Sky Captain and the World of Tomorrow
durch den Sucher. So viele erstaunliche Geschöpfe aus einer Zeit lange vor jeder Geschichtsschreibung – wie konnte sie sich da entscheiden, welches sie fotografieren sollte?
Nach längerem Zögern senkte sie die Kamera wieder. Sky Captain beobachtete sie ungläubig. »Du wirst kein Foto machen? Dinosaurier, prähistorische Vögel, Seeungeheuer – was würde dein Redakteur dazu sagen?«
Polly tippte auf den Zähler an der Kamera. »Ich hab nur noch zwei Bilder übrig, Joe. Wer weiß schon, was da draußen noch auf uns wartet?«
»Wie du willst… aber heb eins der Bilder auf für das Wiedervereinigungsfoto mit mir, dir und Dex.«
Er griff ins Cockpit und suchte in einem Fach herum. Schließlich fand er eine kleine Tasche mit einem Kompass und eine Machete. »Man sollte immer auf alles vorbereitet sein. Sehen wir mal, was wir finden können.« Aber als er einen Blick auf den Kompass warf, sah er, dass der sich unmöglich schnell drehte. »Na wunderbar. Totenkopf spielt also auch mit dem Magnetfeld der Erde herum.«
Sie gingen an Land, aber der Boden fühlte sich unter ihren Füßen schwammig und feucht an. Bei jedem Schritt gab es ein quatschendes Geräusch. Polly konnte den scharfen, öligen Geruch der seltsamen Vegetation im schwülen Dunst des Sumpfes riechen. Sie zuckte zurück und verkniff sich einen Aufschrei, als etwas mit dem Geräusch einer Kettensäge an ihrem Kopf vorbeisauste, und dann starrte sie mit weit aufgerissenen Augen eine bunte Libelle mit einer Spannweite von zwei Fuß an. Die Libelle umkreiste sie, und Sky Captain zog die Pistole, bereit, das Rieseninsekt abzuschießen, aber die Libelle flog tiefer in den Sumpf hinein.
Wogende Farne und kaktusähnliche Wucherpflanzen bildeten das Unterholz in dem dichten Wald. Ein großer Käfer huschte über einen umgestürzten Schachtelhalm und bahnte sich seinen Weg durch eine Masse nasser Algen. Eine apfelgroße Spinne mit kurzen Beinen beobachtete sie von einem Schuppenbaum aus, schien sich aber nicht für eine so große Beute zu interessieren.
Sky Captain und Polly stapften stundenlang durch das dichte Unterholz. Er schlug mit seiner Machete nach links und rechts und bahnte ihnen einen Weg, der tiefer in diese geheimnisvolle Welt führte. Trotz der Hackgeräusche, die er verursachte, schien die Atmosphäre gedämpft und brütend. Rings um sie gaben kleine Geschöpfe Begrüßungslaute von sich, die klangen wie der Gesang von Zikaden.
In der Nähe hörte Sky Captain ein lautes, seltsam beharrliches Rufen. Er verzog besorgt das Gesicht. »Still. Hörst du das?«
Das hohe Gras und die Farne versperrten ihnen in alle Richtungen die Sicht. Der Wind wurde stärker, aber der Himmel blieb klar.
Polly spitzte die Ohren. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
Sky Captain spähte neugierig nach vorn. Das Geräusch war ein wiederholtes kreischendes Pfeifen, eine konstante Forderung. »Klingt nicht besonders gefährlich.« Er drängte sich durchs Unterholz und bog Dornenranken beiseite, um den Kopf durch eine Lücke in dem verflochtenen Pampasgras stecken zu können. Polly schob sich neben ihn.
Sie hatten ein Vogelnest von der Größe eines Wohnanhängers vor sich. Dicke Äste und zersplitterte Baumstämme bildeten einen schützenden Rand um zwei riesige Küken. Die beiden prähistorischen Jungvögel waren so groß wie kleine Bären. Ihre dunklen Augen glitzerten, und sie drehten die Köpfe hin und her. Beide wirkten ausgesprochen hungrig. Ihr beharrliches Zwitschern nahm einen anderen Klang an, als sie Sky Captain und Polly entdeckten. Die festen Schnäbel klappten klackend auf und zu wie Fallen und verlangten Futter.
Dann zerriss ein viel schrecklicheres Kreischen die Luft, das dem der Küken ähnlich, aber viel tiefer war. Sky Captain blickte auf, als ein flugzeuggroßer Schatten auf sie fiel, die schwertartigen Klauen ausgestreckt. »Lauf!«, brüllte er.
29
Eine gefährliche Brücke
Nur noch ein Bild
Zwei Geständnisse
Die beiden hungrigen Riesenküken legten die Köpfe schief und öffneten die scharfen Schnäbel, um nach ihrer Mutter zu kreischen. Die Antwort ließ Polly bis in die Knochen erschaudern. Das riesige, fliegende Geschöpf kam auf sie herabgeschossen. Polly und Sky Captain suchten Deckung unter den hohen Schachtelhalmen. Der zornige Vogel fegte dicht genug über sie hinweg, um die verflochtenen, uralten Pflanzen auseinander zu reißen. Er drosch mit den Flügeln auf sie ein, um zum Boden durchbrechen zu können. Sky
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