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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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war auf dem Rücksitz des Autotaxis in sich zusammengesackt, als wären bei ihm sämtliche Gelenke kaputtgegangen. »Wenn Sie also einen Weg hinein suchen – das ist er nicht. Wir haben einen Namen, Suerte Ferre, Maldicion, Kleinkrimineller, eine Reihe von kleineren Sachen im weiteren Umfeld der familias von Jesusland. Hat seine drei Jahre in Süd-Florida wegen Bandengeschichten abgesessen, ist jetzt aber draußen und irgendwo von der Bildfläche verschwunden.«
    »Die N-Dschinns können ihn nicht aufstöbern?«
    »Er wird sich irgendwo in der Republik niedergelassen haben, und ohne größeres diplomatisches Tamtam kann ich dort keine N-Dschinn-Untersuchung durchfuhren. Seit wir Sie aus dem Staatsgefängnis von Süd-Florida rausgeholt haben, erfreuen wir uns dort keiner allzu großen Beliebtheit.«
    »Sie können kein örtliches PD zur Zusammenarbeit bewegen?«
    »Welches örtliche PD?« Norton starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. »Unseren Informationen zufolge könnte sich Ferrer in jedem von etwa einem Dutzend verschiedener Staaten aufhalten. Und abgesehen davon verfügen PDs von Jesusland nicht über den Etat für den Betrieb eigener N-Dschinns.«
    »Dann heuern sie also einen aus dem Rim an.«
    »Ja, das tun sie. Aber Sie reden über eine größere Ausgabe, und die Hälfte dieser Departments hat alle Hände voll zu tun, bloß die Lohnkosten aufzubringen und ihre taktische Ausrüstung auf dem neuesten Stand zu halten. Sie blicken auf Jahrzehnte einer Brandrodung bei den steuerlichen Zuschüssen für öffentliche Dienste bei den Behörden. In diesem Klima ist es völlig unmöglich, dass ich leitende Detectives aus der Republik anrufe und sie darum bitte, N-Dschinn-Zeit für die Suche nach einem kleineren Bandenmitglied einzukaufen, von dem sie nie gehört haben, für den kein Haftbefehl vorliegt und der wegen nichts weiter verdächtigt wird, als mit jemandem verwandt zu sein, dessen Nase uns nicht passt.«
    Carl nickte. Seit dem Verlassen des Krankenhauses hatte er mit einer schwach vom Adrenalin hervorgerufenen Klarheit gedacht, die wie das Zuschlagen von Synadrive war. Sevgi war jetzt tot, an einen Ort gelegt, zu dem er später Zugriff nehmen konnte, wenn er die Wut benötigte, und in ihrer Abwesenheit war er heiter in einer gewissen Zielstrebigkeit. Er verfolgte die Assoziationskette zu Ferrer zurück und erkannte den nötigen Angriffspunkt.
    »Norton.«
    Der COLIN-Angestellte brummte.
    »Wie leicht kämen Sie an nicht freigegebene Marstech?«
    An den nördlichen Grenzen von Chinatown fand er, mehr oder weniger zufällig, eine bescheidene Geschäftsfront mit den simplen Worten Sauber Telefonieren auf der Schaufensterscheibe, hervorgehoben in grünen LCLS-Rauten. Er trat ein und besorgte sich eine Packung Einmal-Audiophone, ging wieder hinaus und stand in der kalten Abendluft, jäh allein. Während seines Aufenthalts im Laden hatten anscheinend alle anderen dringend Gründe gefunden, sich von der Straße zu entfernen. Er durchlitt ein überwältigendes Gefühl von Unwirklichkeit sowie einen plötzlichen eigenen Drang, in den Laden zurückzukehren und nachzusehen, ob die Frau, die ihn bedient hatte, ebenfalls verschwunden war oder vielleicht ihren Platz hinter der Theke an eine grinsende Elena Aguirre abgetreten hätte.
    Er verzog das Gesicht und schaute sich um, entdeckte den Telegraph-Hill und den stumpfen Finger des Coit Tower vor der Skyline und marschierte darauf zu. Das rauchige Abendlicht wurde schwächer, und Licht schimmerte über der ganzen Stadt. Er erreichte die Columbus-Avenue, und dort schien es, als wäre die Stadt ganz plötzlich wieder zum Leben erwacht. Tropfen sausten in beiden Richtungen vorüber, und das gedämpfte Grummeln ihrer Motoren erfüllte seine Ohren. Er trat zu anderen Menschen an die Kreuzung, wartete mit ihnen auf eine Lücke im Verkehr, eilte mit ihnen, als sich eine auftat, hinüber zum Washington Square. Hier ging es noch lebhafter zu. Mitten auf dem Rasen sammelten sich gerade Leute für ein Softballspiel, unter den Bäumen kamen Menschen hervor, die heimgehen wollten. Ein großer, hagerer Mann in zerlumptem Schwarz hielt ihn an und streckte ihm eine Bettelschale entgegen, gehalten von einer zuckenden und zitternden Hand. Sein Hemd zeigte chinesische Schriftzeichen. Carl schoss ihm den üblichen ›Geh-mir-verdammt-aus- dem-Weg‹- Blick zu, aber das funktionierte nicht.
    »Barliant«, sagte der Mann heiser und hielt ihm die Schale entgegen. »Barliant.«
    Er sah die

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