Skylark 1 - Die Abenteuer der Skylark
Stille wurde schließlich von dem Mann gebrochen.
»Ich habe Seaton vorhin gesehen«, sagte er. Ohne sich um ihren verblüfften Blick zu kümmern, fuhr er fort: »Hast du schon mal einen Mann erlebt, der so zielstrebig ist? Natürlich ist das einer seiner wesentlichen Charakterzüge ... Er arbeitet bis zum Zusammenbruch. Hat er dir erzählt, daß er nicht mehr beim Institut für seltene Metalle arbeitet?«
»Nein, ich habe ihn seit dem Abend seiner Entdeckung oder seines Unfalls nicht mehr gesehen – was immer da passiert sein mag. Er versuchte mir die Sache zu erklären, aber ich verstand nur sehr wenig und fand das wenige schon ziemlich unmöglich.«
»Ich kann dir die Sache nicht erklären – auch Dick kann das nicht genau –, aber ich kann dir eine Vorstellung davon geben, was wir uns beide erhoffen.«
»Bitte – ja! Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.«
»Dick hat etwas entdeckt, das Kupfer in reine Energie umwandelt. Sein Dampfbad ist in gerader Linie davongerast ...«
»Das hört sich noch immer unmöglich an«, unterbrach ihn das Mädchen, »auch wenn es jetzt aus deinem Munde kommt.«
»Vorsicht, Dorothy«, sagte er warnend. »Nichts, das wirklich geschehen ist, kann unmöglich sein. Aber wie ich schon sagte – die Kupferwanne verließ Washington in gerader Linie, um in unbekannte Gefilde vorzustoßen. Wir wollen dem Ding in einem passenden Fahrzeug folgen.«
Er hielt inne und musterte das Gesicht seiner Begleiterin. Sie schwieg, und er fuhr mit sachlicher Stimme fort:
»Beim Bau des Raumschiffs – da komme ich ins Spiel. Wie du weißt, habe ich fast soviel Geld, wie Dick Gehirn besitzt; und eines Tages, noch vor Herbstanfang, gedenken wir an einen Ort zu fliegen, der in großer Entfernung von der Erde liegt ...«
Nachdem er sie zu strikter Verschwiegenheit verpflichtet hatte, berichtete er, was in Seatons Labor vor sich gegangen war, und weihte sie in den Stand der Dinge ein.
»Aber wenn er sich das alles ausgedacht hat ... wenn er so schlau war, eine solche Theorie auszuarbeiten, die tatsächlich so etwas Unerhörtes wie die Raumfahrt ermöglicht ... auf einer so winzigen Tatsachenbasis ... warum hat er mir nichts davon erzählt?«
»Er hatte die feste Absicht. Auch jetzt noch. Du darfst nicht glauben, daß seine Konzentration einen Mangel an Liebe zu dir bedeutet. Ich wollte deswegen bei euch vorsprechen, ehe ich dich hier draußen sah. Er treibt sich unbarmherzig an. Er ißt kaum noch etwas und scheint überhaupt nicht mehr zu schlafen. Er muß sich in acht nehmen, wenn er keinen Zusammenbruch erleiden will – doch meine Ermahnungen bleiben ohne Wirkung. Wüßtest du etwas, das du oder wir beide tun könnten?«
Dorothy war nicht stehengeblieben – doch sie hatte sich verändert. Plötzlich schritt sie aufrecht und mit federnden Schritten dahin, ihre Augen blitzten, und ihr Charme und ihre Lebhaftigkeit waren in alter Frische zurückgekehrt.
»Und ob!« sagte sie. »Ich stopfe ihn bis an die Halskrause voll und bringe ihn nach dem Essen ins Bett, der große Dummkopf!«
Diesmal war es an Crane, überrascht zu sein, so überrascht, daß er verwirrt stehenblieb. »Wie willst du das schaffen?« fragte er. »Das ist nun etwas, das ich für unmöglich halte. Was hast du vor?«
»Es ist wohl besser, wenn du die Details nicht kennst.« Sie lächelte schalkhaft. »Dir fehlt es doch ein wenig an schauspielerischen Fähigkeiten, Mart, und Dick darf nicht gewarnt werden. Geh nach Hause und sieh zu, daß du anwesend bist, wenn ich komme. Ich muß noch ein paar Telefonanrufe erledigen ... Ich bin gegen sechs Uhr da, und sag Shiro, er soll euch beiden nichts zum Essen kochen!«
Sie war um sechs Uhr zur Stelle.
»Wo ist er, Marty? Draußen in der Werkstatt?«
»Ja.«
In der Werkstatt angekommen, ging sie entschlossen auf Seatons Rücken zu. »Hallo, Dick! Wie kommst du voran?«
»Was?« Er fuhr heftig zusammen und wäre fast vom Stuhl gefallen. Als ihm bewußt wurde, daß Dorothy hinter ihm stand, erhob er sich, nahm sie freudig in die Arme, schwenkte sie herum und drückte sie fest gegen sich. Ihre Lippen fanden sich.
Dorothy machte sich schließlich frei und sah ihm tief in die Augen. »Ich war so wütend, Dick, daß ich einfach nicht wußte, ob ich dich küssen oder umbringen sollte – diesmal habe ich dich noch geküßt.«
»Ich weiß, Liebling. Ich habe mir wirklich große Mühe gegeben, ein paar Stunden freizunehmen und euch zu besuchen, doch es geht alles so langsam
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