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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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unschuldiger Miene zu ihm um. » Was denn? Was möchtest du sehen? «
    » Da war ein Bild, das eben, ja, genau das, bitte hier anhalten. « Aufgeregt schob er sich näher heran und v ersuchte, Details zu erkennen. Auf dem sehr alten Bild konnte man undeutlich zwei Männer sehen. D as Dokument war stark beschädigt, vor allem die Figur des vorangehenden Mannes , des kleineren , hatte stark gelitten. Von ihm waren nur noch grobe Umrisse zu identifizieren. Seine Hand hingegen war genau zu sehen . Sie wirkte zierlich, fast noch schma ler als die Hand von Soli, ein Taschent uch baumelte von den Fingerspitzen und schien jeden Moment fallen zu wollen. In der anderen Hand trug der Mann eine Art Schirm, den er über die Schulter gelegt hatte. Dass es sich um einen Schirm handelte , wusste Karim nur, weil in ihrer Wohnung solch ein antikes Stück zu finden war. Soli hatte es eines Tages mitgebracht . Einen eckigen, keinen runden wie hier auf dem Bild . Gemeinsam hatten sie über die filigrane Konstruktion gestaunt und ihm einen Platz an der Wand ihres Schlafzimmers gegeben. Karim wusste, dass man ei nen solchen Gegenstand genutzt hatte, um sich vor Regen zu schützen. Das war sehr lange her, als es w eder wasserabweisende Kleidung noch Wetterkontrolle gegeben hatte . Er versuchte, mehr vom Träger des Schirms zu erkennen, doch leider war von Schulter und Gesicht nicht viel auf der Aufnahme erhalten .
    Diese Szene war so fremdartig, so bizarr . Irgendetwas schrie ihn aus diesem Bild an. Erinnere Dich! Konzentriert betrachtete er die beiden Figuren erneut. Der Te i l der Abbildung, der den Mann zu Linken zeigte, war noch gut erhalten. E r trug ein merkwürdiges Gewand mit vielen Taschen und Verzierungen. Die zweite, stark b eschädigte Figur faszinierte Karim jedoch mehr. Obwohl man nicht viel von dem Mann erkennen konnte, elektrisierte ihn der Anblick dieser zartgliedrigen Hand. Seine Finger betasteten das Bild, zeichneten dessen Linien nach und b erührten das Tuch .
    » Wieso trägt der Mann auf dem Bild einen Schirm? War da s auch so ein Accessoire wie ein Taschentuch ? « , fragte Karim.
    » Was du do rt siehst, ist ein Sonnenschirm«, antwortete BEY . » Als dieses Bild entstand, gab es noch weni g Schutz vor UV-Strahlung , mu sst du wissen. Du glaubst gar nicht, was die Menschen alles getan haben, um sich vor Verbrennung en zu schützen. S ie haben sich sogar Zinkpas te ins Gesicht geschmiert. I st das nicht widerlich? «
    Karim hörte ihm kaum zu. Seine Hände wurden feucht und hinterließen Abdrücke auf dem Bild, die sofort wieder verblassten, sobald er die Finger davon nahm. Sein Herz s chlug wie wild, sein Mund war wie ausgetrocknet.
    » Für was steht dieses Bild? «, wollte er wissen und schluckte, um etwas Feuchtigkeit in den Mund zu bekommen.
    » Es ist eine Art Liebeswerbung. Etwas wie eine Brücke, die man baute, um ein Kennenlernen zu ermöglichen, Es gab keine Zuteilungsvorschläge wie heute. Die Männer mussten den Mut aufbringen, einander anzusprechen, ohne irgendwas über den anderen zu wisse n. Und u m es sich leichter und weniger offensichtlich zu machen , ließen sie zum Beispiel ein Taschentuch fallen, wenn der Angebetete in der Nähe war. Hob er es auf und überreichte es, war der erste Schritt des Kennenlernens getan. Ließ er es jedoch liegen, obw ohl er es bemerkte, wusste der Verliebte   – ohne das G esicht dabei verloren zu haben   – , dass sein Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. « BEY schüttelte sich. » Allah sei Dank haben wir so etwas heutzutage nicht mehr nötig. «
    Karim streckte seine Hand wieder zum zerstörten Gesicht des Mannes mit dem Sonnenschirm   - da stieg ihm ein leichter Geruch in die Nase. Seine Hand hatte den Duft des Tuches aus dem Tunnel angenommen. Der Duft ! Eine Flut von Gefühlen stieg erneut in ihm auf, Wärme, Zuneigung, Geborgenheit, aber auch Erregung, Leidenschaft und Begierde spülten in sein Gehirn.
    »BEY«, sagte er, » was ist das für ein Geruch? Ist es   … haram, ist es Alkohol? «
    »Aber nein«, meinte BEY . » Das ist Parfum. Früher haben sich die Männer, die einen anderen Mann erobern wollten, damit eingesprüht. Mittlerweile wissen wir, dass der natürl iche Körpergeruch immer noch die be ste Stimulanz ist, aber damals   …« E r betrachtete das Bild mit e inem Anflug von Abscheu. »Damals war die Hygiene auch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Möglicherweise war es dringend notwendig, Parfum zu benutzen, wenn du

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