Slant
zeigen; sie ist zu jung und ehrlich, um ihm weh tun zu können.
Auf jeden Fall hat diese Frau sich entschlossen, mit Giffey zu schlafen, aber sie hat sich nicht dazu herabgelassen, ihm ein deutliches Zeichen zu geben, dass dem so ist, sondern sie wartet darauf, dass er den entscheidenden Schritt unternimmt. Giffey missfällt dieser weibliche Charakterzug, diese Feigheit angesichts der Begierde. Eine sichere Redoute, von der aus sich hervorragend Granaten der Lächerlichkeit werfen lassen, sollte sich die Situation ungünstig entwickeln.
Trotzdem ist er sehr nett zu ihr gewesen, hat seine männliche Rolle gespielt und seinen Ärger unterdrückt, um sie nicht zu vertreiben, während er darauf wartet, dass sich die Kalkulationen seiner eigenen Begierde zu Eins oder Null summieren, zu Ja oder Nein.
Er betrachtet ihr Gesicht im diffusen Licht der Laterne, die über ihren Köpfen hängt, die kleine imitierte Flamme in schwach flackerndem Orange. Ihre Haut ist von hübscher Blässe und ohne Makel, ihre Nase animiert ihn dazu, seine eigene Nase daran zu reiben, ihr Unterkiefer ist etwas schwer, aber ihre Lippen sind einfach süß, vor allem, wenn sie innehält und ihm einen erwartungsvollen Blick zuwirft, diese Lippen leicht geöffnet, unmittelbar dahinter die kleinen weißen Zähne.
Insbesondere würde er darauf wetten, dass ihre Brüste genauso reizend sind, wie er vermutet, und obwohl ihre Beine an den Waden dünn sind und ihre Taille für seinen Geschmack zu wespenhaft ist, kann er sich vorstellen, dass das Zusammentreffen der inneren Schenkel und des Mons insgesamt ein wohlgestaltetes Ypsilon ergibt und dass sie ihr Schamhaar nicht verunstaltet hat, außer es vielleicht an den Rändern zu stutzen, falls Bill im Sommer mit ihr schwimmen geht (obwohl sie diese Form der Körperpflege in den Wintermonaten vernachlässigt haben könnte). All das geht ihm durch den Kopf, während er um die Rechnung bittet. Er wird bezahlen. Sie hat keine Einwände.
»Jetzt habe ich dir die Ohren vollgequatscht«, sagt sie, als sie zur Tür gehen. Draußen auf der Straße stehen sie nahe beisammen, und der Augenblick ist gekommen, die Sache zu vergessen oder das alte Spiel bis zum Ende zu spielen. Giffey hofft, dass seine Kunstfertigkeit nicht nachgelassen hat; es ist über anderthalb Jahre her, seit er es zuletzt gespielt hat.
»Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast«, sagt er und macht eine Pause. »Ich mag den Klang deiner Stimme. Es ist die hübscheste Stimme, die ich seit langem gehört habe.«
»Vielen Dank, Jack.«
Sie stehen sich gegenüber. Hier draußen ist es wirklich verdammt kalt und die Straßenbeleuchtung wirft lange Schatten. Er kann ihr Gesicht kaum erkennen und sein eigenes Gesicht beginnt zu schmerzen. »Du hast sehr viel in mir bewegt, Yvonne.«
Das klingt nicht genial, aber sie ist nicht überkritisch.
»Ja, du kannst gut zuhören und du bist kein Großvater.«
Giffey streckt eine Hand aus und streichelt ihren Arm.
Der Fellkragen hebt sich mit ihrem Haar und erzeugt wieder jenen dunklen Heiligenschein – und mittendrin, wie im Zentrum einer Zielscheibe, das Oval ihres Gesichts. Ihres sehr hübschen Gesichts. Teufel auch, es war alles nur ein Vorwand. All seine Zweifel waren geheuchelt. Er will diese Frau, er braucht sie sogar, weil er Angst davor hat, wenn er in den nächsten Tagen gegen Omphalos antritt. Wahrscheinlich bleibt ihm nicht mehr viel Zeit. Er könnte dem guten Essen, den Getränken, der Landschaft und dem Himmel Lebewohl sagen; und er kann auch den Augen und Nasen und Brüsten und Hüften Lebewohl sagen.
Er ist nicht bereit, irgendwelche Rücksichten auf Bill zu nehmen, der sich nicht so um diese Frau kümmert, wie sie es sich wünscht, und der weit weg ist, um sich zusammen mit seinen Yox-Kumpels und irgendwelchen Karaoke-Miezen aus Thailand oder Indien einen runterzuholen.
»Du weckst ein starkes Bedürfnis«, sagt er leise. »Ich möchte dafür sorgen, dass du über mindestens einen Mann etwas besser denkst.«
»Oh«, sagt sie. Jetzt wird sie nervös. Der letzte Mann, mit dem sie dieses Spiel gespielt hat, war vermutlich der arme Wichser Bill. »Ich habe nichts gegen Männer, überhaupt nicht. Versteh mich nicht falsch. Aber du bist etwas Besonderes. Du kannst zuhören. Ich…«
Als sie sich erneut auf Worte zurückziehen will, nimmt Giffey ihren Arm und zieht sie an sich. An ihrem automatischen Widerstand schätzt er ab, wie viel Überzeugungsarbeit er noch leisten muss, bis sie
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