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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gründen, »bis sich die Lage der Republik beruhigt hat«. Und das wird niemals geschehen. Green Idaho ist und bleibt wirtschaftlich rückständig, und das Einzige, was hier fließt, ist das Papiergeld der staatlichen Bank, über das jeder murrt, oder in Lizenz geprägtes Hartgeld, aber keine Daten. Doch er schweift ab.
    »Nach der Mittagszeit ist es ziemlich ruhig geworden«, stellt er fest. »Es wäre nett, wenn Sie sich setzen und ein wenig mit mir reden könnten. Erzählen Sie mir von sich.«
    Die Frau wirft ihm den strengsten Blick zu, den sie bewerkstelligen kann, aber sein Gesicht bleibt freundlich. Er ist älter und vermutlich anders als alle Männer, die sie je kennengelernt hat; er macht einen soliden und intelligenten Eindruck, obwohl er mit seinem glatten grauen Haar, das ihm bis in den Nacken reicht, ein wenig ungezähmt wirkt; und vielleicht denkt sie jetzt an ihren Vater: ihren Idealvater, nicht den wirklichen, der für sie eine Enttäuschung gewesen sein dürfte. Dennoch hat sie ihn geliebt… Sie weiß, dass sie ein gutes Mädchen ist.
    Ihr Blick verliert an Strenge, und sie schaut sich im Restaurant um. Es ist tatsächlich ruhig; Giffey ist der einzige Gast, nachdem die Verwaltungsangestellten in ihre Büros zurückgekehrt sind und um diese Tageszeit kaum jemand in Moscow unterwegs ist.
    »Was sollte ich Ihnen erzählen?«, fragt sie, während sie ihm gegenüber Platz nimmt und die Hände auf dem Tisch verschränkt. »Und was könnte Sie daran interessieren?«
    »Ich unterhalte mich gerne mit Frauen«, sagt Giffey. »Sie gefallen mir. Und es gefällt mir, wie Sie mir das Sandwich gebracht haben.«
    »Für Al ist es schwierig, an gutes Corned Beef zu kommen«, sagt sie und zeigt darauf. Giffey wird bald davon abbeißen, doch in den nächsten paar Minuten braucht er einen freien Mund.
    »Das müssen Sie mir nicht erzählen«, sagt er. »Wie oft haben Sie schon daran gedacht, nach Süden, nach Boise, oder nach Westen zu gehen?«
    Die Frau schnieft. »Wir haben hier unsere Wurzeln. Menschen haben gekämpft und sind gestorben, damit wir so leben können, wie wir es wollen.«
    »Das ist wahr«, sagt Giffey und deutet mit einem Nicken nach Westen, in die Welt da draußen.
    »Von wo sind Sie?«, fragt sie.
    »Sie zuerst, dann ich.«
    »Aus Billings. Mein Vater brachte mich vor fünfzehn Jahren hierher. Er und seine Freundin haben mich zu Hause unterrichtet, und ich bekam einen hervorragenden Abschluss beim Clearwater-Schulwettbewerb. Und… Sie?«
    »Ich habe alles Mögliche gemacht, darunter auch nicht ganz astreine Sachen«, sagt Jack mit einem Grinsen. Kein kühnes Grinsen, sondern ein schüchternes, das gar nicht in seinen Bart zu passen scheint.
    »Lassen Sie mich raten«, sagt sie. »Sie haben außer Landes gearbeitet.«
    »Bingo«, sagt Giffey. »Ich heiße Jack.«
    »Und ich bin Yvonne«, erwidert sie. Jack reicht ihr seine Hand, die sie über dem Tisch annimmt und schüttelt. Ihr Griff ist warm und trocken, und ihre Finger haben etwas Grobes und Praktisches, das ihm gefällt. »Wo genau?«, fragt sie.
    »Afrika und Hispaniola, nachdem ich aus der Bundesarmee entlassen wurde.«
    Yvonnes Augen weiten sich. Wenn Angehörige der Bundesarmee sich überhaupt nach Green Idaho trauen, verraten sie normalerweise nichts über diesen Aspekt ihres Lebens.
    »Ich habe fünf Jahre unter Colonel Sir John Yardley in Liberia und Hispaniola gedient. Ich bin gegangen, als er durchdrehte und die Macht im Land übernahm.«
    »Oh«, sagt sie. Sie ist interessiert, aber nicht nur an Geschichte.
    »Fünf Jahre verheiratet, keine Kinder, geschieden.« Etwas flackert in seinem Gedächtnis auf, die Gesichter zweier Frauen. Die eine ist wie ein Pin-up-Star, die andere… geisterhaft. »Jetzt Sie.«
    »Ich lebe mit einem Gelegenheitsarbeiter zusammen. Noch nicht verheiratet, aber bald. Er arbeitet im Norden in einer Papiermühle. Sie stellen dort feinstes Papier für Kunstbücher her. Manchmal wird der Lohn sogar pünktlich ausgezahlt.«
    Giffey nickt. »Ist sicher nicht einfach.«
    »Das kann man wohl sagen«, erwidert Yvonne und sieht aus dem Fenster. »Er möchte erst heiraten, wenn wir genügend auf der staatlichen Bank angespart haben, um eine kleine Reparaturwerkstatt zu eröffnen. Aber Sie wissen ja, die kleinen Nano-Reparaturwerkstätten… sogar hier benutzt sie jeder. Ich weiß nur nicht, wie wir es schaffen sollen. Al ist sein Onkel. Es ist schön, wie hier jeder dem anderen hilft.«
    Und es ist schön, dass Al der

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