Sklavin des Herzens
Sie nichts für sie zu bezahlen. Sie ist Portugiesin aus bäuerlichen Verhältnissen und empfindet die Gefangenschaft als Verbesserung ihrer Lage.«
Jamil nickte und gab seine Gedanken nicht preis. Das letzte Mädchen war nicht hübsch, doch von einer üppigen Sinnlichkeit, die man kaum übersehen konnte. Zweifellos hatte Haji sie deshalb ausgesucht. Sie besaß auch noch kastanienfarbenes Haar, von dem der Chefeunuche wußte, daß es Jamil gefiel. Natürlich wußte er nicht, daß diese Frauen nicht für den Herrscher bestimmt waren.
Drei zur Auswahl war mehr, als Jamil nach so kurzer Zeit hatte erhoffen können. Er freute sich. Ob sich sein Bruder freuen würde, mußte sich erst herausstellen. Jamil beabsichtigte nicht, seinem Harem drei weitere Frauen hinzuzufügen, wenn Kasim sie nicht benützen würde. Nach diesen Überlegungen wandte er sich wieder der afrikanischen Schönheit zu.
Chantelle betrachtete ihn nur, wenn sie sicher war, daß er sie nicht ansah. Sie hätte es als zu demütigend empfunden, wenn sie seinem Blick direkt begegnet wäre. Daß man über sie sprach, als sei sie gar nicht da, als verstünde sie nichts, obwohl Haji das Gegenteil erklärt hatte, bewies erneut, wie gefühllos diese Männer waren. Und die Stimme des »Lords« klang so gleichgültig, als sei es ihm völlig egal, drei weitere Sklavinnen erworben zu haben. Dabei hatte er sie gekauft, wie seine letzte Bemerkung dem schwarzen Eunuchen gegenüber zeigte. Aber warum kaufte er Frauen ungesehen – wie die Katze im Sack? Oder konnte er sie bei Nichtgefallen einfach zurückgeben?
Gott, laß es so sein! Laß ihn den Entschluß fassen, sie zu Hamid Sharif zurückzubringen! Chantelle konnte es nicht ertragen, in den Besitz eines Mannes überzugehen, der wie einer ihrer Landsleute aussah. Und er war hübsch. Gott mochte ihr helfen, sie wollte es leugnen, aber sie konnte nicht. Sie fand ihn außerordentlich attraktiv – sein Gesicht wie seine Figur. Es war unmöglich! Sie sah sich schon, wie sie nachgab, ihre Sklaverei akzeptierte, nur wegen einer ungeahnten Anziehungskraft, die sie keinesfalls verspüren durfte. Nein! Sie mußte etwas tun, um ihn zu veranlassen, daß er sie zurückschickte, ehe sie in seinem Harem landete und es zu spät war. Aber was?
Sie beobachtete ihn jetzt und betete, daß ihr schnell eine Idee kommen möge. Dann erkannte sie, daß die Prüfung noch nicht vorbei war. Er stand vor der afrikanischen Prinzessin und studierte leidenschaftslos ihr Gesicht, während sie ihn wuterfüllt anstarrte. Sie fürchtete sich nicht, ihm ihren Haß zu bekunden. Als er die Hand hob und wie beiläufig den einzigen Verschluß an der Weste der Schwarzen öffnete, stieg heißes Rot in Chantelles Wangen, doch die Prinzessin rührte sich nicht. Sie versuchte nicht einmal, den knappen Stoff am Auseinanderfallen zu hindern.
Lange sah er die großen Brüste an. Chantelle stöhnte innerlich. Wie erleichtert war sie gewesen, daß man sie ohne Nacktbeschau gekauft hatte, und hier fand nun diese Beschau statt, in einem Raum, der mit Leuten angefüllt war. Und die eine Person, von der sie sicher geglaubt hatte, sie würde sich wehren, ließ sich diese Erniedrigung gefallen. Die Prinzessin hatte sich nicht bewegt. Sie stand stolz aufgerichtet, anscheinend weder verlegen noch beleidigt.
Als der Pascha ihr schließlich in die Augen blickte, reagierte sie. Sie spuckte ihm voll ins Gesicht.
Chantelle stockte der Atem vor Überraschung. Im Raum erklangen Schreckens-und Zornesrufe. Die Afrikanerin wurde sofort gepackt – nicht von ihrem Wächter, sondern von den beiden nubischen Riesen. Sie zwangen sie mit Leichtigkeit in die Knie, dann zog ihr Wächter eine kurze Peitsche aus dem Gürtel und begann ihren Rücken damit zu schlagen.
Chantelle sah das mit grenzenlosem Entsetzen. Der »Herr« hatte den Befehl zur Auspeitschung nicht gegeben, aber er gebot ihr auch keinen Einhalt. Er stand völlig ungerührt da, nicht ärgerlich und nicht schadenfroh. Einer seiner Diener eilte mit einem Tuch herbei, um die Spucke wegzuwischen, aber er ignorierte ihn. Statt dessen benützte er seinen Ärmel und rieb sich langsam über das Gesicht, während er die arme Prinzessin beobachtete, die sich auf dem Boden wand. Erst als ihr Stolz gebrochen war und sie schrie, bewegte er die Hand, um die Züchtigung zu beenden.
»Es ist ein Jammer«, sagte er, doch Chantelle konnte kein echtes Bedauern in seiner Stimme feststellen. »Gebt sie meiner Palastwache. Falls sie eine
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