Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
wurde ernst und nickte. „Sie wollte, dass ich sie rauslasse. Ein Jahr ist es jetzt her, seit sie das letzte Mal die Kontrolle über mich hatte, und ihre Stimme wird immer lauter. Wir brauchen einen Plan. Etwas, das sie aufhält, falls sie das Kommando übernimmt.“
Er verschränkte die Arme auf dem Wagendach und trommelte leicht mit seinen behandschuhten Fingern darauf herum. „Du meinst, etwas, das dich aufhält“, sagte er schließlich.
„Es wäre mir sehr viel lieber, du würdest mich aufhalten, als dass du mich tun lässt, was ich sonst tun werde. Was das ist, wissen wir beide. Ich will niemanden umbringen, und schon gar nicht meine Eltern oder meine Schwester oder dich. Wenn es so weit ist und Darquise die Kontrolle über mich übernimmt …“
Er hob die Hände. „Ich lasse mir etwas einfallen. Keine Sorge.“
Walküre schaute zu einer in der Nähe geparkten Limousine hinüber, neben der zwei Männer in Anzügen standen. Ein guter Grund, das Thema zu wechseln. „Haben wir hohen Besuch, oder was?“
„Sieht so aus“, knurrte Skulduggery. „Sie haben etwas mit dem Rat zu besprechen. Alles streng geheim. Nur die Ältesten dürfen wissen, worüber sie zurate sitzen.“
„Aber Grässlich verrät es uns doch?“
„Davon gehe ich unbedingt aus!“
RÄTETREFFEN
Grässlich war noch nie in diesem Raum gewesen. Es herrschte dieselbe betongraue Eintönigkeit wie in allen anderen Räumen des Sanktuariums, nur dass hier in der Mitte ein Tisch in Form einer Kröte stand. Wahrscheinlich sollte er nicht aussehen wie eine Kröte, viel eher sollte er etwas Großartiges und Inspirierendes darstellen, doch in Grässlichs Augen ähnelte er lediglich einer großartigen, inspirierenden Kröte, und damit war die Sache für ihn erledigt.
Er saß rechts neben Großmagier Erskin Ravel auf einem unbequemen Stuhl. Links von Ravel saß Madam Misty. Sie trug die Ältestenrobe wie die anderen beiden auch und einen schwarzen Schleier vor dem Gesicht. Was für ein Anblick: Großmagier Ravel, der aussah, als müsste er eigentlich einen Frack tragen, flankiert von einem vernarbten Mann und einer verschleierten Frau.
Grässlich fragte sich, ob auch nur einer der anderen Räte rund um den Globus so merkwürdig aussah wie sie. Er bezweifelte es.
Im Augenblick saß er zwei Vertretern zweier anderer Räte gegenüber, und die sahen beide total normal aus – wenn auch ziemlich ernst. Man unterhielt sich, aber Grässlich hörte gar nicht hin. Small Talk war nicht seine Stärke. Seine Mutter war Boxerin gewesen und sein Vater Schneider – was wusste er schon vom Small Talk der Politiker und Bürokraten? Ungeduldig wartete er darauf, dass sie endlich zum Grund ihres Besuchs fanden, und als sie endlich dazu kamen, war er kein bisschen überrascht.
„Wie wir gehört haben, gab es Probleme mit Ihren Zauberern“, sagte Quintin Strom, Großmagier des englischen Sanktuariums. Wie die meisten Großmagier – mit Ravel als offensichtlicher Ausnahme – war er alt und grauhaarig und faltig. Allerdings immer noch unglaublich mächtig und ziemlich humorlos.
„Da sind Sie leider falsch informiert“, entgegnete Ravel. „Bei unseren Magiern gibt es nichts zu beanstanden.“
Stroms Augenbrauen rutschten ein kleines Stück nach oben. Er war ein guter Schauspieler. „Oh! Dann bitte ich vielmals um Verzeihung. Es ist nur so, dass uns von Unruhen in praktisch jedem Winkel des Landes berichtet wurde. Soll das heißen, diese Berichte sind unzutreffend?“
„Das soll es ganz gewiss nicht heißen“, entgegnete Ravel unbeeindruckt. „Aber das Problem sind nicht unsere Zauberer.“
Strom nickte. „Ah ja, auch davon haben wir gehört. Etwas beeinflusst die sterbliche Bevölkerung hier, richtig? Eine ganz schlimme Geschichte. Falls Sie Hilfe brauchen …“
Ravel lehnte ab. „Danke nein, wir haben alles unter Kontrolle.“
„Sind Sie ganz sicher? Es soll nicht herablassend klingen, Großmagier Ravel, aber ich habe sehr viel mehr Erfahrung in der Führung eines Sanktuariums als Sie, und es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen, wenn sie einem angeboten wird.“
„Danke für die Klarstellung“, erwiderte Ravel.
Der Mann neben Strom räusperte sich höflich. Er war jung und kam aus Amerika, so viel wusste Grässlich. „Leider ist die Sache vielleicht doch nicht so einfach“, meldete er sich. „Sinn und Zweck eines Sanktuariums ist es, die magischen Gemeinschaften zu überwachen und die Sterblichen vor der Wahrheit zu
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