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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mit, den alten Mann zu tragen«, befiehlt er Jenner und marschiert entschlossen zum Notlift.
    »Für wen, in aller Welt, hält sich dieser aufgeblasene Mistkerl eigentlich?«, ruft Hale.
    Charlie, der Hammer, Baker, der Flexer/Controller, und die übrigen Überlebenden bis auf Hale folgen Giffey. Hale scheint sich nicht entscheiden zu können, was wie und wo zu tun ist.

 
22 /
     
    Martin sitzt neben Mary Choy und hat die Hände zwischen den Knien verschränkt. Niemand spricht; sie haben die Innenstadt von Moscow erreicht und der Pyramidenkeil ist im abendlichen Schneetreiben zu erkennen. Sie biegen rechts auf die neuere Betonstraße mit der frischen Schneedecke, in der überall Reifenspuren zu sehen sind. Laster und Panzerfahrzeuge, Männer und Frauen in Parkas mit Gewehren, Sturmwaffen, Flechettes, Pistolen, Schrotflinten. Einige Privatwagen stehen auf der anderen Straßenseite, gegenüber der weißgoldenen, fensterlosen Wand von Omphalos, und neben den Fahrzeugen stehen Männer in Longsuits mit hastig übergeworfenen Jacken und ohne Waffen.
    »Anwälte«, sagt Mary. »Jede Menge.«
    Martin nickt. »Von außerhalb des Staates«, stellt er fest.
    »Großer Gott«, sagt ein Deputy heiser. »Wir sind zu spät – die ganze Stadt ist bereits hier.«
    Und dann sehen sie den Grund. In Bodenhöhe klafft ein riesiges Loch in einem breiten Tor. Weiter oben, fast an der Spitze, wurde in die Außenwand von Omphalos ein zweites Loch gesprengt, aus dem immer noch Rauch in dicken grauen Schwaden quillt.
    Das gepanzerte Fahrzeug der Präsidentin kreuzt ihren Weg und hält an, sodass sie nicht weiterfahren können. Assistenten und Wachleute springen heraus und bilden einen Kordon. Die Männer und Frauen, die in Gruppen vor der Wand stehen, rufen und winken. Manche recken ihre Waffen mit einer Hand hoch – zum revolutionären Gruß.
    »Sind das Streitkräfte der Republik?«, fragt Martin.
    »Gott behüte, nein!«, sagt ein Deputy, als er die Tür des Transportwagens aufstößt. Er schüttelt in gekränktem Stolz den Kopf. »Nur Patrioten auf den besten Zuschauerplätzen.«
    Daniels, Torres und die zwei phlegmatischen Agenten drängen sich enger um Martin und Mary. »Bleiben Sie in der Deckung der Fahrzeuge«, sagt Daniels zu ihnen.
    Die Präsidentin steht mitten auf der Straße und legt den Kopf in den Nacken, um den Anblick der glänzenden Oberfläche der hohen dreieckigen Wand in sich aufzunehmen. Schneewolken gleiten an der scharfen goldenen Spitze der Pyramide vorbei.
    Die Bürger jubeln und einige feuern ihre Waffen ab, bis die Deputies vorrücken, um sie wild gestikulierend aufzufordern, damit aufzuhören. »Verdammt, die Präsidentin ist hier!«
    »Dann soll sie hochleben«, bemerkt ein kräftig gebauter Mann und blickt sich beifallheischend zu seinen Kameraden um.
    »Ich lasse den Scheißkerl erschießen, der als Nächster seine Waffe abfeuert«, droht der Sheriff und gibt seinen Deputies die Anweisung, ihre Waffen zu entsichern.
    Die Menge weicht sofort zurück. Einige vollführen beschwichtigende Gesten.
    Mary findet, dass die Präsidentin von Green Idaho eine sehr mutige Frau ist.
    Torres gesellt sich zum County-Sheriff, als sich dieser mit seinen Deputies dem Kordon der Präsidentin nähert. Mary hört mit, wie sie darüber diskutieren, auf welche Weise sie Dr. Burke in das Gebäude bringen können. Der Sheriff schüttelt den Kopf, die Diskussion setzt sich fort und wird immer lebhafter.
    Martin dreht sich zu Mary um. »Sie wollen, dass ich im Gebäude nach Beweisen suche. Einem Labor oder Forschungszentrum.«
    »Was für Forschungen?«
    »Zu Erzeugung von Superenzymen oder pathogenen Organismen, die in der Lage sind, therapeutische Monitoren zu blockieren.«
    Mary reibt sich das Handgelenk. Die roten Flecken sind angeschwollen. Sie spürt weitere juckende Stellen an den Hüften und Oberschenkeln.
    »Nicht nur mentaltherapeutische Implantate«, sagt sie.
    Martin schüttelt den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. Noch vor wenigen Tagen hätte ich nicht geglaubt, dass eine private Gruppe jemals so etwas bewerkstelligen könnte. Wozu das Ganze?«
    »Um eine unliebsame Gesellschaft zum Zusammenbruch zu bringen«, mutmaßt Mary. »Um das Rad der Geschichte zurückzudrehen.«
    »Aber zu welchem Zweck? Hatten diese Leute vor, sich in diesem Grabmal zu verkriechen, bis…?« Er bringt seine Frage nicht zu Ende.
    Mary sieht, dass Torres und der Sheriff ihre Diskussion beendet haben und dass der Sheriff widerstrebend nachgegeben

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