Skorpione im eigenen Saft
weit von San Sebastián entfernt.
Auch wenn er einfaches Essen bevorzugte und bei dem, was man ihm vorsetzte, nicht sehr wählerisch war, hatte der enthaltsame General eine Schwäche für Tintenfische im eigenen Saft, die das Lokal auf seiner Speisekarte hatte.
Dort sollte der Giftanschlag stattfinden.
8
Zu der Gruppe der Verschwörer gehörten außer meinem Onkel Patxi und mir drei Männer, eine Frau und ein Jesuitenpriester.
Onkel Patxi und der Priester waren mit ihren dreißig beziehungsweise zweiunddreißig Jahren die Ältesten in der Gruppe. Die anderen waren noch jung, kaum ein paar Jahre älter als ich.
Onkel Patxi, das Mädchen und einer der Männer stammten aus Guipúzcoa; der Priester und einer von den Jüngeren waren aus Bilbao; der sechste kam aus Arceniega in der Gegend von Álava.
Ich wusste nur von Patxi Iramendi, dass er der neu gegründeten ETA angehörte und in der Gruppe das Sagen hatte. Bei den anderen war ich mir nicht sicher, ob sie Mitglieder der Organisation waren oder einfach nur nationalistische Aktivisten.
Ich fragte nicht nach, und niemand hielt es für nötig, mir irgendwelche Erklärungen zu geben.
Damals konnte ich nicht wissen, dass mir die fehlenden Informationen über die Verschwörer es später erschweren würden, sie ausfindig zu machen.
9
Patxi Iramendi brach seine Priesterausbildung in Saturrarán mit neunzehn Jahren ab, leistete seinen Militärdienst bei den regulären Streitkräften in Sidi Dris, dem spanischen Protektorat von Marokko, und probierte danach sein Glück in Lateinamerika. Er nahm mehrere Anläufe in verschiedenen Ländern; er war Diamantensucher bei den Garimpeiros in Brasilien, der Mann fürs Grobe bei einem reichen venezolanischen Großgrundbesitzer, Söldner im kolumbianischen Bürgerkrieg, Waffenschmuggler in Panama und Mörder für die CIA in Guatemala, wo er bei einer Prügelei in einer Kneipe durch den Schlag mit einer Flasche das linke Auge verlor. Dort in Guatemala hatte er von dem Gift erfahren, das den längst überfälligen Tod des Diktators herbeiführen sollte.
Offensichtlich war Onkel Patxi nicht gerade ein Mann mit festen Grundsätzen; er diente unter jeder Flagge und verdingte sich bei jedem Geldgeber. Ich nehme an, er hätte sowohl bei der ETA als auch bei der Fremdenlegion landen können. Wirklich interessant, wie es ihm gelingen konnte, bei der Terroristenbande eine solche Spitzenposition zu ergattern. Übrigens war das Jahr 1962 das der Unabhängigkeit Algeriens, des Landes, wo Patxi Iramendi fünfundzwanzig Jahre später sein Leben lassen sollte, wenn auch auf andere Weise, als offiziell verlautbart wurde.
10
Wie bereits erwähnt, hatte ich in Tolosa eine Freundin, Catalina Irazoqui, in die ich sehr verliebt war, und sie auch in mich.
Sie war ein einfaches Mädchen, sanft und bezaubernd; eine von diesen Frauen, die jeden normalen Mann im Leben glücklich machen können (und ich war es damals noch). Wir wollten heiraten und nach meiner Rückkehr vom Militär in Tolosa oder San Sebastián leben.
An meinen revolutionären Aktivitäten nahm sie weder teil noch wusste sie davon. Ich verriet ihr auch nicht, was wir vorhatten.
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Der Plan, den Diktator zu töten, war einfach, aber nicht ganz ohne für mich.
Mein Vater fungierte stets als erster Vorkoster, dann war ich unter Francos aufmerksamen Blicken eine Stunde später dran.
Das Gift sollte ich ihm heimlich auf seinen Teller fallen lassen, kurz bevor ich eine Kostprobe nahm. Natürlich würde ich auch vergiftet werden, hatte aber zehn Minuten Zeit, um das Gegengift einzunehmen.
Das Gift stammt aus winzigen Pilzen, die von den Ceiba-Indios, den Ureinwohnern Guatemalas, die von den Mayas abstammen, an der Sonne getrocknet und zu Pulver zermahlen werden. Sie benutzen es zur Jagd. Das Gift lähmt innerhalb kürzester Zeit das zentrale Nervensystem des Tiers und tötet es sogar. Nach der Verabreichung dauert es einen Moment, bis es seine Wirkung entfaltet. Doch das Beste daran ist, dass der Pilz nicht die geringste Spur im Organismus hinterlässt. Onkel Patxi kannte sich aus, er hatte es in Guatemala schon einmal eingesetzt; bei einem aufmüpfigen Politiker, der nicht mit den Interessen der United Fruit Company übereinstimmte.
Die Autopsie würde nichts ergeben, und niemand würde an eine Vergiftung denken, zumal die beiden Vorkoster gesund und munter wären.
Francos Tod würde als plötzliches Ableben in die Geschichte eingehen, verursacht von einem
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