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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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grauen Hut festzuhalten, als sie in die orange-gelbe Dschungelwärme der Eingangshalle tritt. Mehrere sonnenartige Globen hängen über dem weiten Atrium innerhalb des Towers. Modifizierte Vögel zwitschern und kreischen in den gewaltigen tropischen Bäumen, die sich um die Stützpfeiler winden. Hier ist es wie in einer Reklamevision des amazonischen Paradieses samt verglasten Flüssen links und rechts, anmutigen Brücken aus Pflanzentrossen, die die höheren Stockwerke verbinden, und den allgegenwärtigen Werbewänden, die gezielt ihre bezahlten Kunden ansprechen und deren Botschaften nur am Rande von Marys Wahrnehmung flimmern. Sie hat nie ein Werbe-Abonnement abgeschlossen, da sie so etwas als Einladung zur subtilen Versklavung durch jene ökonomischen Kräfte betrachtet, denen sie schon seit langem nicht mehr vertraut.
    Die bezahlten Kunden jedoch fühlen sich wohl und wichtig, wenn sie mit Informationen über alles, was vorstellbar ist, überschüttet werden. Sie bleiben gebannt stehen, wenn neue Werbebotschaften geschaltet werden und sie überschwemmen.
    Mary rätselt, was das Pärchen wohl erlebt, das im Schatten eines riesigen, ausladenden Banyan-Baumes steht. Beide sind Mitte Zwanzig, Comb-Liebespartner mit einem Prä-Nuptial-Vertrag, aber auf keinen Fall Lebenspartner. Sie genießen das Zusammensein, während sie sich über LitVid weiterbilden und ihren Status in der Zeitarbeitsagentur verbessern. Beide sind wahrscheinlich Klienten derselben Organisation – Workers Inc., wie sie aufgrund des Schnitts ihrer Kleidung vermutet. Sie werden mit dicht gepackten, anspruchsvollen Inhalten berieselt, die alle gesellschaftsfähigen Sensationen abdecken – Sex innerhalb einer Beziehung, häusliches Leben, gemeinsame Abenteuer, Insider-Kitzel. Sie würden jederzeit zugeben, an diesen Dingen Spaß zu haben, und sie in der Öffentlichkeit diskutieren. Der Mann wird sich, wie Mary vermutet, heimlich in die große Touch-Flow-SexYule-Feier in der nächsten Woche einklinken – und die Frau dürfte mehrere Stunden pro Tag BioVid-Hormonwaller konsumieren.
    Yox saugt zwanzig Prozent der gesamten Ökonomie ab, selbst hier in Marys geliebtem Corridor. Das ältere und traditionellere LitVid (in den letzten Jahren immer häufiger in Lid und Vid aufgesplittet) schöpft lediglich siebzehn Prozent ab, mit sinkender Tendenz.
    Sie lässt sich mit einem Wendellift nach oben bringen, dessen breite Stufen wie fester Marmor aussehen, obwohl sie mit der Flüssigkeit von Wasser ihre Form wandeln. Sie steigt durch die malerischen Sinnesfreuden des Farmermarkts im vierten Stock auf, windet sich durch die kreisförmigen SubStrukturen der Clubs und Gesellschaftskreise im fünften und sechsten, über die höchsten Bäume des Atriums hinaus und zu den schwindelerregenden Panoramen der fast quadratkilometergroßen Freiflächen des Comb – ein See im Norden, wo Kinder paddeln und schwimmen, während Jugendliche im Osten, wo dichter Schnee auf Berghänge fällt, Ski und Slipperoo fahren.
    Mary bewundert die Architektur und spürt ihren vertrauten Beschützerinstinkt gegenüber den Comb-Spielern, obwohl sie gar nicht dazugehört. Sie wurde nicht als Comb-Bewohner geboren, wäre weder für gesellschaftliche noch sexuelle Kontakte akzeptabel und ist obendrein dadurch gehandikapt, dass sie im Corridor noch neu ist.
    Das ist der größte Nachteil des Corridors: ein tiefes und hartnäckiges Misstrauen gegenüber Leuten, die von außen kommen, um hier zu leben und zu arbeiten. Es ist weder Rassismus noch Klassismus, sondern purer Provinzialismus – erstaunlich für eine Region, in der so viele Daten und Geldmengen fließen.
    Der Wendellift bringt sie aus dem freien Atrium in das Herz des Towers. Hier tanzt freie Gemeinschaftskunst an den Wänden, lebens- und farbenfroh, doch hinreichend konservativ, um Mary zu gefallen. Collagen aus fliegenden Vögeln und frei gestalteten Aerodynen, auf der gegenüber liegenden Seite Hunderte von lachenden Kindergesichtern, die das erstaunlich anrührende Ideal einer Mutter umringen, deren Augen in zarter mütterlicher Ekstase halb geschlossen sind…
    Sie erinnert sich an E Hassidas Frauenporträts, die ähnlich bewegend sind, wenn auch auf andere Art.
    Verglaste Stockwerke ziehen vorbei, durchbohrt von internen Wohnblocks, die billigsten des insgesamt recht teuren Angebots, Kristallrhomben, die an die Wände der Schächte und Röhren geklebt sind.
    Noch höher hinauf beansprucht die Stadtverwaltung sämtliche Flächen

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