Sky Captain and the World of Tomorrow
merkte plötzlich, dass die anderen verschwunden waren. Er konnte keinen von ihnen sehen oder hören. Er starrte Kaji an. »Wo ist Polly?«
18
Ein Schatten im Tunnel
Lügen und Übertreibungen
Eine brennende Zündschnur
Polly spürte, dass das geheimnisvolle Verhalten des Sherpa mit der Hakennase zu ein paar Antworten führen würde – oder zumindest zu einer interessanten Story – und schlich den gewundenen Gang entlang.
Kajis Begleiter hatten zwar so getan, als überraschte sie der Anblick von Totenkopfs gefrorener Bergbauanlage, aber dieser Mann wusste genau, wo er hinging und was er tat. Polly bewegte sich zögernd vorwärts, wobei sie sich den Weg mit der flackernden Kerosinlaterne leuchtete. Der mürrische Sherpa verließ sich darauf, dass man ihn nicht bemerkt hatte, deshalb fiel ihm nicht auf, dass Polly ihm hinterherschlich.
Polly kam um eine weitere Biegung des Ganges, dann erweiterte sich der Tunnel vor ihr zu einer Höhle, von der aus es nur durch eine große Metalltür mit einem Schließrad in der Mitte weiterging. Verstärkt von eisernen Beschlägen und schweren Nieten wirkte diese Tür wie die Luke eines riesigen deutschen U-Boots. Das Licht von Pollys Lampe fiel auf ein Warnschild über dieser Luke: VERBOTEN.
»Ich nehme nicht an, dass es sich um den Pausenraum handelt.« Dann verzog Polly das Gesicht, denn ihr fiel auf, dass der Sherpa nirgends zu sehen war – also musste er wohl durch die Tür verschwunden sein.
Neugierig ging Polly auf die schwere Stahltür zu, stellte die Laterne auf den Steinboden und benutzte beide Hände, um das Rad zu drehen. Obwohl die ganze Anlage so verlassen wirkte, war das Schloss gut geölt. Die Metallluke schwang weit auf.
Polly rückte ihren Rucksack zurecht, griff wieder nach der Laterne und hielt sie vor sich, als sie durch die Tür ging. Die Höhle dahinter war zu groß, als dass die schwache Laterne viel geholfen hätte. Polly ging langsam in den tiefdunklen Raum hinein und schwenkte ihre Laterne hin und her, so dass sie bis zu den Wänden schauen konnte. Sie versuchte so leise zu sein, wie sie konnte. Die Höhle schien riesig zu sein, ein gewaltiger Lagerraum. Was hatte Totenkopf hier gemacht? Sie sah aufgestapelte Kisten, Holzfässer…
Plötzlich fiel das Laternenlicht auf das boshaft grinsende Gesicht des hakennasigen Sherpa. Er stand nur ein paar Zoll von Polly entfernt und wartete mit dem Messer in der Hand. Dann stürzte er sich auf sie.
Polly stieß einen lauten Schrei aus und wich zurück.
Sky Captain und Kaji bewegten sich vorsichtig den Gang entlang. »Miss Perkins!«, rief der Sherpa.
»Polly!« In Sky Captains Stimme lag mehr Ärger als Sorge. Immer stahl sie sich davon und handelte sich – oder ihm – irgendwelchen Ärger ein. Dort hinten, in der Haupthöhle des Komplexes, gab es riesige Bohrmaschinen, deaktivierte Roboter, radioaktive Gesteinsproben und ein Buch voller Informationen über Totenkopfs Arbeit hier, und alles war klar und deutlich zu sehen.
Wie viel mehr wollte sie noch? Genügte das nicht, um sie zu beschäftigen?
Die beiden Männer kamen zu einer Stelle, an der sich der Gang gabelte. Sky Captain seufzte. »Sieht aus, als müssten wir uns trennen, Kaji. Wir treffen uns draußen wieder, egal, ob wir Polly finden oder nicht. Bei dieser Strahlung sollten wir hier nicht besonders lange bleiben.«
Kaji nickte nervös. »Hast du den Geigerzähler mitgebracht, Captain Joe?«
»Wir brauchen keinen mehr. Wir können einfach davon ausgehen, dass die Strahlung stark ist. Überall.«
Sie trennten sich, gingen die beiden Gänge entlang und riefen weiter nach Polly. Sky Captain stapfte vor sich hinmurrend weiter, als er plötzlich direkt vor sich den schrillen Schrei einer Frau hörte. »Polly!« Er begann zu rennen und wäre beinahe auf dem Eis ausgerutscht. Seine wackelnde Laterne warf unheimliche Muster von Licht und Schatten auf das Eis. Einen Augenblick später kam er rutschend vor der offenen Metallluke des Lagerraums zum Stehen. Drinnen hörte er Polly abermals schreien, diesmal eher zornig als verängstigt, und dann erklangen Kampfgeräusche.
Sky Captain stürzte in den Raum, fuchtelte mit der Laterne herum und erblickte den Sherpa, der Polly ein Messer an die Kehle hielt. Sie wehrte sich, aber er drückte die Klinge an ihre weiche Haut.
»Joe!«, rief sie.
Sky Captain richtete sich auf und ging drohend weiter. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle. »Lass sie los.« Er war bereit, den Mann mit
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