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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Sophia, beträchtlich angeschickert, und machte Bemerkungen über Annikas gestrigen Ausflug mit Al.
    „Isser gut?“
    „Der Beste.“
    „Hat er mit dir …?“
    „Wir waren tanzen.“
    „Tanzen?“ Sophia glotzte wie ein Mondfisch. Plötzlich breitete sie die Arme aus und begann sich zu drehen.
    „Tanzen! Sie waren tanzen, die Zwei!“ Sie lachte rau, verlor die Balance, wollte sich irgendwo festhalten und riss das Moskitonetz herunter. Krachend landete sie auf dem Feldbett, stieß sich den Beckenknochen und fluchte gotteslästerlich. Wie eine Fliege in einem Spinnennetz zappelte sie unter der weißen Gaze.
    „Los, Tanzmaus, hilf mir raus! Verdammte Kacke, du sollst mir helfen, sag ich!“
    Annika befreite Sophia und half ihr noch, den Insektenschutz wieder anzubringen. Sie packte ihre betrunkene Kollegin sogar noch in den Schlafsack und steckte das Netz sorgfältig fest, damit der armen Sophia ja nichts Böses widerfahren sollte. Annika war wie eine Mutter zu ihr. Sophia bedankte sich mit einem unwirschen Brummen und begann fast augenblicklich zu schnarchen wie ein Holzfäller.
    Annika wartete eine Stunde. Das Leben im Lager schlief ein. Theo und Carlo lallten schwerzüngig zu ihrem Zelt, eine Flasche kollerte gegen einen der Zeltpfosten und irgendwo furzte einer. Fast wie früher im Landschulheim, dachte Annika und tastete nach dem Marmeladenglas. Bloß, dass die Streiche damals meist harmloser waren …
    Die alte Minox war genial. Der Mann kauerte an der Rückseite des Zeltes und hielt die winzige Kamera an das Gazenetz der Luftklappe. Der fast lautlose Verschluss der Minikamera hatte ganz beträchtlich zu ihrer Karriere als Agentenwerkzeug beigetragen. Die Bilder, die der Mann in den nächsten Minuten schoss, waren nicht für irgendwelche Modemagazine bestimmt. Sie waren ein Andenken. Nur für ihn. Eine Versicherung sozusagen. Für schlechte Zeiten …
    Was für eine Frau. Was für ein Biest. Damit meinte er jedoch nicht den schwarzblauen Skorpion …
    Er lächelte dünn, steckte die Kamera ein und schlich zurück zum Feuer.

    „Wo kommst du denn jetzt noch her?“ Al hockte vor dem erloschenen Feuer und stocherte mit einem Ast in der Glut.
    „Kann nicht schlafen. Sophia schnarcht.“
    „Ich schnarche auch.“
    „Du schläfst aber nicht.“
    In der Dunkelheit schimmerten ihre Augen wie schwarze Bergseen.
    „Lust auf ein kleines Tänzchen?“ Al klimperte mit den Motorradschlüsseln. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff Annika danach und grinste den langen Fotografen an.
    „Wenn du morgen eine Serie nur für mich machst.“
    „Ich habe einen Vertrag. Ich bin hier nur ein Angestellter.“
    „Dann gute Nacht.“ Die Schlüssel landeten im Sand.
    „Okay, okay, okay, sei nicht gleich beleidigt!“ Al war aufgesprungen und hielt Annika fest. „Wenn wir morgen Mittag fertig sind, mache ich mit dir’n Mini-Shooting drüben bei den alten Lastern. So richtig was aus’m wilden Westen, einverstanden? Zerfetzte Tops, offenes Haar, verruchte Blicke und alte Jeans.“
    „Nur für mich?“
    „Nur für uns, ich will ja auch leben.“
    „Ich fahre!“ Annika marschierte auf die schwere BMW zu, schwang sich auf die Sitzbank und klappte den Seitenständer hoch. Al packte den breiten Lenker und drehte den Schlüssel wieder um.
    „Bist du so was schon mal gefahren?“
    „Nö, is was für Opas. Ich hatte mal ne Kawa. 750er. Zweitakter.“
    „Scheiße!“
    „Korrekt, und jetzt lass los und schwing deinen Arsch hinten drauf.“
    Bullernd erwachte der große Zweizylinder zum Leben. Das Getriebe krachte protestierend, als Annika den ersten Gang einlegte, und unter den Stollen des Hinterrads stob eine Sandfontäne hervor.
    „Scheiße!“ Al umklammerte Annikas schmale Taille und fühlte sich genauso. Nach wenigen Minuten hatte Annika ein Gefühl für die Maschine und steuerte sie sicher durch die blaue Wüstennacht. Al brüllte ihr Anweisungen zu und sie folgten einem Wadi, einem ausgetrockneten Flussbett, etwa eine halbe Stunde lang.
    „Hier raus!“, rief Al und mit einem beherzten Gasstoß trieb Annika die BMW den Uferhang hinauf. Nach weiteren zehn Minuten erreichten sie eine jener Gegenden, von der die meisten Menschen glauben, die ganze Sahara sehe so aus, obwohl der Anteil reiner Sandwüste mit den elegant geschwungenen Dünen nur einen Bruchteil ausmacht.
    „Nicht übel für ne Gummikuh!“ Annika tätschelte den unförmigen Tank der GS. Der Motor knackte und knisterte. Sie standen in einer Senke

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