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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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werfen, doch durch den winzigen Spalt zwischen den Vorhängen kann er kaum etwas erkennen.
    »Sieht nicht so aus, als wäre jemand zu Hause.«
    »Du solltest das nicht tun«, warnt Janie. Sie fühlt sich nicht wohl. Es ist heiß und in der Luft surrt es von Insekten. Und sie dringen in die Privatsphäre eines Fremden ein. »Der Ort hier macht mir irgendwie Angst.«
    Carl untersucht den Stapel Pakete vor der Tür und betrachtet die Absender. Er nimmt eins in die Hand und schüttelt es an seinem Ohr bevor er es wieder zurücklegt und sich umsieht.
    »Hast du Lust, einzubrechen?«, fragt er mit schiefem Grinsen.
    »Nein. Das ist eine verdammt blöde Idee. Wir könnten verhaftet werden!«
    »Ach was. Wer sollte das erfahren?«
    »Wenn Captain das je herausfindet, tritt sie uns in den Hintern. Das wird sie nicht auf die leichte Schulter nehmen.« Janie zieht sich zum Auto zurück. »Komm schon, Carl. Im Ernst!«
    Nur zögernd stimmt Carl zu, und sie steigen wieder ins Auto.
    »Ich verstehe das nicht. Willst du nicht mehr über ihn wissen? Der Kerl ist immerhin dein Vater. Bist du denn gar nicht neugierig?«
    Janie sieht aus dem Fenster, während Carl den Wagen wendet.
    »Ich versuche, es nicht zu sein.«
    »Weil er stirbt?«
    Gedankenverloren antwortet sie: »Ja.«
    Sie weiß, dass sie, wenn sie sich nicht mit Henry befasst, ihn als ein gelöstes Problem abschreiben kann, wenn er stirbt. Er wird dann einfach jemand sein, dessen Todesanzeige in der Zeitung steht. Nicht ihr Vater.
    »Ich glaube einfach, dass ich im Moment nicht noch etwas brauche, um das ich mich kümmern muss.«
    Carl fährt wieder auf die Straße, und Janie sieht ein letztes Mal über die Schulter zurück. Sie sieht nur Bäume.
    »Hoffentlich werden die ganzen Pakete beim nächsten Regen nicht nass«, bemerkt sie.
    »Würde es etwas ausmachen?«
    Schweigend fahren sie ein paar Minuten. Dann fragt Carl: »Hast du eigentlich aus Henrys Albtraum gestern irgendetwas erfahren? Nach unserem kleinen schicksalhaften Missverständnis habe ich mich gar nicht getraut, danach zu fragen.«
    Janie dreht sich auf ihrem Sitz und sieht Carl beim Fahren zu.
    »Es war fast genauso wie beim ersten Mal. Statisches Rauschen. Farben. Eine Frau in der Ferne. Und ich habe auch Henry im Traum gesehen. Er saß wieder auf demselben Stuhl und hat die Frau beobachtet.«
    »Was hat sie getan?«
    »Sie hat nur mitten in einem dämmrigen Raum gestanden – es sah aus wie eine Schulsporthalle oder so. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen.«
    »Er hat sie nur beobachtet? Hört sich gruselig an.«
    »Ja«, antwortet Janie. Sie betrachtet die Maisfelder, die an ihnen vorbeiziehen. »Aber es hat sich eigentlich nicht gruselig angefühlt. Eher … einsam. Und dann …« Janie hält inne. Überlegt. »Mmh.«
    »Was?«
    »Er hat sich umgedreht und mich angesehen. Als sei er irgendwie überrascht mich zu sehen. Er hat mich gebeten, ihm zu helfen.«
    »Andere Leute haben dich auch schon in ihren Träumen gesehen, oder? Sie sprechen mit dir.«
    »Ja, schon. Aber … ich weiß nicht. Es war irgendwie anders. Als ob …« Janie durchforstet ihre Erinnerung, sucht in den vielen Träumen, die sie in ihrem Leben durchlebt hat. »In den Träumen der meisten Menschen bin ich einfach da und sie akzeptieren es, sie sprechen mit mir, als sei ich eine Requisite. Aber sie gehen nicht wirklich auf mich ein – sie sehen mich zwar an, aber sie sehen nicht wirklich mich .«
    Carl kratzt sich über die Bartstoppeln und fährt sich abwesend mit den Fingern durch die Haare. »Ich sehe den Unterschied nicht.«
    »Ich wahrscheinlich auch nicht«, seufzt Janie. »Es war nur irgendwie anders.«
    »So wie damals, als wir uns an der Bushaltestelle das erste Mal gesehen haben? Du warst die Einzige, die mich angesehen hat, und es war sofort eine Verbindung zwischen uns da?«, fragt Carl sie halb im Scherz. Aber nicht wirklich.
    »Vielleicht. Aber eher, wie Miss Stubin mich in ihrem Traum angesehen hat, als ich noch im Pflegeheim gearbeitet habe, und mir eine Frage gestellt hat. Es war wie eine Art Erkennen. Als ob sie irgendwie wüsste, dass auch ich eine Traumfängerin bin.«
    Carl wirft Janie einen kurzen Blick zu. Seine Stirn runzelt sich und er legt fragend den Kopf schief.
    »Moment«, sagt er. »Einen Augenblick.« Er bremst und wendet sich wieder Janie zu. »Im Ernst?«
    Janie sieht Carl an und nickt. Sie hat sich das ebenfalls gefragt.
    »Janie, hast du irgendeinen Grund zu der Annahme, dass diese Traumsache

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