Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
ließen sich von diesem Luftstrom davontragen. Wessen Ziel nicht auf den Hauptrouten lag, benutzte eine Rikscha, denn Autos gab es nicht. Bei den Kutschern handelte es sich ausnahmslos um junge Magier, wahrscheinlich Elementezauberer in der Ausbildung. Die Rikschas wurden von braun gekleideten Sterblichen gefahren, die den Kopf gesenkt hielten. Das hätte Walküre nicht zu wundern brauchen. Was hatte man denn davon, zur gesellschaftlichen Elite zu gehören, wenn man nicht auf andere hinunterschauen konnte?
Es waren auch andere Sterbliche auf den Straßen unterwegs. Sie gingen schnell und verschwanden immer wieder in den Gassen, um den Blick der Magier nicht zu beleidigen. Diener und Arbeiter und Sklaven. Die sozial Höhergestellten gingen ohne Eile. Sie trugen Kleider aus so feinen Stoffen, dass sie tatsächlich filigran wirkten. Man hatte den Eindruck, als könnte schon ein Staubkorn ein Loch hineinreißen. Welcher Modestil gerade herrschte, konnte Walküre nicht sagen. Die Menschen trugen hohe Kragen und spitze Schuhe, und alles war leuchtend bunt und in kräftigen Farben gehalten. Ein Mädchen in Braun war kein willkommener Anblick, das spürte sie. Die Handfesseln machten es wahrscheinlich auch nicht besser, genauso wenig wie die Tatsache, dass Vengeous an ihrer Seite ging.
Als sie vorbeiging, blickten die Leute sie finster an und rümpften die Nase. Das sollten Zauberer sein? Diese aufgehübschten, verzärtelten Idioten? Die meisten der ihr bekannten Zauberer waren kampferfahrene, knallharte Burschen, die eher untertauchten, als die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Zauberer dieser Wirklichkeit waren von einem ganz anderen Schlag.
„Du warst noch nie hier“, stellte Vengeous fest. „Du hast diesen Blick der Leute, die die Stadt zum ersten Mal sehen. Schau dir alles genau an. Nimm den Anblick in dir auf. Im Kerker siehst du eine solche Pracht nicht. Du wirst deine Tage in endlosem Schmerz verbringen, und nachts wirst du zittern und weinen und warten, dass der Schmerz von Neuem beginnt.“
Walküre zuckte mit den Schultern. „Ich bin ohnehin eher ein Morgenmensch.“
Im Weitergehen schaute er sie an. Sie tat so, als bemerkte sie es nicht. „Die Gedankenwächter wollen nicht in deinen Kopf, wusstest du das? Die es versucht haben, haben sich noch nicht davon erholt. Sie sagen, du hättest etwas Lebendiges in dir. Einen Wächter. Einen Beschützer. Stimmt das?“
„Ja, stimmt.“ Sie hielt es für das Beste, erst mal nicht zu erwähnen, dass ihr Kopf inzwischen ein einsamer Ort war.
„Schau nicht so selbstgefällig. Wenn ein Medium in deinen Gedanken herumstochert, ist das vielleicht keine angenehme Erfahrung, aber wir haben zum Glück ja noch die körperliche Folter. Tu dir deshalb einen Gefallen. Sag uns schon vor dem Verhör, was du mit dem Teleporter gemacht hast. Vielleicht wird dein Leiden dann etwas verkürzt.“
Sie runzelte die Stirn. „Mit wem? Ah, du meinst diesen Remit mit dem gezwirbelten Schnauzer? Mit dem habe ich gar nichts gemacht. Ich hab ihn irgendwo auf einem Dach stehen lassen.“
„Wer hat ihn?“
„Ich nicht. Vielleicht ist er davongelaufen. Vielleicht war er nicht glücklich. Schließlich hatte er diesen bescheuerten Schnauzer. Das ist normalerweise ein Zeichen für ein tief sitzendes Gefühl des Unglücklichseins. Was ist übrigens mit deinem Schnauzer passiert? Mit deinem ganzen Bart? Warum hast du ihn dir abrasiert?“
„Ah“, murmelte er, „du bist eine von denen, ja?“
„Eine von welchen?“
„Von denen, die reden und scherzen, wenn sie gefesselt sind. Ich kenne ein paar von der Sorte. Hinter euren Scherzen wollt ihr eure Angst verbergen, und sie sind immer ein sicheres Anzeichen dafür, dass ihr schnell, und ohne dass man sich große Mühe geben muss, zusammenbrecht.“
„Es könnte aber auch ein Anzeichen dafür sein, dass ich komplett unerschrocken bin und angesichts der Folter lache. So ist es zwar nicht, aber es könnte so sein.“
Sie verließen die Hauptdurchgangsstraße und kamen in ein Stadtgebiet mit etwas schmaleren Straßen. Auch hier war immer noch alles sauber, immer noch alles gut in Schuss, aber es gab etwas weniger Sonne und sehr viel weniger Menschen.
Walküre schaute Vengeous an. „Kann ich dich etwas fragen? Ich weiß, dass Verhöre normalerweise nicht so ablaufen, aber da meines noch nicht offiziell begonnen hat, dachte ich, ich könnte ein bisschen was zur Unterhaltung beitragen. Was ist mit dir passiert, Baron? Ich meine, ist
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