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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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zentralen Lichtquelle angestrahlt zu werden. Er drehte den Kopf und nahm in einiger Entfernung eine Art mannshohe Kerze wahr, allerdings ohn e Flamme. Vielmehr strahlte sie an ihrer Spitze ein gleichmäßiges bläuliches Licht aus, das nicht blendete, aber hell genug war, um dieses Gemäuer weit räumig auszuleuchten. Befand er sich in einer Halle? Welches Haus in der Stadt hatte eine derartige Architektur? Oder war er in einem unterirdischen Gewölbe, Katakomben vielleicht, die sich unter der Stadt erstreckten, oder in einem gewaltigen geheimen Verlies?
    »Wie geht es Ihnen?«, hörte Karim eine ihm fremde Stimme fragen. Er sah in ihre Richtung. Ein groß gewachsener Mann mit langem, dunk lem Haar und einem ebenso langen , dunklen Mantel blickte auf ihn herab. Seine Züge wirkten entspannt, ja , freundlich, und er ging vor Karim in die Hocke. Dann stellte er das Gesicht schr äg und legte eine Hand um seinen Hinterkopf. Bei der Berührung wich Karim zurück.
    »Es tut mir leid, dass wir Ihnen wehgetan haben«, sagte der Mann. Seine Hand strich durch Karims Haar, dann ließ sie von ihm ab. Er richtete sich wieder auf. »Das ist eigentlich nicht unsere Art. Wir sahen nur keine andere Möglichkeit, Sie hierher zu bringen. Freiwillig wären Sie uns vermutlich nicht gefolgt.«
    Erst jetzt registrierte Karim die anderen vier Männer. Auf einem Stuhl kauernd blickte er in ihre gespenstisch blau beleuchteten und dennoch zugetan dreinschauenden Ges ichter. Sie mochten alle Ende dreißig sein, trugen samt und sonders elegante Anzüge und darüber lange, dunkle Mäntel . Einer stach besonders hervor. Er besaß blondes, schulterlanges Haar. Sein Lächeln war weich, das Gesicht rund, anders als das der übrigen Männer. Wie sie schien er muskulös zu sein, soweit se ine Kleidung diesen Eindruck nicht verhüllte, doch fehlte ihm die Härte eines männlichen Antlitzes, dessen Rauheit. Seine Wangen lud en breit aus, das Kinn war kurz und spitz, die Augen groß und hellblau. Er hatte lange du nkle Wimpern, eine schmale Nase und volle, glänzend rote Lippen. Kar im fühlte eine gewisse Hingezogenheit bei seinem Anblick, auch geschürt durch die augenscheinliche Nervosität des Ma nnes. Der Blonde spielte mit seinem Daumen an den übrigen Fingerspitzen, als wolle seine Hand andere Dinge tun, als stillzuhalten. Sein Lächeln wurde unsicher, als er registrierte, wie Karim ihn in Augenschein na hm.
    »…   Gespräch, wie wir es mit Ihnen führen wollen, Karim.«
    »Was?« Karim war so auf diesen blonden Mann fixiert, dass er die Worte des anderen nur am Rande mitbekam.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte der geduldig. »Wir wollen Ihnen nichts Böses. Ab er wir müssen mit Ihnen reden.«
    » Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Wir sind gewissermaßen Leide nsgenossen. Sie sind in Behandlung bei Herrn Harum. Wir auch.«
    Karim spürte, wie ihm Schamesr öte ins Gesicht schoss. Er hasste es, über seine n   … Spleen zu sprechen, seine Sitzungen bei Herrn Harum, seine Obsession   …
    »W ir alle hier haben ein gewisses   … Problem. Wir sehnen uns nach Dingen, d ie es nicht gibt. Runden Dingen   … Sie wissen schon. «
    Die Hitze in Karims Wangen breitete sich weiter aus. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Nein?« Der Fremde trat auf eine der Säulen zu. Er strich um ihren Schaft, schloss die Augen und drückte seinen Körper an sie. Seine Hände streichelten den glatten Stein, er schmiegte sein Gesicht an den Schaft und flüsterte beinah: »Diese Vollkommenheit. Dieses perfekte Rund   … Haben Sie sich je einen Körper vorgestellt, an dem keine Knochen, keine Muskeln spürbar sind? Nur Rundungen, nur Weichheit? Kennen Sie die Bed eutung des Wortes ›Geborgenheit ‹ ? Wissen Sie, wie sie sich anfühlt? Wissen Sie um rundes, weiches Fleisch? Oder ahnen Sie es vielleicht? «
    Er ließ von der Säule ab und trat wieder zu den and eren. Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte angespannt.
    »Runde Dinge bedeuten Ihnen, bedeuten uns etwas«, fuhr der Fremde fort. »Es gibt beinahe nichts Rundes in unserer Welt, aber Sie und wir wissen, dass das nicht richtig ist. Rund gehört genauso zu uns wie alle anderen geometrischen Formen. Rund ist Bestandteil der Nat ur, ein wichtiger Bestandteil   – ein Bestandteil , der fehlt. Und Sie spüren das und vermissen es . In Ihrem ach so perfekten Leben gibt es eine   … blinde Stelle. Etwas, das Sie nicht verstehen und das Sie beunruhigt. Sie

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