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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Mortadella, Hans Wurst … Ha!
    Kurz vor drei rasselten die Schlüssel im Schloss von Haftraum B 14. Den Begriff „Zelle“ gibt es im modernen deutschen Strafvollzug nicht. Schon gar nicht in der U-Haft, in der es einem sogar erlaubt war, die eigene Kleidung zu tragen. Noch war man ja nicht verurteilt. Man war mit rauchender Waffe neben einem Toten gestellt worden, im Garten baumelten die Reste einer rituellen Hinrichtung im Winterwind, man hatte Fragen beantwortet, Ja, ich habe das getan, nein, es war kein Versehen, das habe ich alles so geplant, nein, die Waffe ist nicht von selbst losgegangen, nein, ich hatte keine Helfer, bla, bla, bla …
    Aber man galt als unschuldig, bis ein ehrenwertes Gericht im Namen den Volkes das Gegenteil festgestellt hätte. Dass dies noch kurz vor dem Sankt Nimmerleinstag der Fall sein würde, dafür sollte dieser pickelige Wurstanwalt sorgen.
    Schweigend folgte sie der bulligen Justizangestellten. Ihre Schuhe klapperten auf dem glänzenden Boden, dessen Farbgebung irgendwo zwischen Uringelb und Gallegrün lag. Sie trug das schwarze Chanel, welches sie auch in der Nacht ihrer Verhaftung getragen hatte. Nicht, dass es das Einzige wäre, was ihr zur Verfügung stand, bewahre! Es war eines der wichtigeren Dinge, die ihr Anwalt für sie zu erledigen hatte: eine sorgfältig ausgewählte Kollektion ihrer Garderobe ins Gefängnis zu bringen. Inklusive Schuhe, Unterwäsche und ihrem Kosmetiksortiment, welches, allerdings übel gerupft und um sämtliche Scheren, Nagelfeilen und Pinzetten erleichtert, die Kontrolle der Haftanstalt passiert hatte. Das Schlimmste war allerdings der Verlust ihres persönlichen Visagisten und Friseurs Fabio. Es gab zwar eine Anstaltsfriseurin, die zweimal wöchentlich in einem leeren Haftraum ihre Kundinnen empfing, doch deren Angebotspalette erschöpfte sich im geraden Abschneiden von Langhaarfrisuren mittels eines extra mitgebrachten quer gestreiften Pullis, und diversen Vokuhila-Kreationen oder stufigen Bubiköpfen. Anna-Sophia Barlow beschied sich daher mit zurückgekämmten Haaren und einem Knoten, was ihr zusammen mit ihrer Größe einen dominantstrengen Habitus verlieh und ihre Mitgefangenen auf Distanz hielt.
    Hocherhobenen Hauptes rauschte sie in den Raum, der Anwälten und ihren Mandanten vorbehalten war, ganz so, als sei sie die Anwältin und das dürre Männlein mit dem abgeschabten Aktenkoffer von Woolworth der bedauernswerte Delinquent. Die Justizangestellte schloss die Tür hinter ihr ab und bezog draußen Posten.
    Der Konfirmand war nicht da.
    Wie vom Donner gerührt verharrte Anna-Sophia unmittelbar hinter der knallend geschlossenen Metalltür und blickte entgeistert auf einen breiten Rücken, der jenseits des fest am Boden verschraubten Resopaltisches über der Lehne eines Rollstuhles zu sehen war. Dunkles, widerspenstig lockiges, zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar wallte über edel wirkenden Anzugstoff.
    Knarrend wurde der Rollstuhl gedreht und ein wohlbekanntes barockes Männergesicht lächelte sie mit hochgezogener rechter Augenbraue ironisch an.
    „Alleine der Anblick Ihres ungläubigen Gesichtes entschädigt für alle Schmerzen und Unbillen der vergangenen Wochen, meine Teuerste.“ Die Stimme klang fest und guttural wie immer, das Lächeln nun spöttisch. Stephan Glimm sprach mit den Schnörkeln und Schwülsten eines Fürsten vergangener Jahrhunderte, wie so oft, wenn er sich über etwas köstlich amüsierte.
    Anna-Sophia stützte sich mit der Linken am Türrahmen ab, als fürchte sie, das Gleichgewicht zu verlieren.
    „Sie … Sie … Sie sind tot.“ Ein Flüstern nur, kaum hörbar, fast gehaucht.
    Glimm stieß ein kurzes abgehacktes Lachen aus. „Meine Liebe. An einem glatten Schulterdurchschuss stirbt heute kein Mensch mehr, die Lunge wurde lediglich gestreift und die rechte Herzkammer durch einen Abpraller auf dem vierten Rippenbogen verschont. Ein Bauchsteckschuss verursachte zwar die übelsten Schmerzen, zog aber keine wichtigen Organe in Mitleidenschaft, gelobt sei ein kräftiger Leibesumfang. Den Rolli hat mir meine KV verordnet, ich werde ihn in ein, zwei Wochen nicht mehr benötigen. Sie sehen, es gibt keinerlei Anlass, Ihnen gegenüber irgendwelchen Groll zu hegen, Verehrteste. Nehmen Sie doch bitte Platz, gnädige Frau, sie sehen, mit Verlaub, etwas angegriffen aus.“
    Fast hätte sie laut aufgelacht. Etwas angegriffen! Sie fühlte sich, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer auf sie eingedroschen und ihr

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