Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
Vom Netzwerk:
akzeptierte den vor Hass kranken Mann, der ich bis dahin gewesen war; sie akzeptierte es vor allem, weil ihr bewusst war, dass sie aus mir einen anderen Menschen machen konnte.
    Während der ersten Monate hatte meine Impotenz, die mich bei schlanken Frauen befiel, die Oberhand, und ich konnte nicht mit ihr schlafen.
    Mit Zeit, Geduld, Zärtlichkeit und viel erotischer Kennerschaft heilte sie mich sogar von meinem vorzeitigen Orgasmus, und wir waren die wunderbarsten und zufriedensten Liebhaber der Welt.
    Klingt das in Ihren Ohren zu harmonisch und idealisiert, um glaubwürdig zu sein? Kann sein, dass ich ein wenig übertreibe und dass es auch dunkle Seiten gab, wie bei allen Paaren; mir fällt allerdings keine ein. Meine Erinnerung diktiert mir nach fünfzehn Jahren diese schwärmerischen Worte.
    Aus eigenem Antrieb hörte ich auf zu rauchen (die Diagnose eines Arztes, der einen Blick auf meine Lunge geworfen hatte, half mir bei der Entscheidung), ich trank nicht mehr so viel und rasierte mir den Bart ab, das körperliche Symbol meines Kreuzzuges.
    »Das war 1962, vor beinahe zwanzig Jahren … Sie umzubringen, gibt dir die verlorene Zeit nicht zurück und wird dich nur noch unglücklicher machen, es wird dich zerstören. Und es wird unser Leben kaputtmachen … Ich will dich nicht verlieren, ich will nicht, dass es aufhört«, sagte sie zu mir, bevor sie mit mir schlief, wie es nur eine verliebte Frau tut.
    Der Schritt fiel mir nicht leicht; dreizehn Jahre waren es gewesen, in denen ich aus der dunklen Vorhölle heraus die Rache geplant hatte, und mehr als fünf, die ich mit Leib und Seele dabei gewesen war, sie zu verüben. Doch sobald ich mich durchgerungen hatte, verschwand alles wie der Nebel bei Sonnenschein.
    Obwohl ich nicht gläubig bin, bat ich den Geist meines Vaters um Verzeihung; und danach war ich ganz einfach befreit. Es war, als ließe ich einen Klumpen Metall los, der aufgrund seines eigenen Gewichts herabfiel, so als hätte ich die Kugel und die Kette, die ich Tag und Nacht mit mir herumgeschleppt hatte, ins Meer geworfen und sie wären auf den Grund des Vergessens gesunken.
    Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt wie nach dieser Entscheidung.
    Nachdem diese Hürde genommen war, blieb Françoise die Sorge, dass ETA mich ausfindig machen und für meine Flucht aus Madrid bestrafen könnte.
    Ich hatte es natürlich während der gesamten Zeit vermieden, mich auch nur in die Nähe von Saint-Médard zu begeben, wo die Wohnung war.
    Françoise riet mir, mit meinem Onkel zu sprechen und ihn zu bitten, mich zu vergessen; einfach so, mit den besten Absichten.
    Obwohl es noch fünf Jahre dauern sollte, bis jenes schreckliche Exempel statuiert wurde, indem Artapalo den Befehl gab, Yoyes zu exekutieren, eine ehemalige Anführerin von ETA, die sich dem Wiedereingliederungsprogramm der Regierung angeschlossen hatte und in Gegenwart ihres dreijährigen Sohnes ermordet wurde, hatte ich Angst, in Bordeaux irgendwann eine Kugel verpasst zu bekommen.
    Ich beschloss, auf meine Freundin zu hören, und fuhr nach Saint-Barthélémy; ich hatte die Knarre, die ich nicht hergegeben und die Françoise nicht gesehen hatte, im Hosenbund stecken.
    Vielleicht würden sie mir eine Kugel verpassen wollen, weil ich in die Höhle des Löwen zurückkehrte.
    Doch ich hatte Glück, alles lief überraschend glatt. Ich wurde nicht einmal abgetastet, als ich hineinging.
    Onkel Patxi hörte sich an, was ich zu sagen hatte.
    Als Erstes erzählte ich ihm, dass ich den Druck, Teil eines Kommandos zu sein, nicht ausgehalten hätte. Anfangs gab er sich wütend und enttäuscht über mein wortloses Verschwinden nach dem gescheiterten Attentat, das uns auch noch Verluste beschert hatte. Er habe Befehl gegeben, mich zu suchen und »selbstverständlich lebend« zu ihm zu bringen, erklärte er mir. Dass ich aus freien Stücken kam, nahm der Sache die Spitze und entspannte die Situation.
    Später, als wir allein waren, gestand mir Onkel Patxi im Vertrauen, dass er mein Verhalten nachvollziehen könne, da ich diese beiden Geistesgestörten Itxaso und José Luis Urruti hätte ertragen müssen.
    »Die Sache wird langsam kompliziert, die Jungs sind ziemlich neurotisch, und man muss immer mehr Mumm haben, um zu kämpfen. Und du hast keinen Mumm, das ist klar. Du bist mein Neffe, stinkt mir schon, dass du nicht durchgehalten hast, denn ich war dein Fürsprecher, und wie steh ich jetzt da; aber so liegen die Dinge nun mal, daran ist nichts zu ändern … Ich

Weitere Kostenlose Bücher