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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Marsalis!«
    Norton räusperte sich. »Ich glaube…«
    »Nee, das wollen wir doch mal offen legen, wo es alle sehen können.« Coyle richtete einen Finger auf den Dreizehner. »Falls es Ihnen entgangen sein sollte, Marsalis, ich mag Ihre Art nicht. Ich mag nicht, was Sie sind, und ich glaube nicht, dass Sie ohne angelegtes Fangeisen in der Öffentlichkeit herumspazieren sollten. Aber dafür bin ich nicht zuständig.«
    »Nein, allerdings nicht«, meinte Norton. »Warum fahren wir also nicht…«
    »Ich bin noch nicht fertig.«
    Marsalis beobachtete den Rimpolizisten schweigend. Abschätzend, begriff Sevgi. Er schätzte den anderen Mann ab.
    »Dies ist eine Untersuchung der Rimstaatenpolizei«, fuhr Coyle fort. »Nicht irgendein Schlachtfeld im Nahen Osten für schwarze Operationen. Unser Geschäft ist das Einfangen von Kriminellen, nicht ihre Ermordung…«
    »Ja. Auch wenn Sie Merrin anscheinend bislang noch nicht erwischt haben, oder?«
    Coyle bleckte die Zähne. »Nett. Nein, den haben wir noch nicht erwischt. Aber wir werden ihn erwischen. Und wenn wir ihn…«
    »Roy.« Es war das erste Mal, soweit Sevgi sich erinnerte, dass Rovayo ihren Partner mit dem Vornamen angesprochen hatte. »Jetzt komm mal wieder auf den Teppich, ja?«
    »Nein, Al. Ich bin diese Herumraterei hier leid. Das musste mal gesagt werden.« Coyle sah betont Sevgi und Norton an, bevor er sich wieder daran machte, den Dreizehner in Verlegenheit bringen zu wollen. »Wenn Ihre Herren von COLIN hier entscheiden, dass sie Merrin im Endeffekt exekutiert haben wollen, wenn wir unseren Job erledigt und ihn erwischt haben, dann werden wir vermutlich auf Ihre professionelle Erfahrung zurückgreifen. Unterdessen könnten Sie vielleicht Ihre verfluchten ver… generweiterten Tendenzen mal an die Kandare nehmen und uns arbeiten lassen, ja?«
    Eine Mauer des Schweigens. Die letzten Worte schienen wie Kieselsteine auf Evercrete zu treffen. Es war ein Raum, der sich, wie Sevgi mit syn-geschärfter Gewissheit begriff, außerhalb der Virtualität mit Gewalt gefüllt hätte, so, wie Blut hervorquoll, um eine Wunde zu füllen. Marsalis und der Rimpolizist standen sich Auge in Auge gegenüber, als existiere nichts sonst um sie herum. Sie bemerkte einen Ausdruck auf Rovayos Gesicht, den sie nicht zuordnen konnte. Die andere Frau schien fest verschlossen, einen unmöglichen Schritt entfernt davon, etwas zu unternehmen. Norton schwankte unschlüssig, hilflos und verzweifelt. Und sie, Sevgi, sah zu, wie die Lage entgleiste, wie…
    »Okay«, sagte Marsalis sehr leise.
    Sevgi glaubte, er wäre fertig. Sie öffnete den Mund, aber der schwarze Mann sprach weiter.
    »Noch ein paar Dinge.« Immer noch leise, wie die Berührung von Baumwollwatte an ihren Fingerspitzen. »Erstens: Wenn Sie glauben, Sie würden Allen Merrin in irgendeinem anderen Zustand als tot erwischen, dann leben Sie nicht in der wirklichen Welt. Keiner von Ihnen. Und zweitens, Roy: Wenn Sie je noch einmal so mit mir reden, in der wirklichen Welt, werde ich Sie auf die Intensivstation befördern.«
    Der Rimpolizist brauste auf. »He, wollen Sie etwa mit mir vor die Tür gehen, verdammt?«
    »Sehr, sehr gern, ja.« Aber Sevgi hatte das seltsame Gefühl, dass Marsalis unmerklich den Kopf schüttelte, während er das sagte. »Das wird jedoch nicht geschehen. Ich möchte Sie an einen Namen erinnern, Roy. Sutherland. Isaac Sutherland. Er hat Ihnen heute das Leben gerettet.«
    Dann war er verschwunden.
    Ausradiert in einem aufflackernden virtuellen Licht, als er sie in der leeren virtuellen Wohnung mit Merrins im Davongehen erstarrtem, eingerahmtem Porträt auf dem Schirm sowie den hundert rot glühenden Spuren der Forensik zurückließ.

 
34
     
     
    Seltsam genug, war es Rovayo, die nach ihm suchte. Als sie ihn endlich gefunden hatte, tigerte er nicht mehr wütend im Polizeirevier Alcatraz umher, sondern war stattdessen auf eine Galerie am westlichen Ende des Komplexes hinausgetreten. Er lehnte am Geländer und starrte gereizt über das silbern glitzernde Meer hinüber zur Mündung der Bucht und zu der rostfarbenen Hängebrücke hinaus, die sie überspannte. Eine hohe Nebelwand wälzte sich über das Blau des Himmels, wie eine bleiche Woge aus Zuckerwatte, die gleich brechen würde.
    »Genug Wasser für Sie?«, fragte sie.
    Carl schoss ihr einen neugierigen Blick zu. »Ich bin seit langer Zeit zurück.«
    »Ja, ich weiß.« Rovayo trat zu ihm ans Geländer. »Ich habe einen Cousin unten in Freeport, der hat

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