Dunkelheit erschien, um diese Erkundigungen einzuziehen. Seit drei Wochen gehörte es nun zu seinen Aufgaben, bei jedem fremden Schiff, das in den Hafen eingelaufen war, die gleichen Fragen zu stellen – und immer nachts, wenn die Passagiere reichlich Gelegenheit gehabt hatten, an Land zu gehen, falls sie das wollten. Erst wenn der eine, auf den Omar Hassan wartete, nicht im Palast auftauchte, wurde Rahmet zum Hafen geschickt.
    Es war eine Aufgabe unter seiner Würde, fand Rahmet. Er war der Kommandeur der Palastwache. Jeder von Omars Günstlingen hätte diese sinnlosen Fragen stellen können, aber Omar hatte ihn ausgewählt. Er fühlte sich nicht geehrt. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn man ihm gesagt hätte, warum die Befragung nötig war, aber man hatte ihm nichts gesagt. Der Großwesir erklärte selten etwas.
    Rahmet hatte das Gefühl, Omar Hassan wolle ihn mit dieser Aufgabe bestrafen, obwohl es nichts zu bestrafen gab, und das verstimmte ihn. Er war also nicht in bester Laune, als die erhobene ärgerliche Stimme ihn in seinem Schritt zurück zum Palast innehalten ließ.
    Daß er die Sprache der Frau als Englisch identifizierte, war reiner Zufall, denn er kannte die Laute nur vom Hören. Und der Dolmetscher, den er mitgebracht hatte, um die Auskunft des Händlers zu übersetzen, war in Anbetracht von Rahmets schlechter Laune bereits schleunigst durch das Marinetor verschwunden.
    Was Rahmet verblüffte, war die Tatsache, daß die Stimme der Engländerin vom falschen Schiff erscholl, nämlich von einem der Piratenschiffe Hamid Sharifs, das an diesem Morgen mit einer Ladung Sklaven eingelaufen war. Es gab keinen vernünftigen Grund für eine Engländerin, an Bord dieses Schiffes zu sein – keinen Grund überhaupt für irgend jemanden, zu dieser Nachtzeit an Bord zu sein, nachdem Barka, der Heimathafen, erreicht und die Fracht längst verladen war. Dennoch brannte Licht an Deck, und mehrere beleuchtete Kabinen warfen glitzernde Streifen über das dunkle Wasser.
    Rahmets Neugierde war geweckt. Es geschah nicht oft, daß Engländerinnen als Gefangene in diese Stadt gebracht wurden, doch die Frau auf diesem besonderen Schiff konnte wohl kaum etwas anderes sein. Warum hatte man sie dann nicht zusammen mit den übrigen Sklaven an Land gebracht?
    Es gehörte zu Rahmets Aufgaben, Omar Hassan alles Ungewöhnliche zu melden, ganz gleich, wie unwichtig es erschien -vor allem in diesen Wochen, da die Anschläge auf den Herrscher noch nicht aufgeklärt waren. Und diese Angelegenheit hier war ungewöhnlich.
    Rahmet schlug sich plötzlich mit der flachen Hand auf die Stirn.

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