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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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versammelte Menge erwiderte seinen Blick mit offenem Mund. »Bloß er, hm?«
    »Sieht so aus.« Rovayo warf einen Arm in die Höhe und zeigte den Zuschauern das Holo in ihrer Handfläche.
    »RimSich«, konstatierte sie wie eine Herausforderung. »Arbeitet irgendwer hier für den Sicherheitsdienst?«
    Zögern, dann schob sich ein untersetzter Uniformierter mit den vierschrötigen Zügen des Samoaners durch die Menge.
    »Ich.«
    »Gut, Sie sind abgeordnet.« Sie las den Namen von dem Schildchen auf seiner Brust ab. »Suaniu. Melden Sie die Sache hier, besorgen Sie sich etwas Unterstützung. Die anderen machen bitte ein wenig Platz!«
    Carls Angreifer auf dem Boden hustete und zappelte hilflos. Alle sahen hin. Carl erkannte plötzlich, dass er jung war, jünger als sogar Dudeck gewesen war. Kaum ein Erwachsener. Er schaute sich um und entdeckte ein paar Karbonfiberstühle und -tische um eine Sushi-Theke, die des Nachts geschlossen hatte. Er zog den Jungen an den Schößen hoch und zerrte ihn zum nächsten Stuhl hinüber. Die Menge wich ihm aus. Die Lider des Jungen flatterten. Carl warf ihn in den Stuhl und schlug ihm hart übers Gesicht.
    »Name?«
    Der Junge versuchte würgend, sich den Hals zu reiben, wo ihn Carls betäubender Hieb getroffen hatte. Der schwarze Mann schlug erneut zu.
    »Name!«, wiederholte er.
    »Das können Sie nicht tun«, sagte die Stimme einer Frau aus der Menge. Australischer Akzent. Carl wandte den Kopf, kniff die Augen zusammen, entdeckte sie. Elegante, olivhäutige Käuferin, Anfang fünfzig, klapperdürr. Ein paar Taschen, ockerfarbene und grüne Pakete, schwarze Griffe aus Kordel, flackernde Spots für irgendein Franchisegeschäft oder so in schwarzer Thaischrift auf dem Ocker. Er schürzte die Lippen.
    »Müssen Sie sich nicht noch ein paar Schuhe besorgen?«
    »Verpiss dich doch, Kumpel.« Sie ließ nicht locker. »Wir sind hier nicht im Rim. So kannst du uns nicht behandeln.«
    »Danke, ich werd’s im Hinterkopf behalten.« Carl wandte sich wieder dem Jungen in dem Stuhl zu, schlug ihn mit dem Handrücken und sah Blut. »Name!«
    »Marsalis.« Rovayo stand neben ihm. »Das reicht.«
    »Meinst du?«
    Ihre Stimme wurde zu einem leisen Gemurmel. »Sie hat recht, das ist nicht der Rim. Noch weiter können wir die Sache nicht treiben.«
    Carl sah sich um. Der Samoaner vom Sicherheitsdienst sprach in ein Handy, aber sein Blick war auf den Jungen und den schwarzen Mann fixiert, der vor ihm stand. Und die Menge war zwar auf Rovayos Anordnung hin zurückgewichen, hielt jedoch ansonsten die Stellung. Carl schätzte, dass vielleicht einer von zehn den tatsächlichen Zweikampf mitbekommen hatte, noch weniger den Angriff mit der Machete, der ihm vorausgegangen war. Das Szenario bot viel Raum für Spekulationen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Du hast die Waffe.«
    »Ja, habe ich. Und ich werde damit nicht auf diese Leute schießen.«
    »Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird.«
    »Marsalis, lass gut sein! Ich bin nicht…«
    Spucken, Husten. Der Junge im Stuhl strampelte, packte die Lehne aus Karbongewebe. Sein Blick war auf Carls Gesicht gerichtet.
    »Schwarzer Mann«, fauchte er.
    Carl warf einen Blick zur Seite auf Rovayo. »Gut beobachtet von dem kleinen Scheißer, was?«
    Die Rimpolizistin verzog das Gesicht und schob sich zwischen Carl und den Stuhl. Sie zeigte dem Jungen das Holo von RimSich.
    »Siehst du das? Weißt du, wie tief du in der Tinte steckst, mein Sohn?«
    Der Junge erwiderte ihren Blick. »Ich weiß, dass Sie wegen ihm lügen. Amtsgewalt aus Babylon und schwarze Lügen, zum Schutz und Schirm der Diener des Satans. Ich weiß, wer Ihr Herr und Meister ist!«
    »Oh, prächtig!«
    »Marsalis, halt mal kurz den Mund, ja?« Rovayo schloss die Hand, verstaute ihre Waffe und musterte ihren Gefangenen mit den Händen auf den Hüften. »Du kommst aus Jesusland, nicht wahr? Bist über den Zaun gesprungen? Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie rasch ich dich wieder dahin zurückschicken lassen kann?«
    »Ich stehe außerhalb Ihrer Gesetze. Ich neige mich nicht vor Mammon und Belial. Ich bin ein Auserwählter.« In dem kristallenen Licht der Einkaufsmeile war das Gesicht des Jungen blass und glänzend vor Schweiß. »Ich bin darüber hinaus.«
    »Allerdings«, sagte Carl erschöpft.
    »Marsalis!«
    »He, er ist nicht über dich mit seiner verdammten Machete hergefallen!«
    Der Junge versuchte aufzustehen. Rovayo drückte ihn ungeduldig, mit steifem Arm zurück, sodass der Stuhl

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