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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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dem Steuer des Bentley Continental GT summte entspannt eine Melodie, während sie den Wagen durch die nächtliche Stadt nach Westen lenkte. Ja, sie war in bester Stimmung. Das Dior-Paket war ohne Abstriche angenommen worden, die neue Rouge-Noir- Linie ihres eigenen Labels wurde von den betuchten Kundinnen aus den Regalen ihrer mondänen Boutiquen gerissen und Cameron Diaz trug in ihrem aktuellen Film ausschließlich Garderobe aus ihrem Haus. Ach ja, ab morgen hatte sie auch wieder eine Tochter. Paula würde bestimmt kein Theater machen, wenn sie ihr einen neuen Namen gäbe. Einen Namen, den sie in den letzten Jahren stets unter Tränen ausgesprochen hatte.
    Sie parkte den schwarzen GT neben der ebenfalls schwarzen BMW K100 RS im Eigentümerbereich des Parkhauses. Wehmütig strich sie der bulligen Maschine über den Tank. Sie war lange nicht mehr gefahren. Hatte ihn lange nicht mehr gespürt, den zerrenden Fahrtwind, den vibrierenden Sound des Vierzylinders, den Zug der Fliehkraft in den Kurven. Doch das würde sich ändern. Bald. Mit Paula würde das Leben wieder bei ihr einziehen. Sie fuhr mit dem Aufzug in die vierte Etage. Dieses Stockwerk konnte man nur mit einem Schlüssel anwählen. Hier und in den darüber liegenden drei Ebenen befanden sich luxuriöse aufwendig gesicherte Appartements mit allem Komfort und auf dem neuesten Stand der Haustechnik. An der Tür zu Nummer 405 tippte sie den sechsstelligen Code ein, drückte die summende Tür auf, streifte ihre Schuhe ab und ging auf Strümpfen in das riesige Wohnzimmer. Draußen auf dem Fluss fuhr ein Schiff langsam an der glitzernden Silhouette der Stadt entlang. Sie schenkte sich einen Whisky ein, genoss das erste Brennen, den pelzigen Rauchgeschmack und das warme Rieseln in ihrem Hals.
    Paula … Sie drückte auf einen Knopf. Lautlos schlossen sich die Vorhänge und sperrten die Großstadt hinter den deckenhohen Fenstern aus. Morgen würde sie einen Ausflug machen. Nicht weit. Eine Stunde von hier. Wie lange war sie nicht mehr im Schloss gewesen? Ein Jahr? Anderthalb? Sie mied das romantische Gemäuer, obwohl es einmal ihr Zuhause gewesen war. Vor Jahrmillionen. Steven hatte das ehemalige Jagdschloss entdeckt. Ihre Tochter war darin aufgewachsen. Sie waren sehr glücklich dort. Vergangenheit. Für immer verloren. Ein kleines Mädchen, das in einem Plattenbau wohnte, würde die glückliche Zeit wieder erwecken. Würde das Rad wieder zurückdrehen. Paula … Als sie endlich einschlief, entglitt ein kleines herzförmiges Etui ihrer rechten Hand.

    Lieber Papa
,
    hast du gewusst, was Prinzessinnen für komische Sachen machen müssen? Tom hat heute wieder Fotos gemacht. Wieder habe ich alle Sachen ausziehen müssen. Dann hat er sogar sich selber ausgezogen. Ich hab sein Ding gesehen. Das hat ganz anders ausgesehen wie deines. So komisch. Er hat gefragt, ob ich es mal anfassen würde. Hab ich aber nicht gemacht. Ich fand das eklig. Tom hat nur gelacht und gesagt, ich sei wohl noch eine ganz kleine Prinzessin. Ich glaube, dass Tom manchmal auch komisch ist. Ich habe dann keine Lust mehr zum Spielen gehabt und ich hab mich auch wieder anziehen dürfen. Glaubst du eigentlich, dass es noch richtige Prinzessinnen gibt? Ich weiß es nicht und Tom ist ganz böse geworden, als ich ihm gesagt habe, dass ich Mama mal fragen will. Ich hab ihm versprechen müssen, Mama niemals etwas von unserem Geheimnis zu sagen. Ganz böse hat er dabei geschaut und gesagt, dass ich krank werden würde und blind. Stell dir mal vor, wenn ich blind wäre! Aber am nächsten Tag war Tom wieder ganz lieb. Er ist mit mir auf den Ponyhof gefahren. Ich durfte wieder Björn reiten. Das ist ein Shetlandpony und es ist ganz süß. Tom hat gesagt, wenn ich immer ganz lieb bin, kauft er mir Björn. Ich hab gesagt, dass ich doch immer ganz lieb bin, aber er hat gesagt, das müsste ich ihm erst noch beweisen. Dabei hat er gelacht. Er hat gesagt, er habe ein neues Spiel, aber dafür wär ich noch zu klein. Dabei bin ich doch schon neun! Ich bin ganz neugierig auf das Spiel. Bestimmt bin ich schon groß genug. Morgen soll die Mama mich mal messen. Ich schreib dir dann wieder, was das für ein Spiel ist
.
    Schlaf gut Papa, deine Cap. La-Le- Lu …

    Die Frau, die sich Eva Kottke nannte, stellte ihre Reisetasche in den Kofferraum des massigen Coupés und schloss die Klappe. Sie startete den mächtigen Zwölfzylinder und fünfhundertsechzig PS summten vor sich hin. Sie genoss den Duft edlen Leders genauso wie die

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