Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hier mit dem besten Messer von meinem Burschen im Ärmel rausmarschiert, aber was ich so höre, wandert Dudeck immer noch rum.«
    »Wir sind unterbrochen worden.«
    »Klar. Durch die netten Leute von COLIN.« Aber der Tonfall des anderen Mannes war jetzt nicht sonderlich spöttisch. Er zog nachdenklich an der Zigarre. »Schande über Dudeck, dieses Stück könnte eine Zeit im Krankenhaus gebrauchen. Du willst mir sagen, was das zu bedeuten hat, so einen wie mich können sie nicht kriegen?«
    Carl sah ihm in die Augen. »Ich bin ein Dreizehner.«
    Es war wie das Abreißen von Schorf. Während der letzten vier Monate hatte er es für sich behalten, dieses Geheimnis, das ihn umbringen würde. Jetzt beobachtete er das Gesicht des Guatemalteken und sah dort die letzte Bestätigung seiner Paranoia, sah das Flackern der Angst, schwach, jedoch vorhanden, rasch verborgen durch ein Nicken.
    »O-kay.«
    Er spürte eine seltsame Enttäuschung. Irgendwie hatte er gehofft, dass dieser Mann sich vielleicht als immun gegen die üblichen Vorurteile erweisen würde. Etwas an dem geduldigen mathematischen Realismus des Guatemalteken hatte ihn darauf hoffen lassen. Aber jetzt, durch die Augen seines Gegenübers betrachtet, spürte er sich jäh in eine Karikatur abgleiten. Spürte sogar, wie er mitging und losließ und die alte Haut der leidenschaftslosen Macht und Bedrohung überstreifte. »Also. Dieser Anruf. Was wird er kosten?«
     
    Er fand Dudeck in der Spielhalle im Flügel F, wo er Blitzschach gegen die Maschine spielte. Drei oder vier weitere Insassen hatten sich um ihn versammelt. Ein tätowierter und für unzurechnungsfähig erklärter AC-Bruder, ein paar halbwüchsige Speichellecker sowie ein älterer weißer Knabe, der anscheinend nur wegen des Schachs da war. Niemand von der Auseinandersetzung in der Kapelle – Dudeck hätte sich ihrer nach der fehlgeschlagenen Prügelei entledigt. Zu viele unverbrauchte Aufputschmittel, die umherschwappten, zu viel prahlerisches Geschwätz, während sie aus dem System wieder ausgeschwemmt wurden. Nicht genau das, was man nach einem Abbruch brauchte.
    Niemand schenkte dem schwarzen Mann Beachtung, als er durch die Halle lief. Dudeck war zu sehr ins Spiel vertieft, und da die volle Audiovideoüberwachung in der Nanocarbonkuppel der Halle lief, waren die übrigen lässig und unachtsam. Carl kam bis auf zehn Schritte an die Versammlung heran, bevor sich irgendwer umdrehte. Dann musste einer der Halbwüchsigen etwas Schwarzes in Bewegung aus dem Augenwinkel erfasst haben. Er fuhr herum. Trat vor, völlig selbstsicher im Wissen, dass das Überwachungssystem funktionierte, und pustete sich mächtig auf, weil Dudeck in der Nähe war.
    »Was willste, verdammter Nigger?«
    Carl trat heran und versetzte ihm mit der vollen Kraft eines Arms und dem Handrücken einen Schlag. Die Wucht des Hiebs zerschmetterte dem Jungen den Mund und warf ihn zu Boden, wo er liegen blieb. Blutend und ungläubig starrte er hoch.
    Carl war immer noch in Bewegung.
    Er trat dicht an den tätowierten Zuschauer heran, durchbrach eine improvisierte Verteidigung und kippte den Mann auf Dudeck, der immer noch dabei war, sich von der Konsole zu erheben. Die beiden Männer verhedderten sich ineinander und gingen zu Boden. Der zweite Speichellecker zögerte und glotzte. Er würde nichts unternehmen. Der ältere Knabe wich bereits zurück, die Hände tief vor sich gehalten und gespreizt, um zu zeigen, dass er nichts mit der Sache zu tun haben wollte.
    Geübt und flink wälzte sich Dudeck auf die Beine. Irgendwo heulte eine Sirene auf.
    »Hab noch was zu erledigen«, meinte Carl zu ihm.
    »Du bist völlig durchgeknallt, Nigger. Das hier wird überwacht, unprovozierte Aggress…«
    Er ließ das Netz übernehmen. Dudeck sah ihn kommen, ging in eine Verteidigungsstellung aus dem Thaiboxen und wollte einen Tritt anbringen. Carl trat das Bein weg, machte eine Finte, erwiderte mit einem kurzen Haken und brach Dudeck dann die Nase. Erneut ging der Arier zu Boden, explosionsartig, rückwärts. Das zweite ernsthafte AC-Mitglied kam stolpernd auf die Beine. Carl hieb ihm auf die Kehle, um ihn aus dem Kampf herauszuhalten. Würgend ging er zu Boden. Dudeck war hochgesprungen, hatte sich nicht mal das Blut von der Nase gewischt. Alter Hase. Seine Augen waren leer vor Wut. Er kam wie ein Lastwagen heran, ein Wirbel aus Schlägen, samt und sonders simpler Geradeaus-Scheißdreck. Carl hieb den größten Teil beiseite, zuckte bei einem verirrten

Weitere Kostenlose Bücher