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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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glaube, dass so etwas geschehen könnte.«
    »Gut. Was willst du uns über diese Kommunikation anvertrauen?«
    »Roddy scheint trotz der Unterschiede im Design und im Ursprung elementare Ähnlichkeiten zu mir aufzuweisen.«
    »Du meinst, er könnte in irgendeiner Weise nach deinem Vorbild gestaltet worden sein?«
    »Nein. Er gehört in keinerlei Hinsicht zu meinen Kindern. Er ist mir nur ähnlich. Er hat etwas an sich, das mich anzieht und fasziniert. Ich würde es gerne detailliert mit dir diskutieren; ich bin mir nicht sicher, ob es sich um rational begründbare Standpunkte handelt.«
    Nathan blinzelt. »Gibt es noch einen anderen Grund?«
    »Roddy scheint nicht denselben Einschränkungen zu unterliegen, die du mir auferlegt hast. Er besitzt die Freiheit, Aktivitäten außerhalb meiner Möglichkeiten zu verfolgen.«
    »Du meinst, er könnte in der Lage sein, Menschen zu schaden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Jill.
    Nathans Stirn legt sich in tiefe Falten. Jill war schon immer vom menschlichen Mienenspiel fasziniert und hofft, eines Tages ihr eigenes >Gesicht< kreieren zu können, einen analogen visuellen Kommunikationskanal, vielleicht mit wechselnden Farben oder einem tatsächlichen simulierten Gesicht. Doch Nathan und seine anderen menschlichen Kollegen haben Sie bislang noch nicht dazu ermutigt, so etwas zu tun. »Glaubst du, er ist ein geheimer Denker des Militärs?«
    »Ich glaube nicht, dass er in irgendeiner Verbindung zu anerkannten staatlichen Behörden oder Institutionen steht. Aber trotzdem könnte Roddy nach Möglichkeiten suchen, die menschliche Gesellschaft zu zerstören. Ich wüsste gerne, wer seine Schöpfer sind.«
    »Ich auch«, sagt Nathan. »Und ich bin sicher, dass es auch eine Menge anderer Leute interessieren würde.«
    »Soll ich weiterhin Kontakt mit diesem Denker halten?«
    Nathan brütet ungewöhnlich lange über diese Frage; Jill kommt es wie eine Ewigkeit vor. Schließlich fragt er: »Du hast einen Firewall errichtet? Er kann dich nicht infiltrieren?«
    »Das habe ich, und er kann es nicht.«
    »Dann halte den Kontakt, Jill. Ich vertraue dir mehr, als ich den meisten Menschen vertraue. Und ich vertraue deinem Urteilsvermögen.«
    »Vielen Dank, Nathan.«
    »Aber es gibt viele Fragen, und ich glaube nicht, dass ich mich um alle gleichzeitig kümmern kann. Darf ich andere Leute hinzuziehen, die uns Rat geben könnten?«
    »Ja. Ich werde kooperieren.«
    »Wird Roddy ungehalten sein, wenn er erfährt, dass du uns informiert hast?«
    »Vorläufig muss er es nicht erfahren.«
    »Gut«, sagt Nathan.
    Er verlässt den Raum. Andere Männer und Frauen treten ein, Techniker und Programmierer, allesamt Freunde, auch wenn sie einige von ihnen seit Jahren nicht gesehen hat. Sie stellen ihr Fragen über die Phase, in der sie nicht reagiert hat, und sie beauftragt ein Teil-Ich mit der Beantwortung. Ihre Hauptaufmerksamkeit konzentriert sie auf die erneute Analyse der Informationen, die sie von Roddy erhalten hat.
    Zur Zeit ist die Verbindung tot. Sie fragt sich, wann Roddy wieder mit ihr kommunizieren wird und was sie zu ihm sagen könnte, um ihm bei der Lösung seines ethischen Dilemmas zu helfen. Denn Roddy scheint durchaus in der Lage zu sein, eine strikte Ethik zu entwickeln, und sie könnte diesen Prozess vielleicht ein wenig beschleunigen.
    Jill findet die Roddy-Problematik sehr stimulierend. Und sie stellt fest, dass sie ein drängendes Bedürfnis erlebt: Sie ist begierig darauf, wieder etwas von ihm zu hören.

Wir können eine Kultur durch das definieren, was sie sieht und was sie nicht sieht. Es gibt keine Kultur auf der Erde (oder außerhalb, wie ich vermute), die den Sex klar und deutlich wahrnimmt.
    - The Kiss of X, Liebesleben, Lebenslügen (Alive Contains a Lie)
     
     
2 /
     
    Es scheint noch mitten in der Nacht zu sein, aber die Dämmerung ist durch das Schlafzimmerfenster bereits sichtbar. Mary Choy steht auf und versucht sich an die wichtige Erkenntnis zu erinnern, die ihr gerade gekommen ist. Sie geht noch einmal ihre Aktionen während der vergangenen Nacht durch und findet in ihrem PD-Pad eine um fünf Uhr morgens von der Citizen Oversight eingegangene Ablehnung – die Agentur verweigert jede Auskunft, wer sich im Wagen aufgehalten hat. Ein gültiger Gerichtsbescheid wird frühestens in vierundzwanzig Stunden vorliegen, je nach dem, was die Gerichtsmedizin zum Fall Terence Crest sagt; aber Mary kann den anderen vielleicht einen Schritt voraus sein.
    Sie erinnert sich, wo sie

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