Slant
zu produzieren. Nach dem Genfer Abkommen darf es vor dem tatsächlichen Einsatz keinerlei Zutaten für hochexplosive Sprengstoffe enthalten oder herstellen können. Die Produktion von militärischer Fertigungspaste wird strengstens überwacht.
Über diesen Punkt schreit die Legislative von Green Idaho regelmäßig in wirtschaftlichem Selbstmitleid auf: Die Außenwelt will einfach nicht zulassen, dass man eigenes Nano oder Fertigungspaste herstellt! Derartige Freuden des Lebens bleiben ihnen verwehrt.
»Ihre Anzahlung ist gestern Abend eingetroffen«, sagt der ältere Mann. »Verbindlichsten Dank. Es war ein Vergnügen, diese Dinge zu besorgen, eine echte Herausforderung.« Auch der ältere Mann legt Wert darauf, dass Giffey seinen wesentlichen Anteil bei der Beschaffung anerkennt. Je mehr Hände am Handel beteiligt sind, desto undeutlicher wird die Spur zur eigentlichen Quelle. »Ich werde mich noch viele Wochen lang mit Vergnügen daran zurückerinnern.«
»Das glaube ich«, sagt Giffey. »Darf ich eine Probe nehmen?«
»Bitte!«, sagt der ältere Mann. Giffey zieht einen Metallstab mit einem dünnen Kabel aus einer Tasche und verbindet das Kabel mit seinem Pad. Dann tritt er vor die Kanister mit der Paste und öffnet ein Ventil. Er steckt den Stab in den Kanister und schaut auf sein Pad. Die Werte liegen bis zur vierten Kommastelle im grünen Bereich.
Es ist genau das, was er bestellt hat.
Giffey verzichtet darauf, weitere Behälter zu überprüfen. Diese Männer besitzen genauso viel Ehrgefühl wie eine Bande jugendlicher Schläger.
Der alte Mann hält wieder eine Rede für die Brüder, die aufmerksam lauschen. »Das ist genug Paste, um ganz Moscow zu erledigen. Jedes Gramm ergibt einen unglaublichen Rumms. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kaninchen von hier bis…«
»Es reicht«, sagt Giffey und starrt ihn an, damit er die Klappe hält. Der alte Mann bewegt die Lippen und nickt schließlich. Kein Grund, zu viel zu erzählen. Dann bietet er Giffey ein Bier an.
»Der beste Auftrag, den ich seit der Unabhängigkeit hatte«, sagt er. »Ich würde gerne darauf anstoßen. Das bringt Glück.«
Er hat noch etwas Zeit – wenn auch nur wenig. »Sicher, vielen Dank«, sagt Giffey. Der alte Mann hastet in die versiffte Küche, um den Kühlschrank zu öffnen. Giffey ruft ihm nach: »Haben Sie schon alles für die Lieferung arrangiert?«
»Heute Abend um sieben Uhr dreißig. Adresse?«
Giffey schreibt die Adresse auf einen Zettel, ein altes Lagerhaus im westlichen Industrieviertel von Moscow. Giffey wird nicht persönlich erscheinen, sondern Leute, denen er vertraut, werden die Ware in Empfang nehmen und die restliche Bezahlung abwickeln. Jenner wird die Ware bis zum endgültigen Bestimmungsort begleiten. Der alte Mann bringt für jeden eine Flasche mit.
Das Bier ist gut. Jenners Kopfhaut hat sich beruhigt. Jetzt wirkt er fast normal.
»Salud«, sagt Giffey, dann nehmen sie gemeinsam den ersten Schluck vom schweren dunklen Gebräu.
*
Draußen geht Jenner mit Giffey bis zur Straße, wo er auf den Bus wartet, der ihn nach Moscow zurückbringen soll.
»Wie lange sind Sie schon außer Dienst?«, will Giffey von Jenner wissen. Der junge Mann lächelt und schüttelt den Kopf.
»Ich war nie richtig dabei«, sagt er. »Ich wurde in Quantico und Annapolis ausgebildet. Für Sondereinsätze. Dann hatte ich gewisse Schwierigkeiten, worauf man mich hinauskomplimentierte und mir die Dienstpapiere abnahm. Ich wurde für brisante Aufgaben ausgebildet.«
Giffey nickt. Er sieht Jenners Gesichtsausdruck und Haltung an, dass der Mann nur ungern mehr erzählt. Jenner kennt sich bestens mit allen Aspekten militärischen Nanos aus, wie es aus Giffeys Quellen hieß; das muss genügen.
»Was ist mit Ihnen?«, fragt Jenner. Der Bus kehrt von seiner weiten Rundfahrt über die Landstraßen zurück. Sie können ihn bereits am Horizont erkennen.
»Bundesarmee, ehrenhaft entlassen, drei Jahre im Auslandseinsatz.«
»Das würde mir auch gefallen«, sagt Jenner. Sein Adamsapfel hüpft auf und ab. »Ich habe meine Chance verpasst, mehr von der Welt zu sehen.« In seiner Kopfhaut bilden sich leichte Falten. Er bemüht sich, den richtigen Umgang mit Giffey zu finden, einen Mittelweg, eine gemeinsame Basis, ohne seinen Vorsprung als Experte aufgeben zu müssen. Jenner ist höchstens zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig.
Recht jung. Aber das soll nicht Giffeys Sorge sein.
YOX-ROX! Heute Abend auf PRIMA PRO-PREMIERE!
Gene ist
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