Skorpion
gewesen.
Achselzuckend erhob er sich wieder. Steckte die Glock in den Hosenbund, nahm die Harpune an sich und ging an dem zerschmetterten Mann vorbei auf festen Boden. Der Pfad vorn schien sich langsam aus der Rinne zwischen den Felswänden zu erheben. Das Maultier war weiter vorausgejagt und hatte schließlich rechts wohl offenen Grund vorgefunden.
Carl rückte den Lederhut etwas sorgfältiger auf dem Kopf zurecht und folgte dem Tier. Die Anspannung des Kampfs durchpulste ihn. Das Netz nahm den Pulsschlag auf, nährte ihn. Das Grinsen auf seinem Gesicht fühlte sich an, als wolle es nie mehr verschwinden.
»Man muss ein Gefühl für die örtlichen Verhältnisse dort haben, Suerte.«
Suerte Ferrer sah funkelnd vom Stuhl in der Arrestzelle zu Carl auf, der um ihn herumging. Die Einwanderungsleute hatten ihn dort festgesetzt. »Brauche keine verdammten Geografiestunden von dir, Nigger!«
Die Beleidigung versetzte ihm einen heftigen Stich, da sie beladen mit Erinnerungen an das Staatsgefängnis von Süd-Florida war. Es war das erste Mal seit Dudeck, dass er sie wieder gehört hatte.
Natürlich hatte er das Wort ›Verdrehter‹ in der Zwischenzeit mehrmals gehört.
»Wie ich sehe, gewöhnst du dich ziemlich gut an die Kultur von Jesusland.« Carl vollendete seinen Rundgang und stützte sich neben Ferrer auf den Tisch. Ihr Gefangener war nach wie vor schmierig und wirkte müde von seinem Grenzübertritt in einer Kiste mit falschem Boden, die vorgab, experimentell genetisch modifiziertes Rapsöl zu transportieren. Er fuhr zurück, als Carl sein Gesicht dicht an ihn heranschob. »Vielleicht möchtest du dorthin zurückkehren, Suerte? Möchtest du das?«
»Quiros hat gesagt…«
Carl hieb auf den Tisch. »Ich kenne diesen Quiros nicht. Und ich will ihn auch nicht kennenlernen, verdammt! Meinst du etwa, wir hätten deinen automatischen Transporter nur durch Zufall aus dem Verkehr gezogen? Man hat dich verraten und verkauft, an mich, und das von jemandem, der wesentlich weiter oben in der Nahrungskette steht als dein Kumpel Quiros. Wenn du also glaubst, du würdest irgendeinen schleimigen Anwalt aus Seattle kriegen, der es gerade noch schafft, dich hier rauszuholen, so täuschst du dich aber.«
Er ging um den Tisch herum und setzte sich wieder, gleich neben Norton, der die ganze Zeit über nichts weiter getan hatte, als mit ausgestreckten Beinen dazusitzen und düster vor sich hinzustarren. Carl ruckte mit dem Daumen zur Zellentür hinüber, die sie beim Hereinkommen viel versprechend offen hatten stehen lassen.
»Da draußen, Suerte, hast du einen Highway, der in zwei Richtungen führt. Westlich nach Freeport oder östlich zurück nach Jesusland und einer Anklage wegen illegalem Grenzübertritt. Du kannst wählen, welche Richtung du nehmen willst.«
»Wer, zum Teufel, seid ihr eigentlich?«, fragte Ferrer.
Norton wechselte einen Blick mit Carl. Er beugte sich vor und räusperte sich. »Wir sind deine guten Feen, Ferrer. Und überrascht, dass du uns nicht wiedererkannt hast.«
»Ja, wir wollen dir gern alle Wünsche erfüllen.«
»Siehst du, diese Identität ist aufgeflogen.« Norton zeigte auf die Tischplatte, wo die Dokumente, die Ferrer bei sich getragen hatte, ausgebreitet lagen. »Carlton Garcia. RimSich hat dich unter diesem Namen von San Diego bis Vancouver und zurück gesucht. Selbst wenn wir dich hier nicht herausgefischt hätten, wärst du spätestens nach drei Tagen in den Rimstaaten über etwas gestolpert und entweder eingelocht oder von irgendeinem Bandenchef eingespannt worden, der dich fünfzehn Stunden am Tag in einem Graben hätte arbeiten lassen und noch erwartet hätte, dass du ihm für dieses Privileg den Schwanz lutschst.«
Carl grinste wie ein Totenschädel. »War das der Traum vom Rim, den du im Kopf hattest, Suerte?«
»Nach Westen, junger Mann, nach Westen«, sagte Norton scheinheilig. »Aber geh mit etwas Bargeld und einer richtig gefälschten ID.«
»Was wir dir beides geben werden«, sagte Carl zu ihm. »Zusammen mit einer Busfahrkarte direkt nach Freeport. Und alles, was du dafür zu tun hast, ist, ein paar Fragen zu beantworten, die wir in Hinblick auf deinen Cousin Manco Bambaren haben.«
»He!« Suerte Ferrer lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Mit den Händen schlug er in der Luft vor sich ein Kreuz. »Ich weiß nichts von Mancos Unternehmungen, davon haben sie mir nicht die Bohne erzählt. Ich habe sowieso nicht mehr als ein paar Jahre da unten gelebt, und das nicht mal
Weitere Kostenlose Bücher