Skulduggery Pleasant -1- Der Gentleman mit der Feuerhand
das?“
„Das bist du.“
„Dann ist das vielleicht der Grund, weshalb er es dir nicht gesagt hat. Er wollte darüber schreiben, als Außenstehender, und nicht mittendrin stecken.“
Skulduggery legte den Kopf schief. „Du bist klüger, als man es deinem Alter nach erwarten könnte, Walküre.“
„Da hast du recht.“
DER MORDPLAN
Mister Bliss stand auf dem Greiffelsen und beobachtete, wie Serpine näher kam. Der Greiffelsen hatte die Form einer riesigen, mit der Handfläche nach oben gedrehten Hand, die aus dem Berggipfel ragte. Die Steinfinger waren aufgebogen, als wollten sie in dem blutroten Himmel nach der Sonne greifen.
Serpine kletterte ohne Anstrengung auf die Handfläche, und Bliss verbeugte sich andeutungsweise.
„Hast du es?“, fragte Bliss.
„Ja. Dein Glück.“
„Wieso mein Glück?“
„Mein lieber Bliss, was wäre aus dir geworden, wenn ich in diese Höhlen hinuntergestiegen und ohne das Zepter wieder heraufgekommen wäre? Du würdest jetzt hilflos in einem der Käfige im Kerker des Sanktuariums sitzen und auf dein Urteil warten. Stattdessen stehst du hier mit mir, am Beginn einer neuen Welt. Sei dankbar.“
„Du scheinst zu vergessen, dass du, wenn du ohne etwas wieder heraufgekommen wärst, jetzt im Käfig neben mir sitzen würdest ...“
Serpine schaute ihn an. Noch vor Kurzem waren sie gleich stark gewesen, jetzt nicht mehr.
„... mein Meister“, beendete Bliss respektvoll seinen Satz und neigte den Kopf.
Serpine lächelte und drehte ihm den Rücken zu. Er schaute zwischen den gekrümmten Fingern des Felsens hindurch auf das Tal.
„Ist es so mächtig, wie die Gelehrten es sich vorgestellt haben?“, fragte Bliss.
„Was die Gelehrten sich vorgestellt haben, ist gar nichts im Vergleich zur Realität. Jetzt kann uns niemand mehr aufhalten.“
„Außer die Ältesten“, sagte Bliss.
Serpine drehte den Kopf zu ihm um. „Ich habe einen Plan bezüglich der Ältesten. Wenn sonst nichts auf sie zutrifft, dann dies: Sie sind berechenbar, und das wird ihnen das Genick brechen. Meritorius selbst wird zu Staub zerfallen. Nichts und niemand steht uns dann mehr im Weg.“
„Die Ältesten sind vielleicht berechenbar“, erwiderte Bliss, „aber auf Skulduggery Pleasant trifft diese Eigenschaft gewiss nicht zu. Er ist gerissen, mächtig und sehr, sehr gefährlich.“
„Mach dir keine Gedanken wegen Skulduggery. Ich habe auch einen Plan, was ihn betrifft.“
„Ach ja?“
„Skulduggery Pleasant hatte schon immer eine Schwäche - er geht Beziehungen zu Leuten ein, die man sehr leicht töten kann. Früher waren es seine Frau und sein Kind. Jetzt ist es das Mädchen, das er bei sich hat, diese Walküre Unruh. Er kann uns nur gefährlich werden, wenn er klar denkt. Aber du weißt so gut wie ich, dass sein Urteilsvermögen eingeschränkt ist, sobald er wütend wird.“
„Und was hast du vor?“
„Ich habe es bereits getan, Bliss. Ich habe jemanden losgeschickt, der ... sein Urteilsvermögen einschränken wird. In weniger als einer Stunde ist Walküre Unruh tot, und Skulduggery Pleasant wird uns keinen Ärger mehr machen.“
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Bis sie die Denholm Street erreichten, war der Tag bereits auf dem Rückzug, und die Nacht senkte sich über die Stadt. Es war eine lange Straße, schmutzig und still. Der Bentley hielt vor dem Lagerhaus. Grässlich und Tanith warteten bereits auf sie.
„Ist jemand drin?“, fragte Skulduggery, während er prüfte, ob seine Waffe geladen war.
„So, wie es aussieht, nicht“, erwiderte Grässlich, „aber vielleicht soll es ja auch gerade nur so aussehen. Wenn Serpine da drin ist oder Bliss, brauchen wir Hilfe.“
„Sie sind nicht da“, sagte Skulduggery.
„Woher willst du das wissen?“, fragte Stephanie.
„Serpine hat die Halle hier für irgendetwas gebraucht, etwas, das bedeutungsvoll und ungewöhnlich genug war, um ein paar Leute verwundert schauen zu lassen. Er wusste, dass verwundert geschaut würde, er wusste, dass ich davon Wind bekäme, und deshalb ist er bereits wieder weg.“
„Warum sind wir dann hier?“
„Man kann nur vorhersehen, was jemand tun wird, wenn man genau weiß, was derjenige gerade getan hat.“
Sie gingen zu der einzigen Tür, und Tanith legte das Ohr daran, um zu lauschen. Einen Augenblick später legte sie die Hand aufs Schloss. Stephanie hatte erwartet, es zerspringen zu hören, stattdessen klickte es nur leise.
„Warum kannst du das nicht?“, flüsterte sie Skulduggery zu. „Es geht
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