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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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abgenommen werden konnte. Die Ziege wurde vom zuständigen Veterinär getötet. Eine Untersuchung des Mageninhaltes sollte das Grauen bestätigen. Erster Kriminalhauptkommissar Hornung vergatterte sämtliche involvierten Beamten zu absolutem Stillschweigen. Keinerlei Details sollten an die Medien oder sonst irgendwie an Dritte gelangen.
    Am 17. Januar 2009, einem Samstag um 01:50 Uhr, wurde Anna-Sophia-Barlow in die JVA „Fauler Pelz“ in Heidelberg verbracht. Am Morgen erhob die Staatsanwaltschaft Mosbach Anklage wegen vorsätzlichen Mordes.
    Als EKHK Ulf Hornung am Montag darauf in die Bödigheimerstraße im Ortskern von Buchen einbog, wurde er von einer Journalistenmeute empfangen, deren Kleinbusse, Ü-Wagen und PKWs beinahe die komplette Hauptstraße vor dem Gebäude blockierten. Er steuerte den alten 220er auf den Parkplatz eines nahen Discounters und betrat das Polizeirevier durch einen Nebeneingang.
    Seine schlimmsten Ahnungen bestätigten sich, als er auf seinem Schreibtisch neben den üblichen Tageszeitungen auch ein Exemplar des größten deutschen Boulevardblattes vorfand.
    PROMINENTES EX-MODEL IM BLUTRAUSCH! Brüllte eine fette Schlagzeile von der Titelseite. Darunter, nur wenig kleiner: GRAUSIGE DETAILS ÜBER DIE SCHLÄCHTERIN VON WALTHAM-HOUSE! Fotos von Anna-Sophia Barlow mit lächerlichem schwarzem Augenbalken sowie eine Aufnahme des Schlosses und ein Porträt von Marks, diesmal ohne Balken, ergänzten den typisch kurzen und reißerischen Text.
    Angewidert schleuderte Hornung die Zeitung vom Tisch. Wer auch immer hier geplaudert hatte, er würde es herausfinden. Selbst ein gestandener Kriminalist würde sich dann ganz schnell als Wachposten bei der US-Army wiederfinden. Er schäumte vor Wut. Genau das hatte er verhindern wollen. Dass diese Medien-Heuschrecken hier einfielen und alles überschwemmten mit ihren Schmierereien, ihren vor künstlicher Betroffenheit triefenden Moderatoren und ihren abstrusen Theorien und Schlussfolgerungen. Der Informant würde bezahlen. Hornung hoffte inbrünstig, dass es einer von der Staatsanwaltschaft oder aus der Pathologie war, oder wenigstens einer von den Nasenbären aus Heidelberg.
    Die Nerven des honorigen Ersten Hauptkommissars sollten allerdings noch eine weitere harte Prüfung erfahren: Es war früher Nachmittag, die Pressehaie waren auf eine am Abend stattfindende Pressekonferenz vertröstet worden und das Gebrodel draußen war auf ein erträgliches Maß gesunken, als der Ermittlungsgruppenleiter Kant ihn zu sprechen wünschte. Kriminaloberkommissar Eduard „Ede“ Kant war als Fels in der Brandung bekannt. Der hünenhafte Endfünfziger hatte in seinem Leben schon alles gesehen und Hundertschaften von glühenden Gerechtigkeitsaposteln zu brauchbaren Ermittlern gemacht. Kant rühmte sich, noch niemals seine Dienstwaffe im Einsatz abgefeuert zu haben. Das war allerdings auch nicht verwunderlich, wirkte der zwei Meter acht große Kleiderschrank mit dem Selbstbewusstsein eines Feudalherrschers doch wie ein Kerl aus einem drittklassigen Monsterfilm, der Kugeln mit den Zähnen fing und Knoten in Gewehrläufe machte.
    An diesem Tag erschien der Riese jedoch sichtlich erschüttert im Büro seines höchsten Vorgesetzten und deutete auf dessen Laptop: „Gehen Sie mal auf YouTube, Chef.“ Niemand nannte Ulf Hornung salopp „Chef“, oder gar „Boss“. Niemand außer Ede Kant. Hornung hatte diese Anreden bereits vor Jahren als höchstes Zeichen von Ehrerweisung begriffen, zu dem der vierschrötige Oberkommissar fähig war.
    Die Augenbrauen von Hornung drohten über die gesamte Spiegelglatze in den Hemdkragen zu rutschen. „Kant, ich habe jetzt keinen Kopf für Ihre Computerspielchen, ich …“ Er verstummte, als ein gewaltiger behaarter Unterarm sich an seinem Kopf vorbei schob und die Pranke an dessen Ende rasend schnell mehrere Tasten auf dem Gerät drückten.
    „Kollege Kant, Sie werden hier nicht …!“ Sein Protest versickerte wie ein Rinnsal in der Wüste, als sich auf dem Monitor ein Bild aufbaute. Wieder klopften Kants Finger eine Tastenkombination und die Aufnahme wurde formatfüllend. Lähmende Stille breitete sich in dem stilvollen Eckbüro im dritten Stock aus.
    Die Qualität ließ zu wünschen übrig, wie so oft auf diesem rege genutzten privaten Videoportal. Hier konnte sich jeder produzieren, der der Welt etwas mitzuteilen hatte, oder dies wenigstens glaubte. Die Lauflernversuche der Jüngsten, die Dressur mongolischer Kampfhamster, endlose

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