Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Die beiden gingen nebeneinander durch den dunklen Wald. „Es heißt, der Mensch sei die gefährlichste Beute. Tatsache ist jedoch, dass Kaninchen viel schwerer zu treffen sind. Aber es gibt eben fast nichts Schöneres als das panische Kreischen eines Sterblichen, wenn er weiß, dass er dem Tod ins Auge sieht. In gewisser Weise wirkt das so richtig entspannend.“
„Ich hatte gehört, dass du ein guter Jäger sein sollst. Jetzt sehe ich, dass alles, was man sich so über dich erzählt, zutrifft.“
„Ich mache das schon, seit ich ein kleiner Junge war“, meinte Christoph. „Mein Vater hat uns mit rausgenommen, mich und meine vier Brüder.“
„Ich wusste gar nicht, dass du noch Geschwister hast.“
„Habe ich auch nicht. Als wir zehn Jahre alt waren, hat mein Vater uns alle in eine Grube geworfen und angekündigt, dass nur einer von uns lebend herauskäme. Ich war der Kleinste von uns fünfen, aber der Rücksichtsloseste.“
„Was für eine hübsche Geschichte.“
„Die Zeiten waren damals anders. Einfacher.“ Nocturnal nahm die typische Haltung eines Bogenschützen ein, spannte die Sehne, löste sie und ließ den Pfeil fliegen. Er traf den davonhoppelnden Sterblichen in den Rücken. Der Sterbliche fiel mit dem Gesicht nach unten in den Dreck.
„Was willst du, Eliza?“
„Oh, es geht nicht nur um das, was ich will“, antwortete Scorn, „sondern auch um das, was du willst. Wir sollten uns zusammentun. Wenn wir die Kirche der Gesichtslosen mit der Kirche, die du in Amerika leitest, vereinigen, könnten wir diese Welt wieder auf die richtige Spur bringen, du und ich.“
Nocturnal feixte. „Und genau da liegt unser Problem.“
„Ah ja?“
„Meine Kirche braucht dich nicht, Eliza. Wir sind auch allein stark genug. Siebzig Prozent der Magier, die die Gesichtslosen verehren, fördern und unterstützen uns finanziell. Eine Vereinigung mit deiner Kirche würde dir sehr viel mehr bringen als uns.“
„Ach, mir scheint allerdings, du lässt hier ganz bewusst ein paar entscheidende Tatsachen außer Acht. Wir haben etwas, das ihr nicht habt. Irland gilt im Gegensatz zu euch als Wiege der Magie. Erst vor ein paar Jahren ist es der Diablerie gelungen, drei Gesichtslose herüberzubringen. Wir können Erfolge vorweisen. Wir sind glaubwürdig.“
„Aber schwach.“
„Verglichen mit deiner Organisation mag das stimmen. Doch wir werden stärker. Und nichts für ungut, aber wenigstens werde ich nicht von der Polizei gesucht.“
Nocturnal lachte. „Das stimmt. Aber wenn ich ehrlich bin, hat mein Renegaten-Status meine Kirche sogar vorangebracht. Die Leute, die ich vertrete, sind von Natur aus nervös und nicht bereit, ihre Überzeugungen öffentlich hinauszuposaunen. Sie haben mich zu ihrem Anführer gemacht, weil ich keine Angst habe, mich den Sanktuarien entgegenzustellen.“
„Und sie haben, möchte ich annehmen, auch mehr als nur ein bisschen Angst vor dir.“
„Angst ist einem reibungslosen Verlauf der Dinge äußerst zuträglich.“
„Kann ich mir vorstellen“, meinte Scorn. „Aber du hast den weiten Weg von Amerika bis hierher sicher nicht auf dich genommen, nur um meinen Vorschlag strikt abzulehnen, oder?“
„Nein. Nein, habe ich nicht. Ich bin an deinem Angebot durchaus interessiert – mit ein paar Korrekturen.“
„Und die wären?“
„Deine Kirche wird meiner eingegliedert, nicht umgekehrt. Du würdest natürlich übernommen, allerdings als meine Stellvertreterin.“
„Ich hätte Partnerin für angemessener gehalten“, ereiferte sich Scorn.
„Meine Leute sind nervös“, wiederholte Nocturnal. „Sie würden sich sicherer fühlen, wenn sie wüssten, dass ich weiterhin das Sagen habe. Das ist leider eine Bedingung, kein Wunsch.“
„Natürlich. Das ist … kein Problem.“
„Und noch etwas. Bevor wir richtig einsteigen, bitten die Zauberer, die ich vertrete, um einen kleinen Gefallen. Einen Freundschaftsdienst.“
„Und der wäre?“
„Sie haben alle mitbekommen, was passiert ist, als die Diablerie die Gesichtslosen zurückgebracht hat. Sie haben von dem Mädchen gehört, Walküre Unruh, und wie sie mit dem Zepter der Urväter zwei unserer Götter getötet hat. Meine Leute sind der Ansicht, dass man sie nicht ungestraft davonkommen lassen darf.“
„Was soll ich tun, Christoph?“
„Sie umbringen.“
„Sie steht unter dem Schutz von Skulduggery Pleasant. Du weißt, welch gefährliches Risiko …“
„Sie ist die Gotteslästerung in Person, Eliza. Sie muss
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