Slant
er alle seine Sachen in einen kleinen Koffer und geht. Giffey will nicht, dass irgendwer weiß, wo er sich aufhält oder wo er sich aufhalten könnte, weder heute noch danach.
Er ist wütend auf sich, weil er sein Ziel aus dem Auge verloren hat. Diese Sache hätte alles vorzeitig und auf äußerst dumme Weise beenden können. Für nichts, denkt er.
Für nichts und wieder nichts.
20 /
Die Nacht wechselt zu einem düsteren Morgen. Der Sturm lässt nach und die Light-Show ist vorbei. Alle Fensterläden des Hauses sind zu und der Monitor ist auf Stumm und Speichern geschaltet. Alice hat Twist beruhigt und ihr schnell wirkende Ataraktika gegeben. Sie hyperventiliert nicht mehr und liegt jetzt mit einem kalten Tuch über den Augen auf Alices Couch, die dünnen Handgelenke verbunden, die Finger unruhig knetend. Sie hat aufgehört zu schluchzen. Alice ist erschöpft, aber sie bewacht die junge Frau mit einer Mischung aus Verärgerung und einer sonderbaren Dankbarkeit.
Sie kann sich darauf verlassen, dass Twists Probleme stets viel dringender und komplizierterer sind. Die Worte sprudelten aus ihr hervor, sobald sie durch die Tür getreten war – ihr Gefühl der Furchtbarkeit war zurückgekehrt, sagte sie, stärker als zuvor, und sie konnte kaum noch geradeaus blicken. Sie hatte eine Odyssee durch die totale Finsternis hinter sich: »Als würde man einen Hund mit kranken Augen ansehen«, sagte sie. Sie hätte sich fast die Pulsadern aufgeschnitten, auf die schrecklichsten lautlosen Impulse gehorcht und sich die Hölle in lebhaften Farben ausgemalt. Einige dieser Szenen hat sie beschrieben, während Alice ihr etwas zu essen und die Ataraktika verabreichte. Alice hat zugehört, mit verbissenem Mitgefühl.
Twist hat einen schweren Rückschlag erlitten, daran besteht kein Zweifel. Morgen werden sie über ihr Zeitarbeitsverhältnis reden und zusehen, ob eine langfristige medizinische und therapeutische Versorgung möglich ist.
Aber jetzt herrscht Frieden. Draußen fällt leichter Regen, ein leises Fingertippen der Tropfen, das hinter den geschlossenen Fenstern kaum hörbar ist. Die ganze Welt scheint nur aus dem zu bestehen, was sich innerhalb der Wände befindet.
Alice zieht ihren flauschigen Morgenmantel an und kauert sich auf dem Stuhl neben der Couch zusammen. Sie zieht die Knie an und lässt die Augen zufallen. Sie kommt sich wie ein Eichhörnchen vor, das von einer Katze gehetzt wurde. Ihre Gedanken bewegen sich in langsamen Wellen zwischen Vernunft und sanft erzitternder Phantasie.
21 /
Mary Choy hat ihren Antrag auf Bereitstellung der benötigten Daten an die Seattle Citizen Oversight abgeschickt. Die Entscheidung muss von Menschen getroffen werden, die alle zu Hause sind und schlafen. Nachdem sie Nussbaum anzurufen versucht und festgestellt hat, dass auch er nach Hause gegangen ist, bestellt sie sich ein Polizei-Shuttle. Während der Fahrt nach Norden ist sie ganz allein im Fahrzeug.
In ihrem Apartment zieht sie sich aus und nimmt eine Dusche.
Sie sitzt am antiken Thermopane-Fenster und starrt hinaus in den Regen. Ein harter Tag für ein kleines Mädchen.
Sie hätte nichts dagegen, diesen Tag zu vergessen. Nussbaum hätte ihre Nagelprobe gerne mit einem weniger grausamen Fall beginnen können, mit einer nicht so beunruhigenden und sinnlosen Sache.
Sie streckt die Beine aus und versinkt tiefer im weichen Sessel. Sie ist noch nicht bereit zu schlafen. Sie steht auf und macht eine langsame Taisch-Übung, ein paar Tai-Chi- und Aikido-Bewegungen, nach ihrem individuellen Tanzrhythmus choreografiert, bis ihre geistige und körperliche Anspannung nachlässt und sie wieder ihren Grundzustand erreicht, die Basis und der Bezugspunkt all ihrer Unternehmungen, bis sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hat und wie der Mond hinter Wolken hervorkommt.
Sie gähnt. Die Bilder sind vorerst weggesperrt. Sie wird sie morgen wieder herauslassen und gleichzeitig ihren professionellen Zorn, der eher eiskalt als brennend heiß ist.
SEXSTROM
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DER EHEMANN:
Ich war immer höflich und nett und habe Rücksicht auf dich genommen. Du selbst hast mir gesagt, ich
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