Skulduggery Pleasent -2- Das Groteskerium kehrt zurück
betrachtete sie im Vorbeigehen, schaute in ihre ausdruckslosen Gesichter mit den matten Augen. Die Hälfte von ihnen grub, die andere Hälfte räumte Steine fort, und das ohne jede Pause. Dusks Gewalt über sie war absolut.
Sanguin ließ sie schuften. Beim Gehen spürte er das Messer in seinem Gürtel. Es war groß und schwer und unhandlich. Sein Rasiermesser war ihm viel lieber gewesen, aber dieses Mädchen hatte es ihm ja weggenommen. Er wartete ungeduldig auf ein Wiedersehen mit ihr.
Die Höhlen waren riesig, und die Fackeln, die man verteilt hatte, konnten die Dunkelheit, die Baron Vengeous durchschritt, kaum erhellen.
„Die Infizierten haben die Kammern im Osten ausgeräumt“, berichtete ihm Sanguin. „Dort ist die Rüstung nicht. Ich selbst hab die Höhlen im Westen durchsucht und nichts gefunden. Hab mich auch durch ein paar eingebrochene Tunnel im Norden gegraben - ebenfalls nichts. Sieht so aus, als war die Rüstung, wenn sie überhaupt hier ist, in einer der Kammern im Süden.“
„Sie ist hier“, sagte Vengeous voller Überzeugung. „Lord Vile ist in diesen Höhlen gestorben, das weiß ich. Was ist mit meinen Kleidern?“
Um die Rüstung tragen zu können, brauchte Vengeous spezielle Kleider, die ihn vor den TotenbeschwörerKräften darin schützten. Diese Kleider zu besorgen war Sanguins Job gewesen.
„Bis Sonnenuntergang sind sie fertig“, versicherte Sanguin ihm, „wie versprochen.“
„Hoffentlich.“
Sanguin schaute ihn an, sagte jedoch nichts. Mit dem Baron war nicht zu spaßen, schon gar nicht in einer Zeit wie dieser.
Es gab noch jemanden, den Sanguin nicht mochte: Dusk. Er mochte Vampire im Allgemeinen nicht, doch gegen Dusk hegte er eine ganz spezielle Abneigung, vor allem gegen seine Fähigkeit, sich vollkommen geräuschlos anzuschleichen. Sanguin kannte nur einen Menschen, der Dusk herankommen hörte, und das war Vengeous. Deshalb zuckte Sanguin auch zusammen, als Dusk plötzlich direkt neben ihm zu reden begann, und Vengeous blieb vollkommen ruhig.
„Baron“, verkündete Dusk, „wir haben sie gefunden.“
Vengeous' Augen blitzten im Licht der Fackeln. Sanguin folgte den beiden tiefer in das Höhlensystem hinein. Das Wasser lief an den Wänden herunter und machte den Boden rutschig. Sie gingen auf ein Rudel Infizierter zu, die beiseitetraten, um Baron Vengeous in die neu entdeckte Kammer zu lassen. Sanguin drängelte sich nach vorne durch und stellte sich neben Dusk.
Die Fackeln warfen lange Schatten auf die rauen Wände. In der Mitte der Kammer stand ein großer runder Steintisch, und auf diesem Tisch lag die Rüstung. Sie war von einem stumpfen Schwarz und vollkommen schmucklos, ohne Gravierungen oder Prägungen. In Baron Vengeous' Augen muss sie das Schönste gewesen sein, das er je gesehen hatte.
Lord Viles Rüstung.
LONDONS GEFÜRCHTETER HIRNAUSSAUGER
Vaurien Scapegrace saß gegenüber von Skulduggery am Tisch. Tanith stand direkt hinter ihm, und Walküre hatte sich mit verschränkten Armen in der Ecke neben der Tür aufgebaut.
Skulduggery schaute von dem Ordner auf, in dem er gelesen hatte. „Vaurien, du warst bisher nicht sehr kooperativ, wenn jemand etwas von dir wissen wollte, stimmt's?“
„Keine Ahnung, was die Typen immer wollen.“
„Es ist bekannt, dass du der Freund eines Mannes namens die Qual bist.“
Er zuckte die Schultern. „Mir neu.“
„Was ist dir neu?“
„Dass ich ihn kenne.“
„Wen?“
„Was?“
„Dass du die Qual kennst?“
„Ja.“
„Dann kennst du ihn also?“
„Ja.“ Dann rasch: „Nein.“
„Du kennst ihn nicht?“
„Ich nicht. Ich nicht. Nie von ihm gehört.“
„Ich sage es nur ungern, Vaurien, aber das klingt erstaunlich wenig überzeugend.“
Scapegrace schüttelte den Kopf. „Wer soll das sein? Ich hab nie von ihm gehört. Welcher Qual?“
„Erkennst du die hübsche Lady hinter dir wieder?“
Scapegrace versuchte, sich auf seinem Stuhl umzudrehen, doch wegen der Fesseln konnte er lediglich den Kopf drehen. Er schaute wieder auf Skulduggery und zuckte die Schultern. „Sollte ich?“
„Das ist Tanith Low. Vielleicht hast du schon von ihr gehört. Tanith ist eine berühmte Vernehmungsbeamtin, auf der ganzen Welt bekannt wegen ihrer hundertprozentigen Erfolgsrate, wenn es darum geht, die Informationen zu bekommen, die sie braucht.“
Tanith hob erstaunt eine Augenbraue, sagte jedoch nichts.
„Ach ja?“, erwiderte Scapegrace. Er sah leicht beunruhigt aus. „Und wie schafft sie das?“
„Nun
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