Sky Captain and the World of Tomorrow
drückte die Nase an die Cockpitkuppel wie ein kleines Kind, die Augen staunend aufgerissen. Alle Arten exotischer Fische, Mollusken und Korallen zogen an ihnen vorbei – Lebewesen, die sie nie in einem Aquarium oder in einem Buch gesehen hatte. Prähistorische Seelilien mit segmentierten Stielen und festen Schalenblütenblättern schnappten nach vorbeischwimmenden Fischen. Vielbeinige Geschöpfe, die an behelmte Pillendreherkäfer erinnerten, krochen durch den Schlamm am Boden und verschlangen Schnecken, die so groß wie Kürbisse waren. Schwämme wie gummiartige Röhren saugten warmes Wasser auf und filterten die Mikroorganismen heraus, und Seeschlangen glitten vorbei wie Bänder.
Alles, was Polly sah, schien viele Zähne zu haben.
Ein Geschöpf, das aussah wie eine Kreuzung zwischen einem Krokodil und einem Schwertfisch, durchquerte vor ihnen das Wasser, angezogen vom Licht der P-40. Der wirbelnde Propeller des Flugzeugs bewirkte jedoch, dass das Monster es sich noch einmal überlegte. Es schoss mit einem Schnippen des scharf gepanzerten Schwanzes davon und schluckte auf dem Weg zwei unglückliche Fische.
»Wie weit haben wir noch, Joe?«
»Wir besitzen keine Karte dieser Passage. Ich kann nur hoffen, dass sie bis zum Kern der Insel reicht. Wir müssen einfach abwarten und die Augen offen halten.«
Es dauerte nicht lange, bis sich das Wasser vor ihnen veränderte. Sonnenlicht drang durch einen Riss in der Höhlendecke und verlieh der weiter werdenden Höhle ein sanftes Schimmern. Raubfische schwammen in den Lichtstrahl, dann schossen sie zurück in den sicheren Schatten der Passage.
»Schluss mit dem Schläfchen.« Sky Captain kippte das Ruder, so dass die Maschine sich auf das Licht zubewegte. »Ich bringe uns nach oben.«
»Schläfchen?« Polly schnaubte verärgert. »Ich hätte nichts gegen frische Luft.«
Begleitet von lautem Rauschen und vielen Luftblasen stieg die Warhawk in der Unterwasserhöhle nach oben und tauchte in einer Lagune auf, deren Wasseroberfläche halb von Laub und Wasserpflanzen überzogen war. Erschrockene Amphibien verkrochen sich am von Ried gesäumten Ufer. Das Flugzeug richtete sich horizontal aus und trieb auf dem Wasser.
Sky Captain öffnete die Kuppel, dann streckte er die Arme und atmete tief die schwere, modrige Luft ein. Der Geruch nach verrotteter Vegetation bewirkte, dass jeder Atemzug so dick erschien, als könnte man ihn kauen.
Polly zog die Nase kraus. »Riecht wie ein Komposthaufen.«
Sky Captain saß oben am Rand des Cockpits und schaute in die Wildnis hinaus. Nun hatten die beiden Gelegenheit, sich den dichten, albtraumhaften Dschungel, der die Lagune umgab, genauer anzusehen. Seltsame Geräusche unsichtbarer Geschöpfe erklangen aus allen Richtungen: Insekten klickten und zirpten, größere Tiere heulten, grunzten und stießen unheimliche Schreie aus.
Das Sonnenlicht schimmerte und glitzerte in der feuchten Luft, als würde es verlangsamt, weil es in die Vergangenheit fiel. Riesige Binsen und Farne mit breiten Wedeln erhoben sich rings um sie herum, behangen mit glitzerndem Tau. Schachtelhalme ragten über ihnen auf, einige beinahe hundert Fuß hoch. Primitive immergrüne Pflanzen und Bäume ohne Blüten drängten sich zu feuchtem Unterholz zusammen.
Sky Captain tippte Polly auf die Schulter, legte den Finger an den Mund und zeigte auf den Wald. Sie drehte sich um und traute ihren Augen kaum. An einem flachen Tümpel standen drei riesige Protovögel mit scharfen Schnäbeln, die aussahen, als könnten sie einen Eichenstamm mitten durchbeißen. Die Geschöpfe erinnerten an Strauße, aber ihre muskulösen Beine ragten zwanzig Fuß hoch auf, bevor der unverhältnismäßig kleine Körper begann. Der Schenkel eines dieser Tiere hätte eine ganze Familie eine Woche lang ernährt.
Das treibende Flugzeug wackelte von einer Bewegung unter Wasser, und Polly hielt sich an Sky Captain fest, nur, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein dunkler, gewundener Schatten tauchte aus der Höhle unter ihnen. Der Rückenkamm eines riesigen Geschöpfs erschien, ohne auch nur Wellen zu schlagen, und ein schlangenhafter Hals mit einem kleinen Kopf reckte sich über die Wasseroberfläche. Halb gekaute Wasserpflanzen hingen noch im Maul der Kreatur, als sie sich friedlich umsah, stinkende Flüssigkeit ausschnaubte und dann wieder untertauchte.
Polly griff ins Cockpit und holte ihre kleine Kamera heraus. Äußerst aufgeregt und schwer atmend schaute sie mit dem Auge der Reporterin
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