Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen

Haut. Mit diesen Sicheln war er genauso leicht zu durchschneiden wie ihr Fleisch.
    Sie betraten einen großen Raum. Der Tür gegenüber war ein in den Boden eingelassenes Becken mit einer schwarzen Flüssigkeit. Der davon aufsteigende Dampf war offensichtlich die Quelle des fauligen Gestanks, der in der Luft hing. Umgeben von sechs Rotröcken mit langen Speeren, kniete ein Mann neben dem Becken. Der Mann war schlank, hatte schmale Schultern und kurz geschnittenes Haar. Seine Haut war gelblich verfärbt, als hätte sich ein Nikotinfleck über den ganzen Körper ausgebreitet. Da er den Kopf gesenkt hielt, konnte Walküre sein Gesicht nicht erkennen.
    „Ist das Mevolent?“, fragte sie leise.
    Vengeous antwortete nicht.
    Auf einen nicht wahrnehmbaren Befehl hin machten die Rotröcke einen Schritt nach vorn und bohrten ihre Speere in Mevolents Körper. Er zuckte zusammen, schrie aber nicht. Die Rotröcke zogen ihre Speere wieder heraus und traten zurück. Mevolent fiel nach vorn, stützte sich jedoch mit einer Hand ab. So verharrte er einen Augenblick und sammelte seine Kräfte, bevor er sich wieder hinkniete. Wieder machten die Rotröcke einen Schritt nach vorn und bohrten ihre Speere in ihn. Dieses Mal schrie Mevolent. Er warf den Kopf zurück, die Augen fest zugekniffen, und stieß einen Schmerzensschrei aus. Die Rotröcke drückten die Speere noch tiefer in sein Fleisch, drehten sie nach rechts und links, und der Schrei hörte abrupt auf. Sie zogen sich zurück, und Mevolent brach zusammen. Aus seinen zahlreichen Wunden floss Blut.
    Etwas stieg aus der schwarzen Flüssigkeit empor, etwas mit spinnenhaft langen Gliedern. Beim Aufrichten entwirrte es langsam seine Arme. Das Wesen namens Nye würdigte Walküre keines Blickes, als es nach Mevolent griff und ihn vorsichtig über den Boden zog. Die Rotröcke standen stramm, während Mevolent langsam in das Becken glitt.
    „Er stirbt jeden Tag“, erklärte Vengeous leise. „Ein schneller Tod, immer gewaltsam. Immer schmerzhaft. Immer fließt Blut. Dadurch gibt er dem Tod zu verstehen, dass er sein Meister ist. Wenn der Tod dann einmal gegen seinen Willen zu ihm kommt, wird er zögern und wieder gehen.“
    Nye stieg aus dem Becken und verließ den Raum. Nicht einmal einen kurzen Blick warf das Wesen Walküre zu. Aber es hatte natürlich auch keine Veranlassung dazu. Für Nye war sie nichts als eine weitere Gefangene. Einen Augenblick später tauchte Mevolents Kopf aus der schwarzen Brühe auf. Er stieg die Stufen aus dem Becken herauf, und eine Frau kam mit einem Umhang herbeigelaufen. Erst als er ganz draußen war, konnte Walküre erkennen, wie groß Mevolent tatsächlich war. Selbst barfuß überragte er die Frau und die Rotröcke. Die Frau reichte ihm ein Handtuch, und er wischte sich schwarze Schmierer vom Gesicht. Doch bevor Walküre ihn richtig sehen konnte, wandte er sich ab. Sie verließen den Raum durch dieselbe Tür, durch die auch Nye gehuscht war. Vengeous versetzte Walküre einen Stoß und schob sie vorwärts.
    Dann kamen sie zu einem Saal, den man nur als Thronsaal beschreiben konnte. Kunstvoll gefertigte Waffen aller Art schmückten die Wände. Der Thron selbst war dagegen relativ schlicht, lediglich ein schwerer Holzstuhl, der aussah, als sei er direkt aus einem Stamm herausgeschnitzt worden. Auf dem Weg zum Thron passierten sie eine hohe Glasvitrine. Darin waren Kleidungsstücke wie eine Rüstung drapiert. Stoff und Leder und Kettenpanzerteile in verschiedenen Schwarz- und Grautönen waren miteinander verwoben. Der Helm war aus dunklem Metall und trug die Züge eines schreienden Gesichts. Der Kapuzenumhang über der Rüstung war zerrissen und zerfetzt und mit in den Falten halb verborgenen Sigillen bedeckt.
    „Seine Kampfrüstung“, erklärte Vengeous. „Solange der Meister sie trug, wurde er nie besiegt. Der Helm war die Quelle schrecklicher Albträume für seine vielen Feinde.“
    Walküre erwiderte nichts darauf. Sie hatte keinen Blick für die Kleider und den Helm. Sie betrachtete den kleinen goldenen Stab mit dem schwarzen Kristall im Griff.
    Das Zepter der Urväter.
    Fasziniert betrachtete sie es. Sie hatte keinen Zugriff mehr auf Darquise. Skulduggery hatte keinen Zugriff mehr auf Vile. Aber das Zepter konnte Argeddion töten. Wenn sie es mit zurücknehmen könnte in ihre Wirk …
    Vengeous versetzte ihr einen so heftigen Stoß, dass sie fast der Länge nach hingefallen wäre. Sie fing sich gerade noch rechtzeitig, dass er ihren Arm packen und