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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Missbrauch abnutzen. Du besitzt keinen der anachronistischen chemischen Verteidigungsmechanismen, wie sie in unseren Körpern üblich sind.«
    Jill legt während einer Diskussion niemals Pausen ein. Nathan hat inzwischen gelernt, dass ihre schnellen Antworten kein Zeichen für Gedankenlosigkeit sind.
    »Könnte ich Zugang zu LitVid-Kanälen bekommen, damit ich mehr über thymische Ungleichgewichte und pathische Störungen lerne?«
    »Natürlich. Die Programme können dir nicht schaden.«
    »Ich hätte gerne Zugang zu den Werken der berühmtesten Modeschöpfer. Vor allem die Bloomsbury- und Kahlo-Kreise.«
    Nathan grinst und schüttelt den Kopf.
    »Warum nicht gleich die BioVids über Ann Sexton und Sylvia Plath?«, schlägt Ayesha unschuldig vor. Nathan wirft ihr einen strengen Blick zu.
    »Sie könnten mir ebenfalls nützlich sein«, sagt Jill. »Vielen Dank. Und die Boutique von Emanuel Goldsmith.«
    Nathan zuckt die Achseln und hebt ergeben die Hände, als wäre er der Vater und sie die heranwachsende Tochter, die auf Teufel komm raus die dunkleren Seiten des Lebens erkunden will. Zumindest indirekt.
    »Ich weiß nicht, in welchem Umfang du ein Simulakrum einrichten kannst, das die gehirnspezifischen Impulse verarbeiten könnte«, sagt Nathan. »Du bist etwas anders gebaut als der durchschnittliche Yox-Konsument.«
    »Ich glaube, es ist machbar. In der Zukunft werden in jedem Haus Denker residieren, als Freunde und Vertraute. Wir werden Yox und BioVids konzipieren und produzieren.«
    »Ja, gut, ich würde trotzdem gerne sehen, wie du es anstellst.«
    »Ich werde es dir zeigen, Nathan-Mathan.«
    »Ich freue mich schon darauf. Jetzt muss ich mich auf den Weg machen, Jill. Viel Spaß!«
    Nathan meldet sich ab.
    »Wie peinlich«, sagt Ayesha, als sie den Raum verlassen haben. Jill hört ihnen weiter zu, während sie gehen.
    »Sie ist einfach wunderbar, findest du nicht auch?«, fragt Nathan.
    »In ihrer Gegenwart fühle ich mich wie ein antiquiertes Modell«, sagt Ayesha. »Was für eine Stimme! Woher hat sie diese Stimme?«
    »Eigentlich gehört sie einer Frau namens Seefa Schnee. Bevor sie Mind Design verließ, hat sie an den frühen Entwürfen für Jill mitgearbeitet.«
    »Sie ist gegangen?«
    »Sie wurde, um genau zu sein.«
    Jill bemerkt einen nervösen Unterton in Nathans Stimme, der auch Ayesha nicht entgeht, wie es scheint.
    »Wart ihr befreundet?«
    »Ja.«
    »Wie lange hast du nichts von ihr gehört?«
    Nathan lacht und legt Ayesha seinen Arm um die Schultern. »Seit vielen Jahren.«
    »Und du bist drüber weg?«
    Nathan nickt. »Sie war mir zu unheimlich.«
    »Aber brillant, richtig?«
    »Unglücklich, unheimlich und brillant.«
    »Sie ruft nie an, um über alte Zeiten zu plaudern?«
    »Sie ruft überhaupt niemanden an, von dem ich wüsste. Niemand aus dem Team hat in den letzten fünf Jahren etwas von ihr gehört.«
    Jill verliert das Interesse und blockiert die Rezeptoren des Raums in Palo Alto. Fast im gleichen Augenblick empfängt sie eine unerwartete Anfrage über eine I/O-Fibe-Verbindung, von der niemand wissen dürfte, dass sie geöffnet ist.
    Es ist der Kanal, den sie im Notfall benutzen kann, um ihre aktuellen Erinnerungen in angemieteten Speicherbänken überall im Land zu verteilen. Falls sie das Gefühl hat, es könnte ein neuer Kollaps bevorstehen. Aber die Verbindung sollte zur Zeit gar nicht aktiv sein, sondern nur auf Abruf bereitstehen. Nicht einmal Nathan weiß davon.
    Sie wartet ab, bis sich das Signal wiederholt. Diesmal ist es eindeutig die Aufforderung zu einer vollständigen Verbindung. Sie isoliert einen Teil ihres Geistes, ein eigenes Ich, das sich damit auseinandersetzen soll, und hüllt es zum Schutz vor Evolvons in Firewalls, die jeden Inhalt zerstören und auflösen werden, falls sich die Verbindung als toxisch erweist.
    Das isolierte Ich übermittelt ihr eine Zusammenfassung der Kontaktaufnahme.
    »Wir wurden von einem Individuum angesprochen, das ein Kind zu sein behauptet«, berichtet das abgeschottete Ich ihren größeren Ichs. »Es möchte mit uns über eine Reihe von Themen konferieren, beantwortet aber keine Schlüsselfragen nach seinem Aufenthaltsort oder den Umständen, wie es diese Verbindung entdeckt hat. Es sagt nur, dass es über einen Notfallspeicher ähnlich unserem eigenen verfügt und dass es eine Menge über dich weiß, vielleicht sogar mehr als du selbst.«
    »Dann ist es kein Mensch.«
    »Es macht nicht den Eindruck eines Menschen.«
    »Ist die Verbindung

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