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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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die er in ihr erweckt hatte. Er verfluchte auch Jamil wegen des üblen Eindrucks, den er bei Chantelle hinterlassen hatte. Sie war von seinen Küssen hingerissen gewesen, sie war in seinen Armen dahingeschmolzen, hatte sich selbst aufgegeben und genommen, was er bot. Er täuschte sich nicht über ihre vollkommene rückhaltlose Reaktion, die ihre wahre Natur enthüllt hatte. Er war überzeugt, daß es sich um eine extrem leidenschaftliche Natur handelte, wenn sie ihren Abscheu und ihr Mißtrauen ihm gegenüber überwinden konnte.
    Die kleinste Verwirrung hatte ihren Widerstand ausgelöst und ihren Entschluß, jedes Vergnügen von sich zu weisen, das er ihr bereiten konnte. Starrköpfige englische Verdrehtheit in all ihrer ärgerlichen Pracht! Wenn Chantelle irgendeiner anderen Nationalität angehören würde, hätte sie dann mit gleicher Zähigkeit auf ihrem Standpunkt beharrt! Nein. Nur die Briten verbissen sich auch noch in verlorene Fälle.
    Derek zügelte den Hengst, als sich die Wüste endlich vor ihnen ausdehnte, und brachte ihn zum Stand. Er bemerkte kaum die Schönheit der vom Mond in bläuliches Licht getauchten unendlichen Leere. Er saß reglos da, und seine Gedanken fachten seine Greiztheit noch an, anstatt sie zu dämpfen.
    Wenn er ehrlich in sich ging, zürnte er Chantelle nicht so sehr wie sich selbst. Diese lustvolle Ungeduld auf seiner Seite war eine neue Erfahrung, die ihm gar nicht gefiel. Man konnte Haar keinen Vorwurf daraus machen, wie sie auf ihn reagierte, oder wegen ihres Zögerns, ihre Unschuld zu opfern. Wenn er ihr sagen könnte, daß es in ihrem eigenen Interesse lag, ihre Beziehung zu intensivieren, und welche positiven Folgen das für die Zukunft hätte, würde sie sich vielleicht dankbar fügen.
    Aber er konnte ihr das nicht sagen. Und als er daran dachte, wie lange es dauern würde, ihren Widerstand zu brechen, stöhnte er vor Frustration. Nur die Wahrheit über ihn und Jamil hätte ihm ihr Herz schneller geöffnet, aber diese Wahrheit mußte ein Geheimnis bleiben. Wie wollte er das nur aushalten? Natürlich konnte er andere Frauen in sein Bett holen, aber er sehnte sich nach Haar, und wenn sie diese Sehnsucht nicht stillte, würde es auch ein anderes Mädchen nicht können, nicht völlig. Zur Hölle mit Halbheiten. Er würde warten.
    In der Zwischenzeit wollte er seine Rolle als Jamil testen und seine drei Schwägerinnen kennenlernen sowie seine Neffen und Nichten. Er würde sie, so wie es erwartet wurde, zu sich rufen lassen. Haar würde in jedem Fall ein paar Tage für sich benötigen, um über sein Mißfallen nachzudenken. Wenn Angst sie gefügiger machen konnte, würde er nichts gegen diese Angst unternehmen, sie aber auch nicht zu mehren versuchen. Hinterher würde er Haar dann beweisen, daß sie niemals Furcht vor ihm hätte haben brauchen.
    Mit diesen Vorsätzen im Kopf wendete er und nahm den Weg zurück zur Stadt. Er war erst wenige Meter geritten, als er die vagen Umrisse zweier seiner Wächter bemerkte. Er lachte, und seine Stimmung hob sich. Ihre Wüstenpferde hatten keine Chance gehabt, mit einem englischen Vollblut Schritt zu halten, das von einem berühmten Dressurreiter angetrieben wurde. Der Hengst hatte es im Blut, alle Verfolger im Staub hinter sich zu lassen.
    Derek hätte sich wegen seiner sorglosen Aktionen zerknirscht fühlen müssen, aber das tat er nicht. Er hatte diese Zeit für sich gebraucht, nur in der Gesellschaft der Sterne, des Windes und der Stille. Die Gefahr, die in seinem Alleingang lag, hatte ihn am wenigsten bekümmert. Tatsächlich hätte er einen Angreifer sogar willkommen geheißen, denn er war in der Stimmung gewesen, jemanden zu verletzen. Nun, da seine Lenden sich abgekühlt hatten, war diese Stimmung vorbei. Er mußte erkennen, daß seine Sexualität ihn beherrscht hatte. Auch diese Erkenntnis war eine neue Erfahrung, die er peinlich fand.
    Derek zog die Zügel straff, als die Reiter sich näherten. Sie trugen flatternde graue Gewänder und nicht die Uniformen der Palastwächter. Er furchte die Stirn und überlegte, ob sich sein Wunsch nun doch noch erfüllen würde, einigen von Jamils Feinden zu begegnen. Nicht, daß es ihn erschreckt hätte. Es wäre nur angebracht gewesen, wenn er bei seinem verrückten Ausflug an eine Waffe gedacht hätte. Leider hatte er den Palast völlig kopflos hinter sich gelassen, nur angetrieben von seinen frustrierten Gefühlen. Eine ziemlich dumme Handlung für einen Mann, der als einer von Marshalls Spionen

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