Sklavin des Herzens
darüber, daß sie sich das gefallen lassen mußte. Der Mensch hatte kein Recht! Er glaubte, er könne sich alles erlauben. Gott, wie sie das haßte!
Sie stand mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten da. Das gestattete der Pascha nicht, deshalb griff er unter ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken.
»Erneut mache ich, was Sie wollen, Engländerin. Ich warte.«
»Ich kann nicht«, flüsterte sie kläglich.
»In Ordnung.«
Das bedeutete keine Begnadigung. Es drängte Chantelle, seine Hand wegzuschlagen, als seine Finger nach ihrer Weste griffen. Doch wenn man wegen Anspuckens ausgepeitscht und zu noch schlimmerer Bestrafung verurteilt wurde – was würde geschehen, wenn man den Gottähnlichen schlug? Würde ein Dolch statt einer Peitsche benützt werden?
Sie stöhnte, als sie spürte, wie der dünne Stoff von ihren Brüsten zur Seite rutschte. Ihre Augen richteten sich, ohne etwas zu sehen, auf das Gitter an der gegenüberliegenden Wand. Sie empfand nur die Peinlichkeit der Situation, die ihr eine glühende Röte in den Hals und in die Wangen trieb.
Er trat neben sie und sagte sanft: »Sie können sich wieder bedecken, Haar. Dann nimmt Haji Agha Sie mit. Er braucht Ihre Angaben für seine Unterlagen.«
Sie sah ihn an und fragte unglücklich: »Dann schicken Sie mich nicht zurück?«
Er antwortete nicht. Sein Interesse an ihr war bereits erloschen, und er wandte seine Aufmerksamkeit der Portugiesin zu.
17
»Nun?« fragte Omar, als das letzte Mädchen weggeführt wurde und Jamil sich zurückzog.
»Die Blonde«, entgegnete Derek, ohne zu zögern.
»Und die anderen beiden?«
»Ich dachte, die Schwarze sei schon entlassen?«
»Nicht, wenn Sie sie haben wollen.«
»Um mich mit ihrer Feindseligkeit herumzuschlagen? Nein, danke. Die Blonde genügt mir, und ich will sie selbst bezahlen.«
»Davon wird Jamil nichts hören wollen.«
»Und was geschieht mit ihr, wenn unsere Aktion vorbei ist? Und mit den anderen Frauen, die ich zu mir rufe? Sie haben mir diese Frage noch nicht beantwortet.«
»Sie bekommen eine schöne Abfindung und werden an gute Ehemänner vermittelt.«
»Christus!« fluchte Derek leise. »Warum hat man mir das nicht eher erzählt?«
»Weil es keinen Unterschied macht. Glauben Sie mir, es wird Jamil egal sein, wenn Sie seinen halben Harem benutzen. Wahrscheinlich dankt er es Ihnen, weil er dann eine Entschuldigung hat, die Anzahl der Frauen auf ein Maß zu reduzieren, das ihn nicht mehr so strapaziert. Haben Sie wirklich gedacht, er würde die Konkubinen behalten, die Sie sich aussuchen?«
»Meine Überlegungen waren noch nicht soweit gediehen. Doch ich bin sicher, daß er es mir nicht danken würde, wollte ich mir alle seine Favoritinnen nehmen.«
Omar lachte. »Was glauben Sie wohl, warum er Ihnen eine eigene besorgt hat?«
Derek brummte. »Und seine Frauen? Würde er sie auch fortschicken?«
»Sie sind immer noch die Mütter seiner Söhne. Sie würden im Harem bleiben.«
»Aber er würde sie nie wieder anrühren?« meinte Derek.
»Das braucht Sie nicht zu kümmern …«
»Um Gottes willen, Omar, fassen Sie mich nicht mit Glacehandschuhen an. Ich bleibe bei unserer Vereinbarung, aber ich will die Wahrheit wissen.«
Omar sah ihn nicht an. »Also, nein, er würde sie nie wieder in sein Bett holen.«
Derek atmete langsam aus. »Ich hatte vergessen, wie grausam besitzergreifend ein Moslem sein kann, wenn es um seine Frauen geht.«
»Sind Sie nicht so?« fragte Omar mit einiger Skepsis.
Derek überlegte einen Augenblick, dann sagte er: »Nein, das könnte ich nicht behaupten.«
»Auch nicht bei Ihrer Verlobten?«
Derek lächelte über den Wink, daß er eine Verlobte hatte, denn seit Tagen hatte er nicht mehr an Caroline gedacht. »Ich liebe sie innig, aber da ich nicht beabsichtige, der treueste Ehemann zu sein, kann ich mich nicht beschweren, wenn sie sich irgendwann einen oder zwei Liebhaber zulegen sollte. Das würde an meinen Gefühlen für sie nichts ändern.«
»Sie sind mehr Engländer geworden, als ich dachte.«
»Ich war zehn Jahre hier und neunzehn dort, Omar. Glaubten Sie wirklich, ich sei genau wie Jamil?«
»Nein, aber Sie gleichen ihm mehr, als Sie ahnen«, stellte Omar fest.
Das wunderte Derek nach der Auspeitschung, deren Zeuge er geworden war. Es hatte ihn entsetzt, daß Jamil die Züchtigung nicht sofort beendet hatte.
Omar war ungerührt geblieben. »Es ist gut, daß Sie die Gelegenheit bekamen zu sehen, wie schnell seine Nubier auf jede
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