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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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davon; auf unserer Flucht überfuhren wir in einer der engen Gassen den Hund einer Frau, die hysterisch zu schreien begann.
    Ich blickte in Françoises Gesicht und versuchte den Puls an ihrem Hals zu ertasten. Sie war blutüberströmt und hatte ihren hübschen Mund halb geöffnet, wie beim Sex, wenn sie es besonders genoss; der Mund, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich ihn zum letzten Mal küssen würde, als wir an jenem Morgen früh aufgestanden waren, um zu der Verabredung nach Bayonne zu fahren.
    Kein Puls; sie war blass, sie war tot.
    Eine Woche zuvor hatte sie mir mitgeteilt, dass wir ein Kind erwarteten, und sie hatte Ja gesagt, als ich sie gebeten hatte, mich zu heiraten.

37
     
    Der Terrorist, den wir in der Bar Zelata getötet hatten, war ein portugiesischer Söldner, ein Kriegsveteran aus Angola und Moçambique.
    Dieser Anschlag in Bayonne war eines der letzten Attentate der GAL und typisch für seinen Ausgang: ein totes ETA-Mitglied und eine Unbeteiligte, die getötet worden war.
    Wir wussten damals bereits, dass die GAL von der Regierung in Madrid finanziert wurde und dass ihre Schützen spanische Polizisten und internationale Söldner waren.
    Von da an blieb ich Onkel Patxi auf den Fersen, bis ich ihn mir 1987 endlich vorknöpfen konnte.
    Ich hatte nicht den Mut, nach Bordeaux zurückzukehren und meinem Freund Dominique Lenteur zu erklären, wie und warum seine Tochter, sein Augenstern, gestorben war.
    Ich kehrte nie wieder zurück, nicht einmal, um meine Sachen zu holen.
    Ich verbrachte in dem Haus in Saint-Barthélémy drei Tage und drei Nächte damit, mich mit Whisky voll laufen zu lassen, bis ich einen epileptischen Anfall bekam und daraufhin von einem Arzt, der mit der verfluchten Sache sympathisierte, ich weiß nicht wie lange Beruhigungsmittel verabreicht bekam.
    Danach schnappte ich mir eine der Luxuskarossen der Anführer und verschwand.
    Nachdem ich genügend Geld vorgezeigt hatte, flüchtete ich mich in ein Bordell mit einem breiten Angebot am Stadtrand von Biarritz.
    Ich fickte ein paar abstoßende dicke Frauen in dreißig Sekunden und pfiff mir so lange löffelweise Kokain rein, bis man mich dort rauswarf.
    An einer Tankstelle am Ortseingang von Bidart fing ich eine Schlägerei an; die Angestellten gaben mir auf die Fresse, und um ein Haar wäre ich von ein paar Gendarmen festgenommen worden.
    Nachdem ich mich völlig verausgabt hatte, spürte ich nicht einmal mehr die Notwendigkeit, meinem Hass Nahrung zu geben; ich war der Hass und der Furor, und er würde für den Rest meines endgültig zerstörten Lebens Tropfen für Tropfen, wie ein langsames und zähflüssiges Destillat, das einen Stalaktiten formt, abgesondert.
    Es war unmöglich, meinem Schicksal zu entkommen.
    Bis ich Fréderic kennen lernte, hatte ich nicht gewusst, was für ein einsamer Mensch ich gewesen war. Nachdem ich sie verloren hatte, war ich mir meiner Einsamkeit schmerzhaft bewusst, die auch deshalb unerträglich war, weil ich die angenehmste Art von Gesellschaft kennen gelernt hatte, die es gab.
    Ich kehrte zu Onkel Patxi zurück und wurde sein persönlicher Leibwächter; er wusste es zu schätzen, dass ich ihm das Leben gerettet hatte und vertraute mir endlich.
    Patxi Iramendi, genannt Tartalo, wurde 1986 zum politischen Anführer der ETA; über ihm war nur noch der Himmel.
    Anderthalb Jahre lang war ich sein Schatten, wobei ich jeden Moment darauf lauerte, dass sich eine günstige Gelegenheit bieten würde, um ihn zu töten und danach mit den anderen weiterzumachen. Doch wir verließen Saint-Barthélemy fast nie, und ihn in seinem streng bewachten Bollwerk hinzurichten, war unmöglich.
    In dieser Zeit erlebte ich mit, wie er unbarmherzige Befehle gab.
    Anfang 1987 setzte sich ETA mit der sozialistischen Regierung an einen Tisch, um zu verhandeln. Tartalo wählte Algier als Verhandlungsort.

38
     
    Man hatte uns in einem alten, verlassenen Missionarskloster untergebracht, das dreißig Kilometer südlich von Algier lag. Wir waren zu zehnt, drei Anführer und sieben Aufpasser. Die fruchtlosen Gespräche mit der Regierung zogen sich in unregelmäßigen Zusammenkünften bis zum Februar hin.
    Eines Nachmittags, als wir nur zu dritt im Kloster waren, war plötzlich und unerwartet die Gelegenheit da.
    Die anderen waren zum Sightseeing nach Algier gefahren. Wir fühlten uns sicher und machten, was wir wollten; sogar ich hatte die Erlaubnis, über die Mittel zu verfügen, die mein unterdrückter Zorn brauchte.
    Onkel

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