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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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lassen, dass wir kommen, sie jeden Tag in dem Wissen erwachen lassen…«
    »Wie hast du mich genannt?« Coyle hatte einen oder zwei Augenblicke benötigt, die ungewohnte Beleidigung zu erfassen, mit der er gerade bedacht worden war.
    »Sie haben mich gehört.«
    »Werdet ihr beiden damit aufhören!«, fauchte Sevgi. »Marsalis, du sagst, das sei keine Rache. Was ist es dann?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte der schwarze Mann gereizt. »Ich bin nicht Merrin, und im Gegensatz zu dem, was unser Freund hier glaubt, denkt nicht jeder mit einem Genabdruck Variante Dreizehn auf genau dieselbe Weise.«
    Norton trat in die Bresche. »Nein, aber ihr habt eine ähnliche Ausbildung, und das muss etwas zählen. Sie sagen, seine Ausbildung würde einen Racheimpuls nicht zulassen. Was würde sie in dieser Lage diktieren?«
    »Vielleicht musste er Ward einfach nur zum Schweigen bringen«, meinte Rovayo. »Seinen Rückzug decken. Wenn Ward geplaudert hätte…«
    Sevgi schüttelte den Kopf. »Passt nicht. Ward steht nicht hoch genug auf der Kommandoleiter. Emporgekommene Biosupply-Magnaten bringen nicht so viel Gewicht auf die Waagschale, um auf dem Mars etwas in Bewegung zu setzen, sogar in Kalifornien. Wenn Ward Teil des Ganzen war, dann bloß ein kleiner Fisch. Sie haben ihn angeheuert, um Merrin aus dem Pazifik zu fischen und ihn weiterzureichen. Ende. Er hat nichts gewusst, was ihm nicht bereits gesagt worden war.«
    »Stimmt«, meinte Coyle langsam. »Aber er musste die Kommandoleiter gekannt haben, oder zumindest seinen nächsten Kontakt. Wir gehen falsch herum an diese Sache ran. Merrin hat Ward nicht deshalb aufgesucht, um ihn mundtot zu machen, er wollte ihn zum Sprechen bringen. Namen der Leute aus ihm herausholen, die die Befehle erteilten.«
    Plötzlich wirkte Norton hoffnungsfroh. »Sie glauben, Merrin hatte seine Liste aus Ward herausgeholt?«
    »Unwahrscheinlich.« Marsalis tigerte in der virtuellen Wohnung umher wie jemand, der nach irgendeinem versteckten Ausgang hoch oben suchte. »So, wie Merrin über die Grenze hin und her hüpft, arbeitet er entweder mit halbem Wissen oder erringt es nach und nach. Was er auch aus Ward herausgeholt haben mag, seine Liste war es nicht.«
    »Oder vielleicht nur nicht die ganze Liste«, meinte Norton hoffnungsvoll. »Vielleicht hatte Ward die ersten paar Namen.«
    »Es gibt keine Verbindung zwischen Ward und Whitlock«, gab Rovayo zu bedenken.
    »Oder Montes«, fügte Coyle hinzu.
    Norton seufzte. »Stimmt. Oder zu einem der Morde in Jesusland, soweit wir sagen können. Schade, es wäre nett gewesen, uns zur Abwechslung mal zu erleben, wie wir irgendwo landen.«
    »Ja, dazu müssen Sie aber auch am richtigen Ort suchen.« Marsalis machte eine ausholende Geste. »Und wie ich zuvor schon gesagt habe, hier verschwenden wir unsere Zeit.«
    Coyle schürzte die Lippen. »Dann wären Sie vielleicht so freundlich, uns mitzuteilen, wie wir diese Zeit etwas sinnvoller anwenden könnten?«
    »Abgesehen davon, nach Altiplano zurückzukehren und Manco Bambaren in die Mangel zu nehmen?« Ein Schulterzucken. Marsalis fing Sevgis Blick auf; und ihrer beider Blicke prallten aufeinander wie Schwerter. »Na ja, Sie könnten damit anfangen, sich selbst zu fragen, warum dieser Leichnam jetzt auftaucht, so ganz plötzlich, während wir das Eis um die familias aufbrechen. Sie könnten sich fragen, warum jemand fast sechs Monate gebraucht hat, in den Aquakulturen der Absturzstelle herumzuschnüffeln…«
    »Wer, zum Teufel, ist Bambaren?«, wollte Rovayo wissen. Sie blickte zwischen Norton und Sevgi hin und her. Sevgi schüttelte erschöpft den Kopf. Fragen Sie nicht.
    Mittlerweile war aus Coyles höhnischem Ausdruck ein komplettes Grinsen geworden. »Der Grund, weshalb es fünf Monate brauchte, um diesen Leichnam zu finden – abgesehen mal von beschissener, genverstärkter Paranoia –, ist der, dass diejenigen, die routinemäßig die Wartungsarbeiten auf Ward Biosupplys Tiefseeplattformen durchführen, mobile Vertragsarbeiter mit einem zweijährigen Vertrag sind. Daskeen Azul. Sie haben ihre Basis auf einer schwimmenden Stadt namens Bulgakov’s Cat, und sie kommen bloß alle sechs Monate für die Arbeiten heraus. Sie sind gerade erst hier eingetroffen.«
    »Sie halten mich für paranoid?«, fragte Marsalis mit demselben sanften Lächeln, mit dem er zuvor schon Coyle bedacht hatte.
    Der große Rimpolizist schnaubte. »Wollen Sie mich verarschen? Ihr Leute seid für Paranoia ausgelegt, verdammt,

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