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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu kommen, streifte ihm mit knochentrockenen Lippen über das kratzige, unrasierte Kinn. Atmete seinen Duft ein und legte sich zurück, als die wunderschöne, schmerzliche Wärme sich im Leib ausbreitete und die Qual auslöschte.
    Wartete darauf, was als Nächstes käme.
     
    Draußen das Sonnenlicht.
    Sie wollte zur Seite auf die schräg einfallenden Strahlen sehen, aber sie war einfach zu schläfrig, um sich dieser Anstrengung zu unterziehen. Als wollten sich ihre Augen nicht mehr in den Höhlen bewegen. Es war ein Gefühl wie ein Wochenende während ihrer Jugendzeit in Queens, als sie am Sonntagmorgen gerade nach Anbruch der Dämmerung ins Bett gekrochen war, erschöpft von der langen Nacht in den Clubs auf der anderen Seite des Flusses. Taxi nach Hause, mädchenhafte Ausgelassenheit, die sich zu einer ruhigen, reflektierenden Stimmung herabschraubte, als sie durch die schweigenden Straßen fuhren und die ganze Zeit die eine oder andere hinauswarfen. Hinauf ins Haus kriechen, den Erkennungsstreifen über dem Schloss abkratzen, und natürlich ist das Murat im Schlafanzug, der bereits aufgestanden und in der Küche ist und versucht, empört auszusehen, und dem es entsetzlich misslingt. Sie zeigt ihm ihr koboldhaftes Grinsen, stibitzt ihm weiße Käsebröckchen und eine Olive vom Teller, einen Schluck Tee aus seinem Glas. Seine Hand fahrt ihr durchs Haar, zaust es und zieht ihren Kopf sanft zu einer Umarmung heran. Eine bärenhafte Umarmung, und sein Duft, das Kratzen seiner Stoppeln auf ihrer Wange. Dann steigt sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, gähnt ausgiebig, stolpert fast über die eigenen Füße. Oben hält sie inne, sieht sich um, und da steht er am Fuß der Treppe und schaut ihr mit so viel Stolz und Liebe auf dem Gesicht nach, dass es wie aus dem Nichts die herabgesunkene Erschöpfung beiseite schiebt und es ihr im Herzen wehtut wie durch einen frischen Schnitt.
    »Schläft jetzt besser etwas, Sevgi.«
    Es schmerzt noch immer, als sie ins Bett fällt, immer noch halb angezogen. Vorhänge nicht richtig zugezogen, das Sonnenlicht fällt schräg herein, aber das wird sie auf keinen Fall daran hindern zu schlafen, so, wie sie sich jetzt fühlt. Auf keinen Fall…
    Sonnenlicht draußen.
    Schmerz und Verlangen vergessen. Das lange, warme Hineingleiten in die Un-Sorge um alles und jedes.
    Und das Zimmer und alles, was darin war, es verschwand sanft, wie Murat, der ihre Schlafzimmertür schloss.
     
    Als es aufhörte, als sich ihre Augen endgültig schlossen und ihr Atem stehen blieb, als Murat Ertekin sich unbeherrscht schluchzend über sie neigte und den Puls an ihrem Hals prüfte und nickte, als es vorüber war und es endlich für ihn nichts mehr zu tun gab, da ging Carl davon.
    Er ließ Murat Ertekin bei seiner Tochter sitzen. Er ließ Norton dort stehen, zitternd wie ein Leibwächter mit hohem Fieber, aber nach wie vor Dienst tuend. Er ging und schritt allein den Korridor hinab. Es war ein Gefühl, als wate er durch hüfttiefes Wasser. Menschen strichen vorüber, machten ihm Platz, weil sie den leeren Ausdruck und den gezwungenen Schritt begriffen. Hinter ihm entstand keine Panik, keine geschäftige Tätigkeit – Murat wusste, wie man die Maschinen umgehen konnte, damit sie nicht um Hilfe schrien, wenn Sevgis Lebenszeichen darauf erloschen.
    Sie würden es bald genug erfahren. Norton hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Das war seine Sache – Carl hatte das getan, was er am besten konnte.
    Er ging davon.
    Die Erinnerungen huschten ihm nach, besorgt darum, nicht zurückgelassen zu werden.
    ›Weiß nicht, was ab Nächstes kommt‹, sagt sie lächelnd, als die Wirkung der Droge einsetzt. ›Aber wenn es sich nur irgendwie so anfühlt, wird’s das tun.‹
    Und dann, ab ihr die Augenlider herabsanken: ›Ich treffe euch alle im Garten, vermute ich.‹
    ›Ja, mit den ganzen Früchten und dem Wasser, das dort unter den Bäumen entlangläuft‹, sagt er zu ihr durch Lippen, die anscheinend taub geworden waren. Stimme jäh heiser. Er ist jetzt der Einzige, der mit ihr spricht. Norton steht stumm und starr neben ihm, für niemanden etwas nutze. Murat Ertekin ist neben dem Bett auf die Knie gesunken, das Gesicht auf die Hand seiner Tochter gepresst, und er hält Tränen mit einer Anstrengung zurück, die ihn sichtlich erschüttert, wenn er atmet. Er bringt Stärke auf, um weitersprechen zu können. Drückt ihr die Hand. ›Vergiss es nicht, Sevgi. Das ganze Sonnenlicht durch die Bäume.‹
    Sie erwidert

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