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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Tür zum Salon. Warmes Licht schimmerte unter der Tür durch. Der Geruch von verbranntem Pulver hing in der Luft. Man verständigte sich ohne Worte. Polizeikommissar Fehring drückte die Klinke, trat die Tür auf, die knallend gegen die Wand schlug, während der Mann sich blitzschnell zurückzog. Sein Kollege Bernd Steg brüllte: „Polizei, Waffe weg! Waffe weg!“, während er in Combat-Haltung auf dem Boden kniete, einen riesigen, leblosen Körper als Deckung nutzend.
    Das Bild, das sich ihnen bot, war bizarr: eine festlich gedeckte Tafel mit Resten eines ausgiebigen Mahles. Dahinter, hochaufgerichtet, eine amüsiert lächelnde Dame, die ein Weinglas in der linken Hand hielt, als wolle sie gerade einen Toast ausbringen. Was das Bild etwas ins Surreale verschob, war der zierliche silberne Revolver in ihrer rechten Hand, dessen Mündung zum Boden zeigte und der blutüberströmte Körper eines Mannes neben einem umgestürzten Stuhl.
    „Waffe fallen lassen!“ Polternd verursachte der 22er feine Kratzer im Parkett.
    „Schieben Sie sie mit dem Fuß in meine Richtung!“ Ein Schuh mit dem höchsten Absatz, den POK Steg jemals gesehen hatte, kickte die Waffe in einer spielerisch eleganten Bewegung auf ihn zu.
    Steg machte eine Kopfbewegung und sein Kollege eilte zu der Frau, die das Glas mittlerweile abgestellt hatte und in einer entschuldigenden Geste beide Hände mit den Handflächen nach oben hob. Handschellen klickten, Fehring tastete die Mördein auf weitere Waffen ab, während Angela Harres und der einigermaßen wiederhergestellte Wiesner die Kollegen sicherten.
    „Sauber!“ rief Fehring. Die Mosbacher Kollegen entspannten sich, sicherten ihre Waffen und steckten sie in die Holster. Anschließend kümmerte sich Bernd Steg um den Mann, der vor ihm auf dem Boden lag. Eine glänzende rote Pfütze breitete sich langsam unter ihm aus. Verständnislos den Kopf schüttelnd, suchte er nach Lebenszeichen.
    „Mist!“ Polizeimeister Wiesner steckte resigniert sein Handy wieder ein. „Kein Netz. Ich geh zum Wagen und informier’ die Dienststelle per Funk. Keine Angst!“, beschwichtigte er seine Kollegin, die fragend die Augenbrauen hob, „Ich schrei nicht gleich Mord und Totschlag in den Äther. Ich werd das Schlachthaus hier charmant umschreiben.“ Das leichte Zittern in seiner Stimme strafte den schnodderigen Ton Lügen. Froh, der blutigen Szene für ein paar Augenblicke den Rücken kehren zu können, begab sich der junge Beamte nach unten. Er wusste wohl, dass ein Funkspruch immer die Gefahr des Abhörens barg. Neugierige Reporter waren das Letzte, was sie jetzt hier gebrauchen konnten.
    Martin Dengl, Dienstgruppenleiter des Polizeireviers Buchen, bestätigte den Funkspruch. Er wusste, was in diesem Fall zu tun war: Er verständigte den Beamten vom Dienst der Kripo-Außenstelle Buchen und erklärte ihm die Sachlage. Der junge Polizeimeister Wiesner, draußen vor dem Schloss, hatte es tatsächlich geschafft, in für Außenstehende harmlos klingenden Worten fast alle Umstände, die am Tatort herrschten, zu übermitteln. In Heidelberg klingelte Kriminalhauptkommissarin Lukassow den für Tötungsdelikte zuständigen Kommissariatsleiter, Erster Kriminalhauptkommissar Ulf Hornung, aus dem Bett und empfahl, die Feuerwehr zwecks Ausleuchtung des Schlossgartens in Marsch zu setzen.

    Die Schutzpolizisten im Schloss sicherten den Tatort und geleiteten Anna-Sophia Barlow zur Treppe.
    Draußen traf gerade der angeforderte Rettungswagen in Begleitung eines NEF, eines Notarzteinsatzfahrzeuges ein. Rettungsassistenten mit grellroten Koffern stürmten in die Halle, als gerade Anna-Sophia Barlow zu einer der Sitzgruppen geführt wurde. Dicht dahinter eine Ärztin mit zerzaustem Haar und dunklen Ringen unter den Augen, die aussah, als hätte sie das letzte Drittel einer 36-Stunden-Schicht gerade angetreten. Bedauernd schüttelte die Barlow den Kopf. Welch unnötige Eile. Was für eine Zeitverschwendung …
    Kurz darauf hielt ein salzverkrusteter schwarzer VWPassat-Kombi vor der Freitreppe. Eine untersetzte Frau in grünem Lodenumhang und ein hochgewachsener Mann in Anzug und dunklem Mantel stiegen aus und wurden von dem an der Eingangstür wartenden Wiesner begrüßt.

    Selbst die hartgesottenen Frauen und Männer von der kriminaltechnischen Abteilung, die im Morgengrauen am Tatort eintrafen, wirkten etwas mitgenommen, als sie die Hinrichtungsstätte untersuchten. Es dauerte bis in den frühen Nachmittag, bis der Leichnam

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