Sky Captain and the World of Tomorrow
die Leichen der beiden verräterischen Sherpas hinweg, die im blutigen Schnee lagen. Dolche waren ihnen mit solcher Kraft in den Rücken gestoßen worden, dass sie ihre Herzen durchbohrt hatten und aus der Brust wieder hervorgedrungen waren. Bald schon würden die eisigen Elemente ihre Leichen vernichten, oder die Vögel würden ihre Knochen sauber picken.
Die geheimnisvolle Frau stieg in die Flugmaschine, ließ die pfeifenden Motoren an und glitt davon.
20
Eine seltsame Prozession
Ein verlegenes Erwachen
Ein Priester in Shangri-La
Die Nacht senkte sich über die kalten Bergpässe und über verborgene Täler, die von beeindruckenden Felswänden und scheinbar undurchdringlichen Mauern von Schnee bewacht wurden. Die schwarz gekleideten Männer trugen Fackeln, aber sie hätten sie nicht gebraucht. Sie fanden ihren Weg die gewundenen Hänge hinauf mit sicherem Schritt und trugen Sky Captain, Polly und Kaji auf den Bahren mit sich.
Die schweigende Gruppe folgte einem geheimen Pfad. Als sie sich dem höchsten Punkt eines Bergsattels näherte und durch eine schmale Passage zwischen schräg stehenden Felsblöcken kam, blieb der Anführer stehen, um in das Tal hinabzublicken. Dichter, frostiger Nebel bildete eine Art Barriere, aber dieses wirbelnde Tuch begann sich zu heben und enthüllte ein Bild, das einer Fata Morgana nicht unähnlich war.
Ein überraschend grünes Tal lag in der dunstigen Ferne. Auf allen Seiten von Furcht erregenden Gipfeln geschützt, bot dieses geheime Tal einen Anblick von seltsamer Schönheit, erfüllt von sprudelnden Bächen und Obstgärten, steinernen Klöstern und kleinen Hütten mit bunten Fähnchen. Mit Bändern geschmückte Gebetsmühlen klapperten im Wind.
»Shangri-La«, murmelte der Anführer, wie er es immer tat, wenn er in sein geheimes Zuhause zurückkehrte. Die schwarz gewandeten Gestalten bewegten sich weiter. Und so unglaublich das war, als sie das Tal betraten, folgten der Wind und der Schnee ihnen nicht.
Sky Captain stöhnte auf seiner Bahre und versuchte angestrengt, die Augen zu öffnen und den Blick zu konzentrieren. Er fühlte sich plötzlich warm, ruhig und ausgeruht. Er stützte sich auf einen Ellbogen und schaute zum hinteren Ende der Fackeln tragenden Prozession. Nur ein paar Fuß entfernt tobte ein Schneesturm, aber hier war die Luft vollkommen ruhig.
Vor ihm lag ein stilles Tal, geheimnisvoll und einladend. Er reckte sich und murmelte: »Shangri-La…«, dann fiel er wieder in einen tieferen, ruhigeren Schlaf.
Goldenes Sonnenlicht hüllte das Gesicht der schlafenden Polly in einen warmen Schein. Sie begann sich zu regen, träge und vollkommen zufrieden, und sie sah wunderschön aus. Ein Lächeln, inspiriert von angenehmen Träumen, umzuckte ihre Mundwinkel. Sie gab ein leises, kehliges Geräusch von sich, beinahe wie ein Schnurren, und kuschelte sich tiefer in die bestickte Bettdecke. Seufzend öffnete sie dann die Augen.
Verwirrt, aber nicht beunruhigt, starrte sie eine Decke aus ineinander greifenden Kacheln an, die mit hypnotischen Mustern überzogen waren. Einen Augenblick später zeigte sich ein seltsamer Ausdruck auf ihrem Gesicht, wie der Schatten einer Gewitterwolke. Wieder bewegte sie sich und hob dann die bestickte Decke, um darunter zu spähen. Plötzlich riss sie die Augen weit auf und zog die Decke fest an sich. »Meine Kleider!«
Hellwach zog Polly die Decke nun bis zum Hals und sah sich im Zimmer um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, und erkannte nichts von ihrer Umgebung. Sie drehte den Kopf in die andere Richtung und fand sich Sky Captain gegenüber.
Seinen nackten Schultern – und besonders seinem boshaften Grinsen – entnahm sie, dass er ebenfalls nackt war.
»Guten Morgen, Polly.«
Sie keuchte. »Was machst du hier? Verschwinde! Raus hier!«
Er rührte sich nicht aus dem Bett. Stattdessen verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich in die Kissen zurück. »Nicht, solange du keine Hose unter dieser Decke versteckt hast. Aber das bezweifle ich.« Seine Augen blitzten. »Und verlass dich drauf, ich habe bereits nachgesehen… ausführlich.«
Pollys Blick zuckte über Sky Captains zugedeckten Körper. Verlegen versuchte sie, einen Fluchtweg zu finden. »Du bist doch nicht etwa…«
»Nackt? Du kannst es ruhig aussprechen. Für eine so dreiste Reporterin scheinst du mit gewissen Wörtern gewaltige Schwierigkeiten zu haben.«
»Das hier ist nicht komisch, Joe. Was ist passiert? Wo sind wir? Wer
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