Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
schneller, als ein Schloss zu knacken, und ist leiser, als wenn man die Tür sprengt.“
Er schüttelte traurig den Kopf. „Ein lebendes Skelett reicht dir wohl nicht, wie? Was braucht es denn noch alles, um junge Leute heutzutage zu beeindrucken?“
Stephanie grinste. Tanith drückte die Tür auf, und sie gingen hinein.
Die Tür führte direkt in das Büro, das zur Lagerhalle gehörte, einen winzigen dunklen Raum mit einem Schreibtisch und einer leeren Pinnwand aus Kork. Eine seriöse Firma hatte hier ganz offensichtlich schon seit einiger Zeit nicht mehr gearbeitet. Vom Büro aus führte eine Tür zur Lagerhalle selbst, außerdem gab es noch ein schmutziges Fenster, durch das Stephanie hinauslugte.
„Alles ruhig, wie es aussieht“, sagte sie.
Skulduggery drückte auf ein paar Schalter an der Wand, und das Licht ging an. Sie betraten die Lagerhalle. Hoch oben unter dem Dach saßen Tauben. Von der plötzlichen Helligkeit aufgeschreckt, gurrten sie und flatterten von einem Dachträger zum nächsten.
Sie gingen zur Mitte der Lagerhalle, wo etliche, allem Anschein nach medizinische Geräte im Halbkreis um einen Operationstisch herumstanden.
Stephanie schaute Skulduggery an. „Sagt dir das etwas?“
Er zögerte. „Lass uns das Offensichtliche einmal vergessen. Ein Großteil dieser Maschinen ließe darauf schließen, dass eine Transfusion vorgenommen wurde.“
Tanith hielt ein Röhrchen hoch und betrachtete den Rest Flüssigkeit darin. „Ich bin kein Arzt, aber ich glaube nicht, dass dies das Ergebnis irgendwelcher ganz normaler medizinischer Untersuchungen ist.“
„Also Magie“, sagte Grässlich.
„Man kann Magie injizieren?“, fragte Stephanie ungläubig.
„Man kann Flüssigkeiten mit magischen Eigenschaften injizieren“, erklärte Skulduggery und ließ sich von Tanith das Röhrchen geben. „Bevor wir so ausgereifte Maschinen wie diese hier hatten, war es eine wesentlich unerfreulichere Prozedur, aber das Ergebnis war dasselbe.“
„Und was war das Ergebnis?“
„Der Patient wachte nach der Operation auf und war ein anderer Mann. Oder eine andere Frau. Oder ein anderes ... Ding. Die Frage in diesem Fall ist: Welches Ziel wurde hier verfolgt? Welche Veränderungen wollte Serpine herbeiführen?“
„Und wer war der Patient?“
„Die Patienten.“
„Bitte?“
„Es liegen zwei Kanülen hier, zwei Infusionsbeutel, von allem zwei - für zwei Operationen. Wir nehmen ein Set mit ins Sanktuarium, untersuchen es und versuchen herauszufinden, was es bewirkt. Aber im Augenblick ist es wichtiger, dass jeder sich hier umschaut.“
„Wonach suchen wir?“, fragte Stephanie.
„Indizien.“
Stephanie schaute Tanith an, sah, wie diese skeptisch eine Augenbraue hob, und konnte sich das Grinsen gerade noch verkneifen.
Skulduggery und Grässlich setzten sich langsam in Bewegung und ließen den Blick über sämtliche Gegenstände gleiten, untersuchten jeden Zentimeter der Maschinen, den Tisch und den Boden darum herum. Stephanie und Tanith standen nebeneinander, den Blick vor sich auf den Boden gerichtet.
„Wie sieht so ein Indiz eigentlich aus?“, wisperte Tanith.
Stephanie unterdrückte ein Kichern. „Weiß nicht. Ich suche nach Fußabdrücken oder so.“
„Hast du schon welche gefunden?“
„Nein, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich noch nicht von der Stelle gerührt habe.“
„Vielleicht sollten wir herumgehen, so tun, als wussten wir, wonach wir suchen.“
„Gute Idee.“
Sie begannen herumzugehen, ganz langsam, den Blick weiter auf den Boden gerichtet.
„Wie weit bist du mit deinen Zauberkünsten?“, erkundigte sich Tanith leise.
„Ich habe eine Muschel bewegt.“
„Hey, Glückwunsch!“
„Na ja“, sagte Stephanie bescheiden. „War ja nur eine Muschel.“
„Spielt keine Rolle. Gut gemacht.“
„Danke. Wie alt warst du, als du angefangen hast zu zaubern?“
„Ich bin damit aufgewachsen“, antwortete Tanith. „Meine Leute waren Zauberer, und mein großer Bruder war ständig mit irgendwas zugange. Deshalb habe ich von klein auf gezaubert.“
„Ich wusste nicht, dass du einen Bruder hast.“
„Oh doch, einen großen Bruder mit allem, was dazugehört. Hast du Geschwister?“
„Ich bin ein Einzelkind.“
Tanith zuckte die Schultern. „Ich wollte immer eine kleine Schwester. Mein Bruder ist echt super, ich liebe ihn über alles, aber ich wollte immer eine kleine Schwester, mit der ich reden und der ich meine Geheimnisse anvertrauen kann und
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