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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Zelle gewesen war. Er wollte gar nicht erst überlegen, was es den Guatemalteken kostete, sie dauerhaft übersehen zu lassen.
    »Haust ab?« Ein benebeltes, höhnisches Grinsen. »Seh keine verdammte Kelle in deiner Hand.«
    Carl rückte einen afrikanisch geschnitzten, hölzernen Hocker zu der Koje hinüber und ließ sich darauf nieder. »Nicht so. Das ist offiziell. Zum Vordereingang raus. Hör mal, ich muss einen Anruf tätigen.«
    »Einen Anruf?« Der Guatemalteke war selbst durch das Endorphin hindurch dunkel schockiert. »Du weißt, was dich das kostet?«
    »Ich kann’s erraten. Und ich hab’s nicht. Sieh mal, da sind sieben weitere 20-Milligramm-Kapseln in Folie im U-Rohr vom Abtritt meiner Zelle festgeklebt. Gehören alle dir. Denk mal…«
    »Das reicht nich’, Nigga.«
    »Ich weiß. Betrachte es als Anzahlung.«
    »Yeah?« Der benebelte Ausdruck des Guatemalteken wich allmählich. Er steckte sich die Zigarre in den Mundwinkel und grinste darum herum. »Wie funktioniert dieser Scheiß? Du kanns’ hier rausmarschier’n – wie haste dein Konto in Ordnung gebracht? Anzahlung auf was? Und apropos«, zusammengezogene Brauen, »du gehs’ hier raus, warum brauchste dann meinen kleinen Telefonservice?«
    Carl gestikulierte ungeduldig. »Weil ich den Leuten nicht über den Weg traue, die mich rausbringen. Hör mal, sobald ich draußen bin, werde ich Einfluss…«
    »Klar, aber sicher doch. Einfluss bei Leuten, denen du nich’ über den Weg traust.«
    »Ich kann dir von draußen helfen.« Carl beugte sich näher. »Das ist ’ne Sache von COLIN. Bedeutet dir das was?«
    Der Guatemalteke betrachtete ihn einen Augenblick lang eulenhaft. Dann schüttelte er den Kopf und erhob sich von der Koje. Carl rückte zur Seite, um ihn vorbeizulassen.
    »Hört sich für mich an, Nigga, als würdste mich verarschen. Diese sieben Kapseln sin ganz bestimmt immer noch in dem U-Rohr, nich’ in dir drin? COLIN bringt dich raus? Warum, zum Teufel?«
    »Ich soll jemanden für sie töten«, erwiderte Carl gleichmütig.
    Ein Schnauben hinter ihm. Plätschern von Flüssigkeit, als der Guatemalteke sich ein Glas Saft aus der Thermosflasche einschenkte, die er auf einem Regal aufbewahrte. »Natürlich. In der ganzen Konföderierten Republik können sie nicht einen schwarzen Mann finden, der für sie tötet, sie müssen unbedingt einen tiefschwarzen Euromüll aus dem Staatsgefängnis von Süd-Florida rausfischen. Du verarschst mich, Nigga.«
    »Hörst du wohl auf, mich so zu nennen, verdammt?«
    »Oh, schon gut.« Der Guatemalteke nahm einen tiefen Zug. Er setzte das Glas ab und stieß einen stürmischen, zufriedenen Laut aus. »Vergess ich immer. Du bis’ der einzige schwarze Mann hier drin, dem anscheinend nich’ auffallt, was er für ’ne Hautfarbe hat.«
    Carl starrte stur geradeaus auf die Zellenwand. »Weißt du, da, wo ich herkomme, bestehen viele Unterschiede in der Art und Weise, schwarz zu sein.«
    »Na, dann biste ’n verdammt glücklicher schwarzer Mann.« Der Guatemalteke trat um ihn herum und sah ihn an. Sein Gesicht war fast freundlich, weicher wegen des Endorphins und vielleicht auch wegen etwas anderem. »Aber siehst du, verflucht, wegen jetz’, woher du komms’, das is’ nich’, wo du bis’. Du bis’ im Staatsgefängnis von Süd-Florida. Du bis’ in der Konföderierten Republik, Nigga. Hier inner Gegend, hier gib’s nur eine Weise, schwarz zu sein, und das is’ früher oder später das Schwarz, was du bis’. In der Republik gib’s keine Unterschiede im Produkt, sie haben nur diese eine Schublade für uns, und früher oder später werden sie dich in diese Schublade reinquetschen, zusammen mit allen Übrigen.«
    Carl betrachtete noch ein wenig länger die Wand. Er traf die Entscheidung.
    »Nun, sieh mal, genau darin irrst du dich.«
    »Ich mich irren?« Der andere Mann kicherte. »Sieh dich doch mal um, verdammt! Wie soll ich mich irren?«
    »Du irrst dich«, sagte Carl zu ihm. »Weil sie mich bereits in einer ganz anderen Schublade haben. Es ist eine Schublade, die du nie von innen zu sehen kriegst, und deswegen komme ich raus, und deswegen brauchen sie mich. So einen wie mich können sie nicht kriegen.«
    Der Guatemalteke stützte sich an die Zellenwand und sah Carl verwirrt an.
    »Yeah, du machst ganz schön Tempo, Müll, das gesteh ich dir zu. Und was ich so von Louie höre, bis’ du innen drin ganz schön schräg gepolt. Aber das mach’ dich nich’ zu ’nem harten Killer. Von zwei Stunden biste

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