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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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Industriearbeiter gegenüber, vor allem in Asturien und dem Baskenland, der den endgültigen Niedergang der franquistischen Gewerkschaften einleitete. Außerdem hielten ihn Umtriebe gegen das Regime in Atem, die als Münchner Abkommen bekannt geworden und in Wirklichkeit ziemlich harmlos waren; lediglich ein schüchternes Klopfen an Europas Toren.
    Ich begegnete dem Diktator zum ersten Mal im Palastgarten von Ayete. Er war ein unsympathischer alter Mann, ein Wicht mit einem Schildkrötengesicht und einer lächerlichen Kastratenstimme.
    Er war ganz vertieft in seine neue Leidenschaft, die Malerei. Er hatte sich darauf kapriziert, Stilleben in Öl zu malen. Es waren nichts sagende Gemälde ohne jeden Reiz; nicht einmal auf dem Madrider Trödelmarkt wäre man sie losgeworden.
    An diesem Tag malte er eine Ananas, einen Salatkopf, ein Rinderkotelett, ein halbes Rundbrot, ein Jagdmesser und eine Kupferschüssel. Die einzelnen Gegenstände, die vor ihm lagen, waren in einer zweifelhaften Harmonie angeordnet.
    Er wollte gerade einen ungenießbaren Tee zu sich nehmen, den mein Vater eine Stunde vorher probiert hatte, und dazu drei Kekse (selbstverständlich angeknabbert). Während der Tee auf einem Spirituskocher an Ort und Stelle auf einem Beistelltisch aufgewärmt wurde, wechselte er ein paar Worte mit mir, die einzigen, die er während der kurzen Zeit, in der ich seine Speisen vorkostete, direkt an mich richtete. Ich habe sie folgendermaßen in Erinnerung:
    »Das ist also Ihr Sohn, Astigarraga … Lerne von deinem Vater, mein Junge; immer zuhören und schweigen …, schön den Mund halten …, außer natürlich, wenn es um die Arbeit geht … Wie sollte man sie sonst auch bewerkstelligen … – entweder er amüsierte sich über seinen idiotischen Einfall oder er musste plötzlich husten. Spanien kann man auf viele Arten dienen, und diese ist genauso wichtig und bedeutsam wie andere auch … Die Freimaurerei ruht nicht einmal an Feiertagen …«
    Das war’s.

6
     
    Onkel Patxi, der mich in das Umfeld der antifranquistischen Aktivisten eingeführt hatte, war auf die Idee gekommen, meine Stellvertretertätigkeit als Vorkoster zu nutzen, um ein Attentat auf Franco zu verüben. Wie viele andere glaubte ich damals, dass wir sowohl gegen Francos Faschismus als auch für die Befreiung des Baskenlandes kämpften.
    Jahre später, als ich bereits in dem Alter war, in dem man weiß, dass es Gott nicht gibt, dass alles eine Lüge ist und dass ein Armer nur Seehecht isst, wenn entweder der Arme oder der Seehecht schlecht ist, musste ich feststellen, dass es egal war, wer die Macht innehatte: ETA kämpfte und kämpft noch immer mit Gewalt und Erpressung gegen Spanien und gegen alles, was nicht Teil von ihr und ihrer Mörderbande ist. Das einzige Ziel ist, die Organisation am Leben zu erhalten.
    Allerdings möchte ich vorausschicken, dass nichts davon mich zu meinen Taten bewogen hat. Mein Rachefeldzug gegen verschiedene Personen über einen Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren geschah aus rein persönlichen Gründen, die ich im Folgenden schildern möchte.
     
    Ich konnte ein Frösteln nicht unterdrücken und musste an die gut geölte Pistole in dem Schuhkarton und die Sammlung gefährlicher Messer denken, deren Besitz sich angesichts dieser düsteren Andeutungen als so gar nicht harmlos erwies.
    Außerdem fiel mir ein, dass er auf dem Nachttisch den Roman Der Graf von Monte Cristo liegen hatte, desse n Hauptfigur, Edmond Dantès, sein Leben und Schicksal ebenfalls der Rache an denen verschreibt, die ihn zu Unrecht ins Gefängn is werfen ließen.

7
     
    Franco aß mittags und abends fast immer in Ayete. Dort fing ich übrigens an, mich für das Kochen zu interessieren. Ich verbrachte viel Zeit in Gesellschaft von Luis Itsaskabra, dem gesprächigen Palastkoch, der mir zeigte, wie man die wichtigsten Gerichte der traditionellen baskischen Küche zubereitete und die vier dazugehörigen Soßen anrührte: die schwarze Tintenfischsoße, die Stockfischsoße auf baskische Art, die rote Soße aus Paprikawurst von der Biskaya und die feine grüne Soße zum Seehecht.
    In diesem Sommer fuhr Franco lediglich ein paarmal nach Bilbao. Dort aß er in dem berühmten Restaurant des Hotels Torróntegui oder im Segelclub von Abra, der sich damals im ersten Geschoss im Theater Amaga befand.
    Doch es gab einen Ort, den Franco mit gewisser Regelmäßigkeit aufsuchte: den Aranzadi-Hof, ein schlichtes Gasthaus, das in der Nähe des Dorfes Villabona lag, nicht

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