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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihm; doch in Wirklichkeit kann er sich an keine grausame Frau erinnern – wie kommt das?)
    Er ist zärtlich zu Yvonne. Sie verhält sich in seinem Bett überraschend elegant, rücksichtsvoll, flexibel und leidenschaftlich, ohne den Eindruck einer Schlampe zu machen. Ihr Blick konzentriert sich auf seine Augen, sie verfolgt seine Bewegungen mit wachem Interesse. Es ist einige Zeit her, seit er zum letzten Mal den kraftvollen Trieb einer jüngeren Frau erlebt hat, und selbst für ihre Altersklasse ist Yvonne eine Pistole, und zwar eine stilvolle Pistole. Er fühlt sich sehr glücklich, wie ein Todgeweihter, der unter den Schönheiten der Stadt wählen darf, bevor ihn das unausweichliche Ende des rituellen Opfers ereilt.
    Giffey mag keine Zungenküsse, aber erstaunlicherweise gefällt es ihm sehr, Lippen und Zunge an allen anderen Stellen einzusetzen. Er hat vor Jahren etwas über Männer seines Typs gelesen, über die speziellen Moleküle, die sie zur Stimulation benötigen, aber dabei ging es um Chemie und nicht um Sex, und die Gründe für sein Verhalten sind ihm völlig gleichgültig.
    Ohne ins Detail zu gehen, macht Yvonne ihm deutlich, dass nur wenige Männer aus ihrem Bekanntenkreis so großzügig sind. Giffey ist stolz auf sich und innerhalb einer Stunde haben sie sich gegenseitig völlig verausgabt.
    »Du bist eine tolle Frau«, sagt Giffey, als sie nebeneinander liegen. Das Zimmer ist nicht teuer und bietet kaum Komfort, aber er bewahrt eine Flasche Bourbon im Schrank auf und im uralten emaillierten Kühlschrank gibt es Eis, sodass er ihr einen Drink anbieten kann. Sie hat seine Zuneigung und sogar ein wenig seinen Beschützerinstinkt geweckt.
    »Normalerweise mag ich keine Spirituosen«, sagt Yvonne. »Aber jetzt scheint mir der richtige Moment zu sein. Lass uns anstoßen – auf dich.«
    »Danke«, sagt Giffey.
    Während er das Bett verlässt und einschenkt, setzt sich Yvonne auf. Sie hat lediglich die Knie zugedeckt, sodass er die Wölbungen ihrer Brüste und den Doppelring ihres gequetschten Bauches bewundern kann. Giffey mag keine Bäuche, die künstlich gestrafft sind. Yvonne weist die reizenden Makel der unmanipulierten Natur in ausreichender Anzahl auf, sodass er beinahe überzeugt ist, es könnte nicht Besseres geben, als noch mehr Tage und selbstverständlich auch Nächte mit ihr zu verbringen – viel mehr.
    »Wie nennen dich deine Freunde? Sagen sie Jack zu dir?«, fragt Yvonne, während sie sich mit einem Fingernagel an der Nase kratzt.
    »Mein bester Freund nennt mich Giff«, sagt er. »Aber es gibt nur sehr wenige Menschen auf dieser Welt, die mich jemals Giff nennen würden.«
    »Darf ich?«
    Giffey bringt die Gläser ans Bett und die Eiswürfel klingeln im hellbraunen Bourbon. »Was würde Bill davon halten, wenn ich dir erlaube, mich Giff zu nennen?«, sagt er.
    Yvonne kneift leicht die Augen zusammen. »Ich brauche dich, das hier«, sagt sie. »Das geht Bill überhaupt nichts an.«
    »Tschuldigung, dass ich davon angefangen habe.«
    »Schon gut«, sagt Yvonne und verzeiht ihm, indem sie das Glas hebt und einen Schluck nimmt.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun«, sagt Giffey.
    »Ich bitte dich nicht um mehr«, sagt sie.
    Er spürt, wie sein tiefer Kern gelegentlicher Aufrichtigkeit an die Oberfläche drängt. Er weiß, dass er es nicht unterdrücken kann; diese Frau ist ihm keineswegs gleichgültig, und er will ihr nichts vormachen. »Ich meine, du bewegst mehr in mir als es irgendeiner anderen Frau seit Jahren gelungen ist.«
    »Ich weiß, dass ich so auf manche Männer wirke«, sagt Yvonne mit solch unschuldiger Offenheit, dass Giffey weiß, dass sie nicht prahlen will. »Ich wünschte mir nur, es wären bessere Männer, so wie du. Warum kannst du nicht eine Weile bleiben?«
    »Ich werde hier sein, aber ich werde viel zu tun haben«, sagt Giffey.
    »Wahrscheinlich Geschäfte in den Wäldern«, sagt sie.
    Giffey grinst, aber er nickt nicht.
    »Ich kenne alle Möglichkeiten, wie Männer hier versuchen können, an Geld zu kommen. Wir sind selbst für unsere Schwierigkeiten verantwortlich. Ich bete zu Gott, ich könnte einfach meine Sachen packen und nach Seattle gehen, um dort einen Job zu bekommen.«
    Giffey schüttelt den Kopf. »Keine gute Idee, so ganz ohne Vorbereitung.«
    »Darüber haben wir doch bereits gesprochen«, sagt Yvonne.
    »Das haben wir.«
    »Ich…«
    Sie wird durch lautes Türklopfen unterbrochen. Giffey ist aufgesprungen und hat seine Pistole aus der

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