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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ihr vor der Tür anschlossen. Sie wurde aus dem Gebäude in den großen Hof geführt, in dem die Sänfte sie abgeladen hatte, und von dort durch einen Torbogen in einen weiteren gartenähnlichen Hof. Er wurde von einem mit Eisenspitzen bewehrten Doppeltor abgeschlossen, das mindestens viereinhalb Meter hoch war.
    Chantelle hielt in ihrem Schritt inne, als sie die acht schwerbewaffneten Eunuchen sah, die vor den massiven Türen Wache standen. Eine Vorahnung sagte ihr, daß diese Absperrung die letzte sein würde, die sie passierte. Dies war der Eingang zum Harem des Palastes, und wenn sie einmal hinter diesen Toren gelandet war, gab es kein Zurück mehr. Chantelle Burke würde tatsächlich für den Rest der Welt tot sein.
    Die Panik, die sie überwältigte, hatte mit Vernunft oder eigenen Wünschen nichts zu tun. Sie trat einen Schritt zurück und wäre wie von Hunden gehetzt davongerannt, hätte sich ihr nicht ein stählerner Körper in den Weg gestellt. Sofort wurde sie eng umringt, rechts und links von ihr stand je einer von Hajis Leibwächtern, und der hinter ihr schob sie sanft an, doch mit genügend Kraft, um ihre Füße wieder in Bewegung zu setzen. Das Grauen ließ sie jedoch nicht los, und sie hätte sich gewehrt, hätte geschrien und sich zutiefst entwürdigt, wäre sie in diesem Moment nicht Hajis Blick begegnet, der sie daran zu erinnern schien, wie sinnlos ihre Anstrengungen waren. Sie war von einem halben Dutzend ungeschlachter schwarzer Kerle umgeben, acht weitere standen vor ihr, und zwei davon öffneten nun diese furchterweckenden Tore.
    Chantelles Rücken versteifte sich, doch ihre Knie waren weich. Der Eunuche hinter ihr mußte ihr weiterhelfen, und sie erkannte, daß er ihr tatsächlich half, indem er ihre Ellenbogen mehr stützte als schob. Dann krachten die schweren Tore ins Schloß, und ein Echo erscholl, ein grauenhaftes, betäubendes Echo, wie der Klang einer Totenglocke. Chantelle schloß die Augen, blieb stehen und lauschte. Das Wissen, daß alles vorbei war, schmerzte körperlich. Sie hatte das Babylon der Hölle betreten, aus dem kein Weg herausführte.
    »Fühlen Sie sich nun leichter, Haar?«
    Sie öffnete die Augen und sah Haji Agha an. Woher wußte er Bescheid? Nun, so schwierig war es wohl nicht, ihre Gedanken zu erraten. Sie war endgültig eingeschlossen. Es gab nichts mehr, gegen das sie hätte kämpfen können. Sie antwortete nicht. Der Chefeunuche verkörperte hier die Autorität. Er hatte sie aus einem Raum voller Frauen herausgesucht, obwohl er auch eine andere hätte wählen können. Er war schuld, daß sie hier war, im Besitz eines Menschen, den sie hassenswert fand.
    Sie drehte sich um und schaute dem Schwarzen in die Augen, der ihr geholfen hatte, sich nicht völlig bloßzustellen. Er war ein Nubier wie die anderen, groß, muskulös und dunkel wie die Sünde, aber er unterschied sich durch seine warmen, liebenswerten braunen Augen von seinen Kameraden. Chantelle lächelte ihm dankbar zu, und er verstand sie ohne Worte. Er bedachte sie mit einem verblüffenden, strahlend weißen Grinsen. Dadurch fühlte Chantelle sich irgendwie stärker, sie war wieder mehr sie selbst und nicht ganz so verloren in dieser fremden Welt.
    »Wie heißt dieser Mann?« fragte sie Haji Agha, der den Wächter entlassen hatte, nachdem sie sich nun innerhalb der Haremsmauern befanden.
    »Er gehört mir, Haar. Sein Name ist für Sie nicht wichtig.«
    »Verdammt, warum können Sie mir meine Frage nicht beantworten?« stieß sie hervor, ohne zu überlegen. »Ich bin hier gefangen und kann nirgends hingehen. Ist es wirklich zuviel verlangt, wenn Sie mir eine einfache Frage beantworten?«
    Er blieb stehen, und sie trat einen Schritt zurück. Es dämmerte ihr, daß ihre Stimme vielleicht ein wenig frech geklungen hatte. Doch zur Hölle mit den Bedenken! Sie war die hochwohlgeborene Chantelle Burke, egal, wie man sie hier nannte! Und sie mochte gleich von Anfang an klarstellen, daß man sie nicht herumschubsen oder ignorieren durfte und daß sie nicht unwissend bleiben würde, so, wie diese Männer ihre Frauen anscheinend haben wollten.
    »Nun, ist es zuviel verlangt?‹ wiederholte sie in einem vernünftigeren Ton, als Haji sie böse anfunkelte.
    Lange Zeit sagte er nichts, dann beschloß er weiterzugehen und erwartete, daß sie ihm folgen würde. Schließlich hörte sie ihn murmeln: »Er heißt Kadar, wenn Sie es unbedingt wissen müssen.«
    Sie lächelte vor sich hin. »Danke«, sagte sie gnädig.
    Er

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